Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
geistesge genwärtig einen Schritt zur Seite und entkam dem Stich. Blitz schnell ließ er sein Schwert hinuntersausen – und trennte dem Angreifer mit seiner Klinge die Hand glatt vom Unterarm. »Nun, wie schmeckt dir mein geweihter Stahl, du Ausgeburt der Hölle?« Der Iskari stieß ein fürchterliches Gebrüll aus, das viel Ähnlich keit mit dem eines Wolfes besaß. Dunkel quoll das Blut aus dem Armstumpf. Doch statt von Schmerz übermannt und zu einem weiteren Kampf nicht mehr fähig zu sein, sprang er trotz der ent setzlichen Verwundung zu seinem Gefährten hinüber, dem Bis millah den Brustkorb gespalten hatte, ergriff mit der linken Hand das im Staub liegende Schwert und bedrängte nun Dschullab. Dschullab hatte sich indessen an die linke Seite seines Bruders nahe am Gerüstdurchgang gekämpft und sich nun rasch vor Ge rolt geschoben. »Überlasst ihn mir!«, forderte er ihn auf. »Ein Iska ri stirbt nicht so leicht! Ihr müsst ihm schon den Kopf vom Rumpf trennen oder ihm einen Stich mitten ins Herz versetzen, wenn Ihr einen Iskari töten wollt! Und jetzt geht! Ihr müsst Euch in Sicher heit bringen, solange es noch möglich ist!« »In die Kirche!«, rief Bismillah. »Noch haben wir es nur mit einer Handvoll Iskaris zu tun. Aber das kann sich schnell ändern! Also rettet euch in die Kirche!« »Gerolt! . . . Maurice! Ihr zuerst! Und dann du, Tarik! Ich halte die se stinkenden Hunde der Nacht hier schon in Schach!«, brüllte McIvor, der ihre Flanke deckte und sein Schwert so wild durch die Luft wirbelte, als hielte er eine leichte Sense in der Hand.
Maurice und Gerolt hatten sich nun nahe genug herangekämpft, um in den Gerüstgang flüchten zu können, während Bismillah und Dschullab ihnen Schutz gaben. Hinter sich hörten sie einen schrillen Schrei, als McIvor einem Iskari sein Schwert in die Brust rammte. Dann folgten auch Tarik und Bismillah. McIvor zog sich als Letzter in den Schutz der dicken Balken und Querstreben zu rück und sogleich blockierte Dschullab den Zugang, wie sein Bru der es ihm aufgetragen hatte. »Es ist nicht richtig, dass wir ihn da allein der Meute überlassen!«, stieß McIvor hervor, als er mit blutbeflecktem Schwert durch die Kirchentür stürzte. Auch in Gerolt sträubte sich alles, Dschullab ihren Beistand zu versagen, und er hatte den schalen Geschmack der Feigheit im Mund. »Wir hätten jetzt leicht mit ihnen fertig werden können, wenn wir alle geblieben wären!«, rief er. »Und wir können es noch immer! Noch ist es dafür nicht zu spät!« »Nein, ausgeschlossen! Es ist unsere heilige Aufgabe, Euch zum Abbé zu bringen und Eure Sicherheit zu garantieren. Und wagt es nicht, eigenmächtig zu handeln! Denn damit würdet Ihr Euch ge gen den Willen des Abbé stellen und Euch des Ungehorsams schuldig machen!«, warnte Bismillah sie mit schneidender Stim me, stieß die Tür zu und ließ die schweren Riegel einrasten. »Jede Minute länger dort draußen hätte einem von Euch das Leben kos ten können und das durfte nicht passieren. Zudem ist damit zu rechnen, dass diese fünf schon bald Verstärkung erhalten wer den. Das war nur die Vorhut. Sjadú wird mit seinem Gefolge nicht lange auf sich warten lassen.« »Aber dein Bruder steht auf verlorenem Posten!«, stieß Maurice gequält hervor, ließ das Schwert jedoch sinken. »Lange wird er sich ihrer nicht erwehren können! Das ist sein sicherer Tod!«
»Für jeden von uns kommt einmal die Stunde unseres Todes! Für meinen Bruder ist sie jetzt gekommen. Und er wird sein Leben ohne Bedauern, sondern bereitwillig und mit der frohen Gewiss heit hingeben, dass Ihr in Sicherheit seid und Euer heiliges Amt antreten könnt, so wie es Euch bestimmt ist«, erwiderte Bismillah ungerührt, während von jenseits der Kirchentür noch immer das Klirren von aufeinandertreffenden Schwertern kam. Dschullab musste den Zugang wie ein Löwe verteidigen. »Und nun kommt von der Tür weg und lasst uns hinuntersteigen. Es ist spät genug geworden, hättet Ihr Euch doch schon vor Stunden hier einfinden sollen, als überall die Mauern einbrachen!« »Und wie sollen wir den Heiligen Gral aus der Stadt bringen, wenn es nachher dort draußen von Iskaris und womöglich auch von Mamelucken nur so wimmelt?«, fragte Gerolt beklommen. »Für Eure Flucht ist gesorgt«, teilte ihnen Bismillah knapp mit. »Aber das wird Euch der Abbé erklären! Und jetzt kommt!«
7
Diesmal brannten im unterirdischen Heiligtum nur vier der Öllampen sowie die Kerzen auf dem
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