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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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wie der ungläubige Thomas reagiert, als ich damals in Jerusalem mit meinen Freunden in das Geheimnis eingeweiht wurde und wir das Amt von jenem Gralsritter übernahmen, der zu der Zeit noch um einiges älter war als ich heute. Aber bevor ich . . .« »Und wann ist das gewesen?«, fiel Gerolt ihm ins Wort. Abbé Villard ließ sich mit der Antwort Zeit. Ein wehmütiger Ausdruck trat auf sein Gesicht und fand sich auch in seiner Stimme wieder, als er schließlich sagte: »Das war im Jahre 1119.«
    »Unmöglich!«, entfuhr es Gerolt entgeistert. »Denn dann . . . dann müsst Ihr ja fast zweihundert Jahre alt sein!...Und so alt kann kein Mensch werden!« Der greise Templer lächelte und sein Gesicht nahm einen schmerzlichen Ausdruck an. »Davon würde ich auch abraten. Aber das Wort ›unmöglich‹ gibt es für Gott nicht. Was wir als Wunder bezeichnen und nur im Glauben als Mysterium anneh men können, ist für den Schöpfer der Welt gerade mal ein winzi ges Zeichen seiner grenzenlosen Allmacht.« Er machte eine kurze Pause. »Der heilige Kelch ist der Quell ewigen Lebens«, eröffnete er ih nen dann feierlich und sprach die Worte langsam, fast zögernd aus, als wüsste er, wie viel er ihnen mit dieser zweiten ungeheu erlichen Offenbarung in so kurzer Zeit zumutete. »Ich bin sogar um einiges älter als zweihundert. Denn ich war schon jenseits der dreißig, als ich mit Hugo von Payens und meinem Bruder Gott fried von Saint-Omer nach Jerusalem kam, in die Bruderschaft aufgenommen wurde und mit meinen Freunden den Orden der Tempelritter gründete.« Gänzlich erschüttert starrte McIvor ihn an. Und seinen Freunden erging es nicht anders. Was ihnen widerfuhr, erschien ihnen so unwirklich wie ein wirrer Traum, in dem das fantastische Gesche hen nicht nur alle bekannten Gesetze der Natur außer Kraft setz te, sondern auch noch einen Teil der Geschichte umschrieb, die man genau zu kennen geglaubt hatte. »Wer aus dem heiligen Kelch trinkt, gewinnt also das ewige Le ben?« Gerolts Stimme war kaum mehr als ein ehrfürchtiges Flüs tern. Abbé Villard schüttelte den Kopf. »Nicht das ewige Leben, das er wartet uns erst im Himmelreich und allein durch Gottes Gnade.
    Und der heilige Trank macht auch nicht unverwundbar, wie manche Legenden fälschlich behaupten. Aber wer wiederholt aus dem Kelch zu trinken wagt, dessen Leben kann viele Jahrhunderte dauern. Doch wer würde das schon wollen und sich dadurch freiwillig die Hölle auf Erden bereiten? Denn genau das würde ihn erwarten, wenn er in seiner Vermessenheit nach einem fast ewigen Leben strebt. Nein, glaubt mir, viel mehr als das, was ich und die Hüter vor mir an Lebensjahren erreicht haben, vermag kein Mensch an Bürde, Schmerz und Einsamkeit zu ertragen. Sich immer wieder aufs Neue von treuen Weggefährten und anderen geliebten Menschen trennen zu müssen, die der Tod schon mit dreißig, vierzig Jahren aus dem Leben reißt, und über viele Generationen hinweg das heilige Geheimnis in Treue zu bewahren, schlägt tiefe Wunden in Herz und Seele. Ich weiß, wovon ich spreche! Aber Standhaftigkeit, Schmerz und diese innere Einsamkeit sind nur einige der schweren Lasten, die auch ihr zu tragen bereit sein müsst, wenn ihr dem Ruf folgen und Hüter des Heiligen Grals werden wollt.« »Aber wenn... wenn Gott uns wirklich zu diesem Amt berufen hat, wie Ihr sagt, wie können wir uns dann diesem Ruf verweigern?«, fragte Tarik beklommen. »Gott schenkt jedem Menschen die vollkommene Freiheit, sich für das Gute oder das Böse zu entscheiden, und er lässt uns freie Hand, von vielen möglichen Lebenswegen unseren ganz eigenen zu wählen«, antwortete Abbé Villard. »Er ist der Gott der Liebe, der niemals Zwang ausübt und der auch niemals aufrechnet. Und wenn in uns allen auch schon bei unserer Geburt die große Aufgabe unseres Lebens angelegt ist, die uns zu unserer gottgewollten Bestimmung führt, so hat Gott es doch allein unserer eigenen Entscheidung überlassen, ob wir unserem inneren Ruf aufrichtig Gehör schenken, ihm willig folgen und schließlich eines Tages das werden, was verborgen in uns auf vertrauensvolle Annahme und Vollendung wartet.« »Und was gehört noch zu den Aufgaben der Bruderschaft?«, wollte Maurice wissen und ein erregtes Funkeln stand in seinen Augen, als könnte er es nicht erwarten, aus dem heiligen Kelch zu trinken und sich so ein extrem langes Leben zu sichern. »Der Kampf gegen die Mächte der Finsternis, in dem schon viele tapfere Männer der

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