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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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dann auch kein Wunder, dass man ihn schon Monate vor dem Ende seines Novizats aufforderte, das Kloster wieder zu verlassen. »Ich verdanke es dem Prior, der mir trotz meiner Widerspenstigkeit wohlgesinnt war und mich besser kannte als ich mich selbst, dass ich schließlich zu den Templern und damit zu meiner wahren Bestimmung fand«, schloss Maurice seinen Bericht. »Wie das?«, fragte Tarik el-Kharim. »Nun, er besaß nicht nur die Großherzigkeit, sondern auch die Weitsicht, mich mit einer Empfehlung zu einem befreundeten Komtur zu schicken, der sich meiner annahm. Und schon vom ersten Tag an wusste ich, dass dies mein Leben und der Dienst als Kriegermönch meine Bestimmung war. Nach einem Jahr Probezeit in der Komturei von Saint-Denis bei Paris wurde ich in den Orden aufgenommen, erhielt die Clamys und durfte vor gut zwei Jahren mit einer Abteilung Tempelritter ins Heilige Land aufbrechen. So, Freunde, hat es mich also zu euch nach Akkon verschlagen!«
    Tarik und Gerolt zollten ihm Anerkennung für seine schonungslose Offenheit, mit der er ihnen seine vielfältigen Verfehlungen geschildert hatte. »Wer ohne Führer unterwegs ist, der braucht oft viele Jahre für eine Reise von wenigen Tagen, wie es bei den Beduinen heißt«, bemerkte Tarik gedankenvoll. »Und wer weiß, wohin die Reise uns noch führen wird«, sagte Gerolt bedrückt. »Ich befürchte, sie führt uns vermutlich schon bald aus Akkon und dem Heiligen Land wieder hinaus«, erwiderte Maurice. »Unsere einzige Hoffnung ist, dass König Heinrich von Zypern schnell mit einem starken Entsatzheer zu uns übersetzt, sonst wird Akkon nicht zu halten sein.« Gerolt hieb wütend mit der Faust auf den Tisch. »Warum nur König Heinrich von Zypern? Wo bleibt die Unterstützung aus allen anderen Ländern unserer christlichen Heimat? Wie hat es nur dazu kommen können, dass von den einstigen Kreuzfahrerstaaten und dem Königreich Jerusalem, für das so viele tapfere Männer ihr Blut und ihr Leben gelassen haben, so gut wie nichts mehr übrig ist? Ich verstehe einfach nicht, dass der Papst, der sich doch Stellvertreter Christi nennt, sowie die Könige und all die mächtigen Fürsten in Europa nicht die geringsten Anstrengungen unternehmen, um das Unheil abzuwenden und das Heilige Land für die Christenheit zu retten! Gelten ihnen Jerusalem und all die anderen heiligen Stätten, wo unser Heiland und Erlöser gelebt, gepredigt, gelitten und die Auferstehung erfahren hat, nichts mehr? Was kann denn wichtiger sein, als sich hier den Heeren der Ungläubigen entgegenzuwerfen?« »Ich kann dir sagen, was ihnen wichtiger ist«, erwiderte Maurice grimmig. »Ihre höfischen Intrigen, ihre Machtkämpfe untereinander sowie ihr ausschweifendes, ganz und gar nicht christliches Leben, all das ist ihnen tausendmal wichtiger, als das Kreuz zu nehmen und Geld für Truppen und Ausrüstung aus ihren übervollen Schatztru hen zu opfern! Was den Einsatz für den eigenen Glauben betrifft, fordern mir die Muslime entschieden mehr Respekt ab als unsere sich stets so fromm aufspielenden Fürsten und Könige, die es aber nur bei einem bloßen Lippenbekenntnis belassen.« Tarik lachte freundlos auf. »Ja, leider ist es so und nicht anders, Maurice. Wie schon die Sufis*, die weisen Meister und Wanderer des mystischen Pfades, seit Jahrhunderten lehren: Wenn Gott ei nem Menschen freundlich gesinnt ist, schenkt er ihm großes Leid, und wenn er ihn sich zum Feind machen will, schenkt er ihm weltliche Habe in Hülle und Fülle.«
    »Nun, Feinde haben wir mehr als genug«, sagte Gerolt mit wilder Entschlossenheit. »Aber wenn alle anderen uns im Stich lassen und auch Akkon noch fallen soll, dann wünsche ich mir zumindest, dass wir den Feinden einen unerbittlichen Kampf bis zum letzten Mann bieten, wie es unsere Ehre als Tempelritter verlangt!« »Du sprichst mir aus der Seele, Gerolt!«, pflichtete Maurice ihm bei. »Nur wäre mir eine offene, alles entscheidene Feldschlacht, bei der jeder mit Schwert und Lanze zeigen kann, was er als Kämpfer taugt, zehnmal lieber, als wochenlang einer zermürben den Belagerung standzuhalten und nur darauf zu warten, bis den Mamelucken der Durchbruch gelingt!«
    * Im achten Jahrhundert fanden sich in der islamischen Welt kleine Gruppen von Suchenden zusammen, deren Liebe zu Gott von einer großen leiden schaftlichen Sehnsucht bestimmt war. Sie lebten zumeist sehr zurückgezo gen und in Armut und entwickelten sich zu Bruderschaften und Orden. Die mystische

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