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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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auch seine Zulassung als Anwalt, die ein wenig schief hinter ihm an der Wand hing. Und wie so oft in letzter Zeit, wenn er mit den unangenehmen Seiten des Anwaltsberufs konfrontiert war, schloss er die Augen und träumte von einem Segelboot, das im warmen, ruhigen Wasser einer verborgenen Bucht vor Anker lag; am hundert Meter entfernten Ufer tummelten sich hübsche Mädchen mit nacktem Busen, und er selbst saß spärlich bekleidet an Deck und nippte an einem Drink. Er roch das Salzwasser, er spürte die leise Brise, er schmeckte den Rum, er hörte das Lachen der Mädchen.
    Schließlich schlug er die Augen auf und versuchte, sich auf Wes, der ihm gegenübersaß, zu konzentrieren. »Wer ist Ihr Klient?« fragte er.
    »Immer schön langsam«, sagte Chap. »Erst müssen wir uns einig werden.«
    »Worüber?«
    »Wir geben Ihnen Geld, und Sie arbeiten als Doppelagent. Wir bekommen Einblick in alles. Wenn Sie mit Ricky reden, werden Sie verdrahtet. Wir kontrollieren die Post. Sie unternehmen nichts, ohne sich mit uns abzustimmen.«
    »Warum bezahlen Sie nicht einfach das geforderte Geld?« fragte Trevor. »Das wäre doch viel unkomplizierter.«
    »Darüber haben wir auch schon nachgedacht«, sagte Wes. »Aber Ricky spielt nicht fair. Wenn wir das Geld bezahlen würden, wäre er im Nu wieder da und würde mehr fordern. Und noch mehr und noch mehr.«
    »Nein, würde er nicht.«
    »Tatsächlich? Und was ist mit Quince Garbe in Bakers, lowa?«
    Oh Gott, dachte Trevor. Beinahe hätte er es laut ausgesprochen. Wie viel wussten sie? Alles, was er herausbrachte, war ein schwaches: »Wer ist das?«
    »Also bitte, Trevor«, sagte Chap. »Wir wissen, dass das Geld auf den Bahamas ist. Wir wissen von Boomer Realty und Ihrem Konto, auf dem im Augenblick nicht ganz siebzigtausend Dollar liegen.«
    »Wir haben so tief gegraben, wie wir konnten, Trevor«, sagte Wes. Die beiden waren perfekt aufeinander eingespielt. Trevor hatte das Gefühl, einem Tennismatch zuzusehen: hin und her, hin und her. »Aber dann sind wir auf gewachsenen Fels gestoßen, und darum brauchen wir Sie.«
    Trevor hatte Spicer noch nie gemocht. Er war ein kalter, böser, rücksichtsloser Mann, der die Frechheit besessen hatte, seinen Anteil zu kürzen. Beech und Yarber waren in Ordnung, aber das spielte keine große Rolle. Trevor blieben nicht sehr viele Möglichkeiten. »Wie viel?« fragte er.
    »Unser Klient ist bereit, hunderttausend Dollar in bar zu zahlen«, sagte Chap.
    »Natürlich in bar«, sagte Trevor. »Und hunderttausend Dollar - das soll wohl ein Witz sein. Das wäre Rickys erste Forderung. Meine Selbstachtung ist ein ganzes Stück mehr wert als hunderttausend Dollar.«
    »Zweihunderttausend«, sagte Wes.
    »Gehen wir die Sache doch lieber von der anderen Seite an«, sagte Trevor und versuchte, sein Herzklopfen zu unterdrücken. »Wie viel wäre es Ihrem Klienten wert, wenn sein kleines Geheimnis bewahrt würde?«
    »Und Sie wären bereit, es zu bewahren?« fragte Wes.
    »Ja.«
    »Einen Augenblick«, sagte Chap und zog ein Handy aus der Tasche. Er öffnete die Tür, trat in den Flur und tippte dabei eine Nummer ein. Dann murmelte er etwas, das Trevor nicht verstehen konnte. Wes starrte an die Wand. Die Pistole lag friedlich neben seinem Stuhl. Trevor konnte sie nicht sehen, obwohl er es versuchte.
    Chap kehrte zurück und starrte Wes an, als könnten dessen Augenbrauen und Falten eine wichtige Botschaft übermitteln. Während er noch zögerte, ergriff Trevor das Wort. »Ich finde, das ist eine Million wert«, sagte er. »Das könnte mein letzter Fall sein. Ich soll vertrauliche Informationen über einen Mandanten preisgeben -für einen Anwalt eine ziemlich ungeheuerliche Sache. Das kann mich ganz schnell meine Zulassung kosten.«
    Wes und Chap ließen es dahingestellt sein, ob das ein großer Verlust wäre. Bei einer Diskussion über den Wert seiner Anwaltszulassung konnte nichts Gutes herauskommen.
    »Unser Klient ist bereit, eine Million Dollar zu zahlen«, sagte Chap.
    Trevor lachte. Er konnte nicht anders. Er lachte, als hätte er gerade einen unglaublich komischen Witz gehört, und im Haus gegenüber lachte man, weil Trevor lachte.
    Trevor fasste sich wieder. Er unterdrückte das Lachen, doch ein Grinsen blieb auf seinem Gesicht. Eine Million. In bar. Steuerfrei. Auf einem Auslandskonto, bei einer anderen Bank natürlich, sicher vor dem Zugriff des Finanzamts und aller anderen amerikanischen Behörden.
    Dann setzte er ein anwaltsgerechtes Stirnrunzeln

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