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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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sich über ihnen die Öffnung im Altar. »Folgt mir!«, sagte der alte Gralshüter und stieg am hinteren Ende des Vorraums eine steinerne, steil in die Tiefe führende Wendel treppe hinunter, deren Breite gerade mal einer Person ausreichend Platz bot. Sie wand sich um eine mannsdicke Mittelsäule aus natürli chem Felsen abwärts. Auch die Wände und die Treppenstufen be standen aus natürlich gewachsenem Felsgestein, das nur sehr grob behauen war und viele scharfe Kanten aufwies. Deutlich war ein kühler Luftzug zu spüren, der in dem Schacht von unten aufstieg. Lautlos zählte Gerolt die Stufen, während sie im unruhig fla ckernden Fackelschein abwärts stiegen. Er kam bis zur Zahl zwei undsiebzig. Und er fragte sich unwillkürlich, ob es sich dabei um einen Zufall handelte, dass der Schacht genauso viele Stufen auf wies wie die Ordensregel der Templer an Paragrafen, oder ob diese Übereinstimmung bewusst gewählt war und eine symboli sche Bedeutung hatte.
    Am Ende der Wendeltreppe erwartete sie eine rund gewölbte Tür, die aus zwei schmalen Flügeln bestand und deren Bohlen mit breiten Eisenbändern verstärkt waren. Man sah auf den ersten Blick an dem vorspringenden Felswulst rund um die Tür, dass sie sich nur nach innen öffnen ließ und es eines Rammbocks bedurft hätte, wollte man sie mit Gewalt aufbrechen. Gerolt schätzte, dass sie sich jetzt mindestens vierzig Ellen tief unter der Kirche befinden mussten, die Höhe des Kreuzgewölbes der Krypta mit eingerechnet. Sie hielten den Atem an, als der Gralshüter die Flügeltüren auf stieß. Dahinter lagen drei breite Eisenriegel am Boden, mit de nen die beiden Blinden die Tür hinter ihnen wieder verschlossen. Doch zu ihrer Verblüffung befanden sie sich nicht etwa in einem unterirdischen Gewölbe mit der Grabstätte des heiligen Joseph von Arimathäa und einem Schrein, der den Heiligen Gral barg, son dern der Fackelschein fiel in einen dunklen, schmalen Felsgang, der mit beachtlichem Gefälle noch weiter in die Tiefe führte. Der Gang verlief jedoch nicht schnurgerade, sondern vollführte einige scharfe Biegungen, als folgte er dem Verlauf einer natürli chen Felsspalte. Auch änderte sich immer wieder seine Neigung. Mal neigte er sich einige Dutzend Schritte weit nur ganz leicht, mal kippte er steil nach unten, dass man fast ins Rutschen kam, um dann für eine kurze Strecke völlig eben zu verlaufen. Und an einer Stelle brach der Gang sogar ab und fiel lotrecht in die Tiefe, sodass man dort eine Holztreppe mit neun Stufen angebracht hatte. Hier und da tanzte der Schein der Fackel über kleine, fla che Nischen, die nur ganz grob aus dem Fels gehauen waren und wohl dazu dienten, ein Kerzenlicht aufzunehmen. Gelegentlich huschten auch in Fels geritzte Symbole und Schriftzeichen an ih nen vorbei.
    Gerolt vermochte eines davon im Vorbeigehen zu entziffern. Missi dominici! Gesandte Gottes! Hatten Gralshüter aus längst vergangenen Jahrhunderten diese kurzen Inschriften hinterlassen? Ohne eine Erklärung anzubieten, schritt Abbé Villard mit der Fackel vorweg, während Dschullab und Bismillah mit der Leuchte wieder die Nachhut bildeten. Erneut zählte Gerolt im Stillen die Schritte, die sie in diesem immer tiefer führenden Felsgang zurücklegten. Längst mussten sie ein gutes Stück unter den Ausläufern des Montjoie angelangt sein und sich damit unter den Vierteln von Akkon bewegen. Nach einem weiteren Knick, der sich wie ein enges U um fast hundertachtzig Grad nach rechts wand, und insgesamt hundertvierunddreißig Schritten Länge endete der unterirdische Felsgang vor einer zweiten Tür, die sich in nichts von jener unterschied, auf die sie am Fuß der Wendeltreppe gestoßen waren. »Nun sind wir am Ziel unserer unterirdischen Wanderung«, verkündete der Gralshüter und schob die beiden Flügel der Tür weit auf. Gerolt hatte sich nur eine sehr vage Vorstellung von dem gemacht, was sie erwarten mochte. Aber weder er noch seine Freunde hatten auch nur im Entferntesten mit dem gerechnet, was sich nun ihren Augen im Licht von einem guten Dutzend Öllampen darbot, die in Wandnischen brannten. Abbé Villard führte sie in einen höchst wundersamen, viergeteilten Raum, dessen Grundriss dem eines Templerkreuzes mit vier gleich langen Kreuzarmen glich. Jeder dieser vier Seitenarme mit gewölbter Decke maß etwa fünf Schritte in der Länge und gut zwei in der Breite. In der Mitte des Kreuzes, wo sich die Arme trafen, erhob sich auf einem Sockel, der aus dem Fels

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