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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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die Briefe hervor, legten sie wie am Tag zuvor nebeneinander auf den Tisch und dachten nach.
    »Ich finde, wir sollten rausfinden, wer das Postfach in Chevy Chase gemietet hat«, sagte Spicer. »Das ist leicht, sicher und geht meist ganz schnell. Trevor hat das bisher fast immer hingekriegt. Wenn wir wissen, wem das Ding gehört, haben wir eine Antwort auf viele Fragen.«
    »Schwer zu glauben, dass jemand wie Aaron Lake ein Postfach mietet, um sich solche Briefe schicken zu lassen«, sagte Beech.
    »Er ist nicht mehr derselbe Aaron Lake«, sagte Yarber. »Als er das Postfach gemietet und den Briefwechsel mit Ricky angefangen hat, war er bloß Abgeordneter, einer von 435. Kaum einer hatte je von ihm gehört. Aber das hat sich jetzt gründlich geändert.«
    »Und das ist genau der Grund, warum er versucht, diesen Briefwechsel zu beenden«, ergänzte Spicer. »Er ist in einer völlig anderen Situation, denn er hat auf einmal viel mehr zu verlieren.«
    Der erste Schritt musste also sein, Trevor damit zu beauftragen, den Mieter des Postfachs in Chevy Chase zu ermitteln.
    Der zweite Schritt war schon schwieriger. Sie machten sich Sorgen, Aaron Lake -sie nahmen an, dass AI Konyers in Wirklichkeit Lake war - könnte das Versehen bemerkt haben. Ihm standen zweistellige Millionenbeträge zur Verfügung (eine Tatsache, die ihnen durchaus bewusst war), und er würde mit Leichtigkeit einen Teil davon einsetzen können, um Ricky aufzuspüren. Angesichts des enormen Einsatzes, der auf dem Spiel stand, konnte Lake, falls er seinen Fehler bemerkte, alles Mögliche tun, um Ricky zu neutralisieren.
    Und so diskutierten sie, ob sie ihm einen Brief schreiben sollten, in dem Ricky AI anflehte, ihn nicht einfach fallen zu lassen. Ricky brauchte seine Freundschaft, seine väterliche Unterstützung, und so weiter. Damit würden sie den Eindruck erwecken, dass alles ganz normal war. Lake würde den Brief lesen und sich fragen, was eigentlich aus dieser verdammten Karte an Carol geworden war.
    Doch sie kamen zu dem Schluss, dass es unklug wäre, einen solchen Brief zu schreiben, denn irgendjemand las ihre Post, und solange sie nicht wussten, wer es war, konnten sie keinen weiteren Kontakt mit AI riskieren.
    Sie tranken ihren Kaffee aus und gingen zur Cafeteria. Sie aßen allein, Müsli und Obst und Joghurt - gesundes Zeug, denn nun erwartete sie ein Leben in Freiheit. Danach drehten sie in gemächlichem Tempo vier zigarettenlose Runden um die Aschenbahn, kehrten in ihr Besprechungszimmer zurück und versanken für den Rest des Morgens in tiefe Gedanken.
    Armer Lake. Er eilte mit fünfzig Leuten im Schlepptau von einem Bundesstaat zum anderen, war stets in Zeitdruck, und ein Dutzend Assistenten flüsterte ihm unablässig Ratschläge und Anweisungen ins Ohr. Er hatte keine Zeit, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Die Richter dagegen konnten den ganzen Tag, Stunde um Stunde damit verbringen, Pläne zu schmieden und bis ins Kleinste zu durchdenken. Es war ein ungleicher Kampf.

SECHSUNDZWANZIG
    In Trumble gab es zwei Arten von Telefonen: überwachte und nicht überwachte. Theoretisch saßen bei allen Gesprächen, die von überwachten Apparaten aus geführt wurden, kleine Heinzelmännchen in der Leitung, die nichts anderes taten, als sich unzählige Stunden sinnlosen Geplauders anzuhören. In Wirklichkeit wurde nur knapp die Hälfte der Gespräche aufgezeichnet, und etwa fünf Prozent wurden tatsächlich von irgendwelchen Gefängnisangestellten überwacht. Nicht einmal die Regierung verfügte über so viele Heinzelmännchen, wie nötig gewesen wären, um alle Gespräche abzuhören.
    Drogendealer hatten auf überwachten Leitungen Geschäfte abgewickelt. Mafiabosse hatten Morde an Rivalen in Auftrag gegeben. Die Chancen, erwischt zu werden, waren gering.
    Die Zahl der nicht überwachten Apparate war kleiner. Es gab eine gesetzliche Vorschrift, der zufolge diese nicht angezapft werden durften, denn sie waren für Gespräche mit Anwälten reserviert. In der Nähe dieser Telefone war jedoch immer ein Wärter postiert.
    Als Spicer schließlich an der Reihe war, entfernte sich der Wärter diskret.
    »Anwaltskanzlei«, lautete die unwirsche Begrüßung aus der Freiheit.
    »Hier ist Joe Roy Spicer. Ich rufe aus dem Gefängnis in Trumble an und muss Trevor sprechen.«
    »Der schläft.«
    Es war halb zwei nachmittags. »Dann wecken Sie den Mistkerl gefälligst!« knurrte Spicer.
    »Einen Augenblick.«
    »Würden Sie sich bitte beeilen? Ich spreche von einem

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