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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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schwieg einen Moment. Dann nickte er. »Ich verste he, was euch bewegt, und eure Beweggründe ehren euch. Aber ihr wisst so gut wie ich, dass Akkon nicht mehr zu retten ist. Es dürfte wohl nur noch eine Frage von Tagen sein, bis die ersten Breschen in den Mauern groß genug sind, damit der Sultan seine Fußtruppen zum Sturmangriff gegen die Stadt führen kann. Und wenn der Feind die Wälle erst überrannt hat, wird die ganze Stadt zu einem einzigen Schlachtfeld. Dann wird um jedes Vier tel, jedes Torhaus und jeden Straßenzug gekämpft und Akkon wird in ein blutiges Chaos versinken. Das ist das traurige Schick sal einer jeden eroberten Stadt, die sich standhaft weigert, sich dem Feind zu ergeben. So wird es auch hier sein. Und dann be steht die Gefahr, dass euch feindliche Truppenteile irgendwo den Weg abschneiden und verhindern, dass ihr noch rechtzeitig bei mir eintrefft, um den Heiligen Gral aus der Stadt zu bringen.«
    »Der heilige Kelch ist also hier in Akkon?«, stieß Gerolt mit leuchtenden Augen hervor. »Ja, und es ist euer heiliges Amt, den Kelch aus der Stadt und in Sicherheit zu bringen«, bestätigte Abbé Villard. »Aber dazu später mehr. Ich möchte euch einen Vorschlag machen. Ihr beteiligt euch weiterhin an der Verteidigung von Akkon. Doch sowie die Mamelucken mit ganzer Heeresstärke zum Sturmangriff übergehen, die Wälle überwinden und der Untergang der Stadt damit besiegelt ist, trennt ihr euch von eurer Truppe, die sich dann zweifellos in der Eisenburg verschanzen wird, und kommt unverzüglich an diesen Ort!« Die vier Ritter brauchten sich nicht erst zu bereden, um sich darauf zu verständigen, dass dies ein guter, ja weiser Kompromiss war. Ihre Templerehre blieb gewahrt, und das war wichtig. Es genügte daher ein kurzer Blick in die Runde und dann nahmen sie den Vorschlag an. »Gut, das hätten wir geklärt«, sagte Abbé Villard erleichtert und erhob sich aus dem Lehnstuhl. »Und nun händigt Bismillah und Dschullab eure Schwerter samt Scheiden aus!» »Aus welchem Grund?«, fragte Maurice verdutzt. Der alte Gralshüter unterdrückte nur mit Mühe einen Seufzer. »Fragt nicht bei allem, was ihr nicht sogleich versteht, nach dem Warum, sondern habt Vertrauen und tut, was ich euch sage«, erwiderte er mit sanftem Tadel. Schweigend und beklommen, folgten die Ritter seiner Aufforderung. Ohne das vertraute Gewicht des Schwertes an der Hüfte kamen sie sich nackt und schutzlos vor. Und sie rätselten, was es damit auf sich hatte, dass der Abbé ihnen die Waffen abnehmen ließ. »Und was geschieht jetzt?«, wagte Gerolt nun zu fragen, als Bis millah und Dschullab ihnen die Waffen abgenommen und recht achtlos neben der schweren Eisentür auf den nackten Steinboden gelegt hatten. »Jetzt führe ich euch zur irdischen Ruhestätte des heiligen Joseph von Arimathäa und Gründers der Geheimen Bruderschaft«, eröffnete ihnen der Abbé feierlich. »Und an den Ort, an dem der heilige Kelch seit fast zwei Jahrhunderten aufbewahrt wird. Dort wird sich zeigen, ob ihr vor Gott reinen Herzens und würdig seid, das Schwert eines Gralsritters zu tragen!«

9

    In der angespannten Stille, die seinen Worten folgte, hätte man eine Stecknadel zu Boden fallen hören kön nen. Die Vorstellung, den legendären Quell ewigen Lebens gleich vor Augen zu haben und der Prüfung des Heiligen Geistes ausgesetzt zu sein, ließ sie erschauern. Sie weckte in jedem von ihnen zugleich die bange Frage, ob sie sich in den vergangenen Wochen auch wirklich gewissenhaft genug geprüft hatten und sich nun als würdig erweisen würden. Und wie mochte diese Prüfung bloß aussehen? Schweigend und von einer bislang noch nicht gekannten Unruhe erfüllt, folgten die Blicke der vier Ordensbrüder dem alten Gralshüter, als dieser sich nun in das Halbdunkel der Altarnische begab, an den geweihten Altar trat, demütig die Knie beugte und das Kreuz schlug. Dann zog er einen Schlüssel hervor und schloss die vergoldete Tür des Tabernakels auf. Gerolt hielt den Atem an, als Abbé Villard einen Kelch hervorholte und ihn neben sich auf der Altarplatte abstellte. War das der Heilige Gral, der Kelch des letzten Abendmahls, den Gottes Sohn in seinen Händen gehalten und der sogar sein Blut aufgefangen hatte? Gerolt und seine Ordensbrüder machten schon Anstalten, in Ehrfurcht auf die Knie zu fallen, als Abbé Villard sie wissen ließ, dass es sich bei diesem Gefäß nicht um den Quell des ewigen Lebens handelte, sondern um einen gewöhnlichen

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