Die Bruderschaft
hören konnte.
»Was ist los?« sagte Trevor, sprang auf und nahm die Fäuste hoch, als müsste er sich gegen einen Angriff verteidigen. Er hatte nicht geschlafen, sondern in einem alten Magazin geblättert.
»Stellen Sie sich vor: Sie haben einen Mandanten.«
»Wer ist es?«
»Ein Mann, dessen Frau vor zwölf Tagen von einem Tankwagen überfahren worden ist. Er will sofort mit Ihnen sprechen.«
»Er ist hier?«
»Ja. Kaum zu glauben, was? Es gibt 3000 Anwälte in Jacksonville, und der arme Kerl kommt ausgerechnet zu Ihnen. Er behauptet, ein Freund hätte Sie ihm empfohlen.«
»Und was haben Sie ihm gesagt?«
»Dass er bei der Wahl seiner Freunde vorsichtiger sein sollte.«
»Nein, im Ernst, was haben Sie ihm gesagt?«
»Dass Sie gerade eine eidesstattliche Erklärung aufnehmen.«
»Ich hab seit acht Jahren keine eidesstattliche Erklärung mehr aufgenommen. Schicken Sie ihn rein.«
»Nur die Ruhe. Ich werde ihm einen Kaffee machen. Tun Sie so, als hätten Sie hier noch ein paar wichtige Sachen zu erledigen. Vielleicht sollten Sie hier schnell noch ein bisschen aufräumen.«
»Sorgen Sie dafür, dass er nicht weggeht.«
»Der Tankwagenfahrer war betrunken«, sagte sie und öffnete die Tür. »Versauen Sie’s nicht.«
Trevor erstarrte mit offenem Mund und glasigem Blick. Seine Gedanken überschlugen sich. Ein Drittel von zwei, vier, ach was, zehn Millionen, wenn der Fahrer wirklich betrunken gewesen war und man erhöhten Schadenersatz geltend machen konnte. Er wollte wenigstens auf seinem Schreibtisch ein wenig Ordnung schaffen, doch er konnte sich nicht rühren.
Wes starrte aus dem Fenster auf das Haus gegenüber, wo seine Kollegen saßen und zurückstarrten. Er hatte Trevors Büro den Rücken zugekehrt, weil es ihn Mühe kostete sein Gesicht zu verziehen. Er hörte Schritte und dann Jans Stimme -
»Mr. Carson wird Sie gleich empfangen.«
»Danke« sagte er ohne sich umzudrehen.
Der arme Kerl ist noch nicht darüber hinweg, dachte sie und ging in die schmutzige Küche, um Kaffee zu kochen.
Die Aufnahme der eidesstattlichen Erklärung war im Nu erledigt und viele anderen Beteiligten waren wie durch ein Wunder spurlos verschwunden. Wes folgte Jan in Mr. Carson aufgeräumtes Büro. Man stellte sich einander vor. Jan brachte frischen Kaffee, und als sie endlich gegangen war, hatte Wes eine ungewöhnliche Bitte.
»Gibt es hier irgendwo ein Lokal, wo man einen starken Cafe latte bekommen kann?‹‹
»Aber na klar«, sagte Trevor. Seine Worte sprangen geradezu über den Tisch. »Ein paar Blocks von hier ist ein Cafe namens Beach Java.«
»Könnten Sie ihre Sekretärin hinschicken und mir einen holen lassen ?«
Selbstverständlich! Was für eine Frage!
»Natürlich. Mittel oder groß?«
»Mittel, bitte.”
Trevor eilte hinaus’ und wenige Sekunden später schloss Jan die Haustür hinter sich zu und rannte fast die Straße hinunter. Als sie außer Sicht war’ ging Chap
hinüber in Trevors Kanzlei und öffnete die Tür mit seinem eigenen Schlüssel. Dann legte er die Sicherheitskette vor, so dass Jan mit einem Becher heißem Cafe latte auf der Veranda stehen würde.
Chap schlenderte durch den Flur und riss die Tür zu Trevors Büro auf »Würden Sie bitte draußen -«, begann Trevor.
»Ist schon in Ordnung«, sagte Wes. »Er gehört zu mir.«
Chap verriegelte die Tür, zog eine 9-mm-Pistole aus der Jackentasche und zielte in Richtung Trevor, dessen Augen sich weiteten, während ihm das Herz in die Hose rutschte.
»Was -«, stieß er mit hoher, halberstickter Stimme hervor.
»Halten Sie den Mund«, sagte Chap und reichte die Pistole Wes, der noch immer vor dem Schreibtisch saß. Trevors entsetzter Blick folgte der Waffe, bis sie in Wes’ Jackentasche verschwand. Was habe ich getan? Wer sind diese Kerle? Ich hab doch alle meine Spielschulden bezahlt.
Er war sehr damit einverstanden, den Mund zu halten. Er würde tun, was immer sie sagten.
Chap lehnte sich an die Wand, ziemlich nahe bei Trevor, als wollte er sich jeden Augenblick auf ihn stürzen. »Wir haben einen Klienten«, sagte er. »Einen reichen Mann, der sich in der Schlinge gefangen hat, die Ricky und Sie ausgelegt haben.«
»Oh Gott!« murmelte Trevor. Sein schlimmster Alptraum wurde wahr.
»Eine wunderbare Idee«, sagte Wes. »Man erpresst Geld von reichen Männern, die ihre Veranlagung geheim halten wollen. Die können sich schließlich nicht wehren. Und Ricky ist ja schon im Knast und hat also nichts zu verlieren.«
»Fast
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