Die Bruderschaft
nahmen noch immer Drogen, und so weiter, und so weiter.
Der Brief blieb unbeantwortet und Beech nahm an, dass AI Konyers Angst bekommen hatte. Ricky würde nach Baltimore kommen, das nur eine Stunde von Washington entfernt war, und das war AI zu nah.
Während sie auf eine Antwort warteten, kam das Geld von Quince Garbe, gefolgt von Curtis’ Überweisung. Die Richter machten sich mit neuer Energie an die Arbeit. Ricky schrieb AI den Brief, der von der CIA abgefangen und in Langley analysiert worden war.
AI Konyers’ dritter Brief hatte plötzlich einen ganz anderen Ton. Finn Yarber las ihn zwei Mal und verglich ihn mit dem zweiten. »Klingt wie ausgewechselt, nicht?« sagte er.
» Finde ich auch «, antwortete Beech und überflog die beiden Briefe noch einmal. » Mir scheint, der alte Junge möchte unseren Ricky endlich kennen lernen.«
»Ich denke, er arbeitet im Staatsdienst.«
»Das hat er geschrieben.«
»Wieso hat er dann geschäftliche Kontakte in Baltimore?«
»Wir waren doch auch im Staatsdienst, oder?«
»Klar.«
»Wie viel hast du da verdient?«
»Als Oberrichter hundertfünfzigtausend im Jahr.«
»Und ich hundertvierzigtausend. Manche Beamte verdienen sogar noch mehr. Außerdem ist er nicht verheiratet.«
»Das ist ein Problem.«
»Ja, aber wir sollten dran bleiben. Er hat einen hohen Posten, und das heißt, er ist bekannt, und sein Vorgesetzter ist ein wichtiger Mann. Der typische Washingtoner Karrierehengst. Wir werden schon was finden, wo wir ansetzen können.«
»Wir können’s versuchen«, sagte Yarber.
Warum auch nicht? Was hatten sie zu verlieren? Was machte es schon, wenn sie ein wenig zu hart an den Wind gingen und AI Angst bekam oder wütend wurde und die Briefe fortwarf? Was man nicht hatte, konnte man auch nicht verlieren.
Hier war viel Geld zu holen und Zurückhaltung zahlte sich nicht aus. Ihre aggressive Taktik führte zu spektakulären Ergebnissen. Mit jeder Woche bekamen sie mehr Post und ihr Kontostand stieg. Die Sache war narrensicher, weil ihre Brieffreunde ein Doppelleben führten und niemanden hatten, bei dem sie sich beklagen konnten.
Die Verhandlungen verliefen zügig, denn der Markt war reif. In Jacksonville waren die Nächte noch kühl und das Meer war nicht warm genug, um darin zu baden. Es würde noch einen Monat dauern, bis die Saison begann. Hunderte kleiner Ferienhäuser standen leer und eines davon befand sich fast genau gegenüber von Trevors Kanzlei. Ein Mann aus Boston bot für zwei Monate 600 Dollar in bar und der Makler griff zu, ohne lange nachzudenken. Das Haus war mit Möbeln ausgestattet, die man auf keinem Flohmarkt hätte verkaufen können. Der alte, abgetretene Teppich verströmte einen muffigen Geruch. Es war das ideale Haus.
Als Erstes schafften die neuen Mieter Gardinen an. Das Haus hatte drei Fenster zur Straße und bereits in den ersten Stunden der Überwachung wurde deutlich, dass Trevor nicht gerade viele Mandanten hatte. So wenig Publikumsverkehr! Wenn es etwas zu tun gab, wurde es meist von Jan, der Sekretärin, erledigt, die im Übrigen viele Illustrierte las.
Andere zogen in aller Stille in das gemietete Haus ein -Männer und Frauen mit alten Koffern und großen Reisetaschen, in denen sich zahlreiche elektronische Geräte befanden. Die wackligen Möbel wurden weggeräumt und die Zimmer, die auf die Straße gingen, füllten sich rasch mit Monitoren und einem Dutzend verschiedener Abhörgeräte.
Trevor hätte eine interessante Fallstudie für Jurastudenten im sechsten Semester abgegeben: Er traf gegen neun Uhr ein und verbrachte die erste Stunde seines Arbeitstages damit, die Zeitung zu lesen. Sein erster Mandant schien nie vor halb elf zu kommen und nach einer anstrengenden halbstündigen Besprechung machte Trevor Mittagspause, und zwar immer in Pete’s Bar and Grill. Er nahm stets sein Handy mit, um den Bedienungen seine Wichtigkeit zu demonstrieren, und machte gewöhnlich zwei oder drei unnötige Anrufe bei anderen Rechtsanwälten. Auch mit seinem Buchmacher telefonierte er oft.
Danach ging er zurück zu seiner Kanzlei, vorbei an dem Sommerhaus, in dem die CIA-Agenten saßen und jeden seiner Schritte beobachteten. An seinem Schreibtisch machte er erst einmal ein Nickerchen, aus dem er gegen drei erwachte. Dann kamen zwei Stunden harter Arbeit, nach denen er wieder ein Bier bei Pete’s brauchte.
Als sie ihm das zweite Mal nach Trumble folgten, verließ er das Gefängnis nach einer Stunde und war gegen sechs Uhr wieder in
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