Die Bruderschaft
vor sich und war überzeugt, dass er Trumble in der Kiste verlassen würde.
Drei Jahre, einen Monat und eine Woche war er nun schon hier. Er zählte noch immer die Tage und er zählte auch die Tage bis zu seiner Entlassung. Vor kaum vier Jahren noch war er ein harter, frisch ernannter Bundesrichter gewesen, der eine glänzende Karriere vor sich hatte. Vor vier verdammten Jahren. Wenn er in Ost-Texas von einem Gericht zum anderen reiste, wurde er von einem Fahrer, einer Sekretärin, einem juristischen Berater und einem U. S. Marshall begleitet. Wenn er einen Gerichtssaal betrat, erhoben die Leute sich aus Respekt vor ihm. Bei den Anwälten erwarb er sich durch Fairness und Fleiß großes Ansehen. Seine Frau war nicht sehr liebenswert, aber angesichts ihres Vermögens, das aus dem familieneigenen Öltrust stammte, schaffte er es, friedlich mit ihr zusammenzuleben. Die Ehe war nicht gerade von Liebe erfüllt, aber immerhin stabil und drei gut geratene Kinder auf dem College waren etwas, auf das man stolz sein konnte. Seine Frau und er hatten stürmische Zeiten hinter sich und waren entschlossen, zusammen alt zu werden. Sie hatte das Geld und er hatte den Status. Gemeinsam hatten sie ihre Kinder großgezogen. Was sollte die Zukunft schon noch bereithalten?
Gewiss nicht das Gefängnis.
Vier beschissene Jahre.
Das Trinken kam aus dem Nichts. Vielleicht fing er wegen der Arbeitsbelastung damit an, vielleicht auch, um der Nörgelei seiner Frau zu entgehen. Nach dem Studium trank er jahrelang nur wenig und dann auch nur in Gesellschaft. Es war nichts Ernsthaftes und ganz gewiss keine Sucht. Einmal, als die Kinder noch klein waren, flog seine Frau mit ihnen für zwei Wochen nach Italien. Beech blieb allein zu Hause und das war ihm sehr recht. Aus irgendeinem Grund, an den er sich nicht erinnerte und den er auch nicht rekonstruieren konnte, begann er Bourbon zu trinken. Er trank viel und hörte nicht mehr auf. Der Whiskey wurde zu einem wichtigen Bestandteil seines Lebens. Er hatte immer eine Flasche in seinem Arbeitszimmer und genehmigte sich spät abends ein paar Gläser. Da er und seine Frau getrennte Schlafzimmer hatten, fiel ihr das nur selten auf.
Der Anlass für die Reise zum Yellowstone Park war eine Richtertagung. Er lernte die junge Frau in einer Bar in Jackson Hole kennen. Nachdem sie stundenlang Whiskey in sich hineingeschüttet hatten, kamen sie auf die verhängnisvolle Idee, eine Spritztour zu machen. Während Hatlee fuhr, zog sie sich ohne besonderen Grund aus. Sex stand nicht zur Debatte, und er war inzwischen so betrunken, dass er ohnehin keine Pläne in dieser Richtung verfolgte.
Die beiden Wanderer aus Washington, D. C., waren Studenten, die von einem Ausflug zurückkehrten. Beide starben am Unfallort, am Rand einer schmalen Straße, umgenietet von einem betrunkenen Fahrer, der sie nicht gesehen hatte. Den Wagen der jungen Frau fand man im Straßengraben. Am Steuer saß Hatlee, so betrunken, dass er nicht imstande war auszusteigen. Die Frau war nackt und bewusstlos.
Er konnte sich an nichts erinnern. Als er Stunden später erwachte, sah er zum ersten Mal in seinem Leben eine Gefängniszelle von innen. »Gewöhnen Sie sich schon mal daran«, sagte der Sheriff mit einem höhnischen Grinsen.
Beech setzte alle nur erdenklichen Hebel in Bewegung und forderte alle Gefallen ein, die er jemals jemandem erwiesen hatte, doch es war zwecklos. Zwei junge Leute waren gestorben. Er war in Begleitung einer nackten Frau gewesen. Sein Frau besaß das Geld aus dem Öltrust und seine Freunde ergriffen wie feige Hunde die Flucht. Niemand trat für den Ehrenwerten Hatlee Beech ein.
Er konnte von Glück sagen, dass er mit zwölf Jahren davongekommen war. Am ersten Verhandlungstag marschierten Bürgerinitiativen gegen Trunkenheit am Steuer vor dem Gerichtsgebäude auf. Sie forderten lebenslänglich. Lebenslänglich!
Er, der Ehrenwerte Hatlee Beech, wurde der zweifachen fahrlässigen Tötung angeklagt und hatte nichts zu seiner Verteidigung zu sagen. Die Alkoholmenge in seinem Blut hätte jeden anderen umgebracht. Ein Zeuge sagte aus, Beech sei mit überhöhter Geschwindigkeit auf der falschen Straßenseite gefahren.
Er konnte von Glück reden, dass der Unfall in einem Nationalpark stattgefunden hatte, denn sonst wäre er in einem Staatsgefängnis gelandet, wo die Verhältnisse weit unerfreulicher waren. Man konnte sagen, was man wollte, aber ein Bundesgefängnis hatte durchaus seine Vorzüge.
Allein saß er rauchend im
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