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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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diesem Quell ewigen Lebens trinken!«

6

    Ein böiger Wind, der nichts Gutes verhieß, setzte de n Wellen weiße Schaumkappen auf, wehte über die fel sige Landspitze und wirbelte Staub und Sand durch die Gassen. Bismillah drängte zur Eile und fiel sogleich in den Laufschritt. Er nahm nicht den direkten Weg zum Südwesthang des Montjoie, sondern schlug einen weiten Bogen, um nicht gegen den reißenden Strom der Menschen ankämpfen zu müssen, die aus allen Quartieren zum Hafen flüchteten. Viele von ihnen schleppten sich sogar noch mit schweren Lasten ab. Sie hatten offenbar noch immer nicht begriffen, dass sie von Glück reden und dem Herrn auf Knien danken konnten, wenn es ihnen nur gelang, ihr nacktes Leben zu retten. Mit einer traumwandlerischen Sicherheit, die ihre Begleiter einmal mehr in Staunen versetzte, fanden die blinden Brüder im Westen des Genueser Viertels ihren Weg durch die verschlungenen Hintergassen. Sie kamen schnell voran. Als sie den Fuß des baumbestandenen Montjoie mit seinen teils terrassenförmigen, teils buckligen Hängen erreicht hatten, fiel Gerolt auf, dass Bismillah und Dschullab ihre Gesichter fast unablässig nach rechts und links drehten. Dabei zogen sie die Luft in kurzen, schnellen Zügen durch die Nase ein. Sie machten den Eindruck von schnüffelnden Spürhunden, die eine Fährte aufzunehmen versuchten. Mit den Bränden und den dichten Rauchschwaden in der Stadt konnte es nichts zu tun haben, denn so weit im Süden waren noch keine Feuertöpfe eingeschlagen. »Warum tut ihr das?«, wollte Gerolt von Bismillah wissen, als sie den Pfad erklommen, der zur Kirche St. Joseph von Arimathäa hinaufführte. »Wonach schnüffelt ihr?« »Nach Iskaris!«, antwortete Bismillah. »Wir können sie riechen, sie verströmen nämlich einen unverkennbar modrigen Geruch. Manchmal ist er nur ganz schwach und manchmal ist er gar so stark wie der Gestank von Verwesung. Wenn Ihr die zweite Weihe erhalten habt und Eure Kräfte sich entfaltet haben, werdet auch Ihr in der Lage sein, sie zu riechen.« »Ihr rechnet mit Iskaris?«, stieß Maurice erschrocken hervor. »Ja, einige sind bestimmt schon mit den Mamelucken in die Stadt eingedrungen! Deshalb haben wir auch keine Zeit zu verlieren! Wer weiß, wie gut ihre Spione in den vergangenen Wochen gearbeitet haben. Also haltet die Augen offen!« Wenig später hatten sie den kurzen Anstieg hinter sich gebracht und eilten über den Platz auf den nicht fertiggestellten Kirchenbau zu. »Iskaris!«, schrie Bismillah plötzlich und riss gleichzeitig mit seinem Bruder das Schwert aus der Scheide. Auch Gerolt, Maurice, Tarik und McIvor griffen augenblicklich zu ihren Waffen und zogen blank, obwohl sie nirgends einen jener Judasjünger erblicken konnten, die sich dem Fürst der Finsternis verschrieben hatten und danach trachteten, den Heiligen Gral in ihren Besitz zu bringen. »Wo seht ihr denn . . .«, setzte Gerolt zu einer Frage an, brach jedoch mitten im Satz ab, weil sich jegliche Antwort darauf erübrigte. Denn im selben Moment traten links von der Kirche sieben Männer aus den Schatten der Bäume und Sträucher. Doch sie unterschieden sich auf den ersten Blick in nichts von gewöhnlichen Ordensrittern. Auch nahm er keinen modrigen Geruch oder gar Fäulnisgestank wahr.
    »Ich grüße Euch im Namen des Erhabenen, Brüder! Kein Grund, zum Schwert zu greifen!«, rief ihnen einer der fremden Männer zu, der seine Begleiter um Haupteslänge überragte und dessen Oberlippe von einer Hasenscharte gespalten war. Und in schein bar friedfertiger Geste hob er die Hand zum Gruß, während er mit seinen Männern auf sie zukam. Nichts ließ auf Eile oder gar feindliche Absichten schließen. »Aber das sind doch Johanniter!«, stieß Tarik hervor, als er die schwarzen Umhänge mit dem weißen Kreuz sah, und ließ das Schwert sinken. »Lasst Euch nicht täuschen!«, raunte Bismillah ihnen zu, ohne im Gehen innezuhalten. »Schnell! Zum Portal! Beeilt Euch! Es sind Is karis, glaubt mir! Sie bedienen sich jeder nur denkbaren Tarnung und List und schrecken nur vor geweihten Gewändern zurück! Ich rieche, dass es Iskaris sind!« Und in Richtung der Anbeter des Bö sen rief er voller Verachtung: »Der einzig Erhabene ist der all mächtige Gott, ihr verfluchten Ausgeburten der Hölle! Mögt ihr für euren schändlichen Verrat an unserem heiligen Schöpfer und Erlöser auf ewig der Verdammnis anheimfallen!« Dass sie es tatsächlich mit den ärgsten Feinden der Bruderschaft zu tun

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