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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Halbdunkel, als die von Zwölfjährigen geschriebene Familienkomödie für eine Wahlwerbung unterbrochen wurde, von der es in letzter Zeit so viele gab. Es war ein Spot, den Beech noch nie gesehen hatte, ein sinistres kleines Ding mit einer düsteren Stimme, die eine Katastrophe vorhersagte für den Fall, dass nicht sofort mehr Bomben gebaut würden. Es war sehr gut gemacht, dauerte anderthalb Minuten, hatte eine Stange Geld gekostet und transportierte eine Botschaft, die niemand hören wollte. Wählen Sie Lake, bevor es zu spät ist.
    Wer zum Teufel war Aaron Lake?
    Im politischen Geschehen kannte Beech sich aus. Damals, in seiner Vergangenheit, war Politik eine seiner Leidenschaften gewesen und in Trumble galt er als ein Mann, der die Vorgänge in Washington verfolgte. Er war einer der wenigen, die sich dafür interessierten.
    Aaron Lake? Beech hatte noch nie von ihm gehört. Was für eine seltsame Strategie, sich nach den Vorwahlen in New Hampshire als völlig Unbekannter in den Wahlkampf zu stürzen. Aber es gab ja nie einen Mangel an Narren, die Präsident werden wollten.
    Beechs Frau hatte sich von ihm getrennt, bevor er sich schuldig bekannt hatte. Natürlich war sie über die nackte Frau aufgebrachter gewesen als über die beiden toten Wanderer. Die Kinder hatten sich auf ihre Seite geschlagen, weil sie das Geld besaß und weil er so unglaublichen Mist gebaut hatte. Die Entscheidung war ihnen nicht schwer gefallen. Eine Woche nach seiner Einlieferung in Trumble war die Scheidung rechtskräftig gewesen.
    In diesen drei Jahren, einem Monat und einer Woche hatte ihn sein Jüngster zweimal besucht - heimlich, damit seine Mutter nichts davon erfuhr. Sie hatte den Kindern verboten, nach Trumble zu fahren.
    Dann war er von den Familien der beiden Opfer auf Schadenersatz verklagt worden. Da keiner seiner Freunde bereit war, den Fall zu übernehmen, hatte er versucht, sich vom Gefängnis aus zu verteidigen. Allerdings hatte er zu seiner Verteidigung nicht viel vorbringen können. Er war zu fünf Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt worden. Er hatte von Trumble aus Berufung eingelegt, die abgelehnt worden war, worauf er noch einmal Berufung eingelegt hatte.
    Unter der Zigarettenschachtel lag auf dem Stuhl neben ihm ein Umschlag, den Trevor, der Anwalt, heute mitgebracht hatte. Seine Berufung war abermals vom Gericht abgelehnt worden. Das Urteil war damit rechtskräftig.
    Das spielte eigentlich keine Rolle mehr, denn er hatte außerdem einen Insolvenzantrag gestellt. Er hatte das Schreiben in der Gefängnisbibliothek selbst aufgesetzt und zusammen mit der schriftlichen eidesstattlichen Versicherung an das Gericht in Texas geschickt, wo er einst ein Gott gewesen war.
    Verurteilt, geschieden, von der Anwaltsliste gestrichen, eingesperrt, verklagt, bankrott.
    Die meisten der Versager, die in Trumble saßen, kamen ganz gut damit zurecht, weil sie nicht besonders tief gefallen waren. Die meisten waren Wiederholungstäter, die sich ihre dritte oder vierte Chance vermasselt hatten. Die meisten waren sogar fast gern hier, weil dieses Gefängnis so viel besser war als die anderen, in denen sie gesessen hatten.
    Doch Beech hatte so viel verloren und war so tief gefallen. Noch vor vier Jahren war er mit einer Frau verheiratet gewesen, die Millionen besaß, er hatte drei Kinder gehabt, die ihn liebten, und er hatte in einem großen Haus in einer kleinen Stadt gewohnt. Er war ein vom Präsidenten auf Lebenszeit ernannter Bundesrichter gewesen und hatte 140000 Dollar im Jahr verdient - das war zwar weniger als die Einkünfte seiner Frau, aber alles andere als ein schlechtes Einkommen. Zweimal im Jahr hatte man ihn zu einer Konferenz ins Justizministerium nach Washington eingeladen. Beech war ein wichtiger Mann gewesen.
    Ein Anwalt und alter Freund hatte ihn auf dem Weg nach Florida, wo seine Kinder lebten, zweimal besucht und ihm ein bisschen Klatsch erzählt. Das meiste davon war unbedeutend, aber es gab hartnäckige Gerüchte, dass die ehemalige Mrs. Beech einen neuen Freund hatte. Mit ein paar Millionen Dollar und schmalen Hüften war das wohl nur eine Frage der Zeit.
    Noch eine Wahlkampfwerbung. Wieder: »Wählen Sie Lake, bevor es zu spät ist.« Dieser Spot begann mit körnigen Videoaufnahmen von Männern mit Sturmgewehren, die durch eine Wüstenlandschaft robbten, in Deckung gingen, feuerten und anscheinend irgendeine Art von militärischer Ausbildung erhielten. Dann das finstere Gesicht eines Terroristen - dunkle Haut,

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