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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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nicht rätselhaft erscheinen, dass König Balduin auf der Stelle seinen Palast für sie räumt und ihn einfach so dieser kleinen Schar fremder Männer überlässt?« »So, wie Ihr es formuliert, kommt es einem schon etwas merkwürdig vor«, räumte Maurice ein. »Aber worauf, um alles in der Welt, wollt Ihr hinaus?« »Habt noch einen Augenblick Geduld!«, bat Abbé Villard. »Erlaubt mir noch eine letzte Frage. Wenn der Schutz der Pilgerwege die vorrangige Aufgabe des Ordens gewesen sein soll, wie man es stets hören und in Chroniken lesen kann, warum findet sich dann in unserer Regel nicht der geringste Hinweis darauf? Müsste man denn nicht erwarten, dass die Templerregel etwa mit den Worten ›Ziel unseres Ordens ist der Schutz der Pilgerwege‹ beginnt? Aber darüber findet sich nirgends auch nur ein einziges Wort.« »Stimmt!«, stieß Gerolt verblüfft hervor. »Glaubt ihr, dass so intelligente Männer wie Hugo von Payens und insbesondere Bernhard von Clairvaux, der alles überragende Geist seiner Zeit, dies bei der Abfassung einfach vergessen haben könnten?«, hakte Abbé Villard noch einmal nach. »Nein, bei einer so gewissenhaft verfassten Ordensregel ist jedes einzelne Wort bedacht, sowohl das niedergeschriebene wie auch das weggelassene«, sagte Tarik. »Und vom Schutz der Pilgerwege ist in der Regel tatsächlich an keiner Stelle die Rede.« Der alte Templer ließ einen Moment schweigend verstreichen. Dann sagte er in die angespannte Stille: »Der Templerorden ist einzig mit dem Ziel gegründet worden, in der Zeit der blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Kreuzfahrern und den Mus lims sozusagen Schutzschild und Schwertarm für die Geheime Bru derschaft der Arimathäer zu sein, ohne jedoch von deren Existenz zu wissen. Mit dem Kreuzzug hatte der Konflikt nämlich eine neue Dimension erreicht, war doch nun auf beiden Seiten ein un seliger, angeblich heiliger Krieg entbrannt. Dass . . .« »Was heißt angeblich heiliger Krieg?«, fiel Maurice ihm ins Wort. »Haltet Ihr den Krieg etwa nicht für heilig und gottgewollt?« »Nein, die Kriege mit den Muslims sind ganz sicher weder heilig noch von Gott gewollt«, bestätigte der Abbé. »Es ist eine der großen Tragödien der Menschheit, dass sich Juden, Christen und Muslims gegenseitig bekämpfen, statt zu begreifen, dass sie alle doch denselben Gott anbeten. Und sie sollten sich besser darauf besinnen, wie viel sie miteinander verbindet, als ihre vergleichsweise geringen Unterschiede zu betonen, die größtenteils kulturell bedingt sind. Immerhin gilt Jesus den Muslims als ein bedeutender Prophet. Auch Maria, Mose und Abraham nehmen in der Lehre der Korangläubigen eine herausragende Rolle ein. Der Hass zwischen den Religionen ist daher eine beklagenswerte Tragik und hat nichts mit Gott zu tun, sondern einzig mit Verblendung, irdischen Machtgelüsten auf beiden Seiten und gegenseitigem kulturellem Unverständnis. Aber lasst mich nun zur Gründung des Templerordens zurückkommen!« Die vier Freunde warfen sich verwunderte Blicke zu. Noch nie hatte ein Templer so zu ihnen über die Muslims gesprochen. Zwar gehörte es zur Geschichte des Ordens, dass sich Tempelritter viel mehr als andere Kreuzfahrer auf die arabische Kultur eingelassen, den Muslims bei aller Feindschaft Respekt bezeugt und vieles an ihnen angenommen hatten und dadurch bei anderen Christen regelrecht in Verruf gekommen waren. Aber was Abbé Villard gerade ausgeführt hatte, ging doch weit darüber hinaus! »Dass der Orden, der eigentlich nur eine kleine lokale, aber kampfstarke Schutztruppe sein sollte, sich schon nach wenigen Jahren verselbstständigen und ein eigenes Leben entwickeln würde, konnte damals keiner ahnen«, fuhr Abbé Villard fort. »Doch das ist jetzt nicht weiter von Bedeutung. Wichtig ist allein, dass ihr berufen seid, unserer Bruderschaft beizutreten und die Nachfolge derjenigen Arimathäer anzutreten, die vor euch aufopferungsvoll diesen heiligen Dienst geleistet haben.« Gerolt befiel plötzlich eine Ahnung, doch sie war so ungeheuerlich, dass ihm fast die Stimme versagte, als er hervorstieß: »Und was soll die Aufgabe dieser geheimen Bruderschaft sein, der Ihr angehört, Abbé Villard?« Die Antwort des weißhaarigen Templers sollte ihr Leben für immer verändern. »Sie sind die Hüter des Heiligen Grals!«

5

    Die Worte von Abbé Villard trafen seine jungen Or densbrüder wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Eine fast atemlose Stille trat in dem unterirdischen

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