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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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könnte. Übrigens dringt bald das Echo von Liedern zu ihm herauf. Eine von Entbehrungen geschwächte Stimme singt alte schottische Lieder. Ein bekannter Refrain dringt von dem Tal herauf und wird von einem Chor wiederholt. Dies ergreifende Konzert, das er auf seinem einsamen Beobachtungsposten hört, berührt Wardens Gemüt schmerzlich. Er zwingt sich, melancholische Gedanken zu verjagen, und dies gelingt ihm, indem er sich auf die Erfordernisse seines Auftrages konzentriert. Das, was sich dort begibt, interessiert ihn nur im Hinblick auf die Durchführung des großen Schlages.
    Kurze Zeit vor Sonnenuntergang hat er den Eindruck, daß man sich anschickt, ein Festessen vorzubereiten. In der Nähe der Küchen bewegen sich Gefangene aufgeregt hin und her. Bei den japanischen Baracken entsteht ein Gedränge; man sieht viele Soldaten, die sich schreiend und lachend zusammenrotten. Vom Lagereingang werfen die Wachposten gierige Blicke zu ihnen hinüber. Es ist deutlich zu sehn, daß auch die Japaner sich anschicken, ihrerseits das Ende der Arbeiten zu feiern.
    Wardens Verstand arbeitet rasch. Seine Art, alle Dinge ruhig abzuwägen, hindert ihn nicht, sich blitzartig auf eine Gelegenheit zu stürzen, wenn diese sich bietet. Er trifft seine Vorkehrungen, um noch in dieser Nacht nach einem schnell entworfenen Plan zu handeln, den er sich übrigens bereits lange vor seiner Ankunft auf dem Beobachtungsstand überlegt hat. In einem so abgelegenen Winkel im Dschungel wie diesem, bei einem solchen Säufer als Chef wie Saito und bei Soldaten, die einer fast ebenso harten Behandlung wie die Gefangenen unterworfen sind, nimmt er aus seiner gründlichen Menschenkenntnis heraus mit Sicherheit an, daß sämtliche Japaner vor Mitternacht stockbetrunken sein werden. Das ist eine besonders günstige Gelegenheit, um mit einem Minimum an Risiko, so wie es »Number One« geraten hat, zu handeln, um einige von diesen zusätzlichen Fallen zu stellen, die dem Hauptschlage eine pikante Würze verleihen und auf die sämtliche Angehörige der »Force 316« geradezu lüstern sind. Warden wägt seine Chancen ab, kommt zu der Erkenntnis, daß er sich strafbar machen würde, wenn er dieses wunderbare Zusammentreffen von Ereignissen ungenutzt ließe, beschließt, zum Fluß hinunterzusteigen, und fängt an, leichte Sprengladungen herzurichten… Und dann fragt er sich trotz seiner Gelassenheit, ob er sich nicht ebenfalls – wenigstens einmal – dieser Brücke nähern müsse.
    Kurz vor Mitternacht kommt er am Fuß des Berges an.
    Das Fest hat den von ihm vorausgesehenen Verlauf genommen. Er hat die einzelnen Stadien an der Stärke des Lärms, der während seines schweigenden Marsches zu ihm heraufdrang, verfolgen können. Barbarisches Gejohle ist wie eine Parodie auf die britischen, seit langem verstummten Chöre gefolgt. Jetzt ist alles still. Ein letztes Mal lauscht er vom Versteck aus, neben sich zwei Partisanen, die ihn hinter die letzte schützende Baumwand nicht weit von dem Schienenstrang begleitet haben, der am Fluß entlangläuft, nachdem er die Brücke überquert hat, genauso wie Joyce es erklärt hatte. Warden gibt den Thailändern ein Zeichen.
    Mit ihren Sprengkörpern beladen, gehen die drei Männer vorsichtig auf den Schienenstrang zu.
     
    Warden ist überzeugt, daß er seine Arbeit in völliger Sicherheit ausführen kann. Auf diesem Ufer befindet sich kein Feind. Die Japaner haben sich in diesem abgelegenen Winkel einer so völligen Ruhe erfreut, daß sie jedes Mißtrauen verloren haben. In der gegenwärtigen Stunde werden sämtliche Soldaten und sogar sämtliche Offiziere sich besinnungslos auf dem Boden wälzen. Warden stellt trotzdem einen der Thailänder als Posten auf und fängt mit Hilfe des anderen an, planmäßig zu arbeiten.
    Sein Plan ist einfach, ja geradezu mustergültig. Es ist die Anfangsoperation, die den Schülern in dem Sonderkurs der »Plastic & Destructions Co. Ltd.« in Kalkutta beigebracht wird. Es ist leicht, die Schottersteine, die den Untergrund eines Eisenbahngeleises bilden, hier und da unter einer Schiene zu entfernen, um ein kleines Loch zu graben und dann dort eine Ladung von »Plastic« so unterzubringen, daß sie die Schiene berührt. Diese chemische Mischung ist so beschaffen, daß eine Ladung von kaum einem Kilogramm, richtig placiert, völlig ausreicht. Die in dieser geringen Masse aufgespeicherte Kraft wird durch die Einwirkung des Zünders befreit und verwandelt sich in Gas, das eine

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