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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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sämtliche Steine des Bahndamms durchwühlen. Warden bringt seine zweite Sprengvorrichtung unter, die sich von der ersten dadurch unterscheidet, daß sie mit einer Vorrichtung versehen ist, die andere Wirkungen zur Folge hat und eine neuartige Überraschung schafft. Das Zusatzgerät stellt eine Art von Zeitzünder dar. Der erste Zug löst keine Explosion aus, sondern setzt gewissermaßen nur diesen Zeitzünder in Betrieb. Die Sprengkapsel und die Sprengmasse werden erst zur Auslösung gebracht, wenn der zweite Transportzug darüberfährt. Die Absicht, die der Techniker der »Force 316«, der dieses raffinierte System ausgearbeitet hat, dabei hatte, ist klar, und Wardens vernünftiges Denken weiß sie richtig zu schätzen. Es kommt oft vor, daß der Feind nach einer Reihe von Unfällen, sobald die Eisenbahnlinie wiederhergestellt ist, vor einem wichtigen Transportzug ein oder zwei mit Steinen beladene Waggons, von einer wertlosen Lokomotive gezogen, herfahren läßt. Bei diesem Abfahren der Strecke passiert nichts. Daraufhin ist der Feind überzeugt, das Unheil gebannt zu haben. Voller Vertrauen läßt er ohne jegliche Vorsichtsmaßregeln den richtigen Zug abfahren… und siehe da! Der richtige Zug fliegt in die Luft!
     
    »Niemals ist eine Operation als völlig beendet anzusehen, solange man nicht dem Gegner das Höchstmaß an möglichen Schäden zugefügt hat« – dieser Satz stellt das Leitmotiv der »Plastic & Destructions Co. Ltd.« dar. »Sie müssen immer daran denken, die unangenehmen Überraschungen zu vervielfachen und neue Fallen zu erfinden, die beim Gegner in dem Augenblick Verwirrung stiften.« Das ist die Regel, die die Leiter des Unternehmens ihren Leuten immer wieder einhämmern. Warden hat sich diese Lehren zu eigen gemacht. Als er sein zweites Fuchseisen gestellt und alle Spuren verwischt hat, läßt er seinen Verstand erneut arbeiten und sucht nach einer Möglichkeit, noch einen weiteren Streich zu inszenieren.
    Er hat für jeden Fall noch andere Teufeleien mitgebracht.
    Eine von ihnen, von deren Typ er mehrere Exemplare mit sich führt, ist eine Art Tellermine. Bei dieser ist in einem beweglichen Brettchen, das sich um eine Achse bewegt, eine Sprengladung angebracht, die auf ein zweites Tellerbrett heruntergedrückt wird, in dem sich ein Nagel befindet, der in das Zündhütchen schlägt. Diese Vorrichtungen sind für Fußgänger gedacht. Sie werden mit einer leichten Erdschicht bedeckt. Ein einfacherer Mechanismus läßt sich kaum vorstellen. Das Gewicht eines Menschen drückt das Zündhütchen der Sprengladung auf den Nagel. Der Schuß geht los, fährt durch den Fuß des Fußgängers, und im günstigsten Falle trifft ihn die Kugel in die Stirn, wenn er mit nach vorn gebeugtem Kopf einherkommt. In Kalkutta raten die Ausbilder in dem Sonderkurs dazu, eine große Anzahl dieser Sprengvorrichtungen in der Nähe einer bereits präparierten Eisenbahnlinie anzubringen. Nach der Explosion, wenn die Überlebenden – und es gibt immer Überlebende – wie irrsinnig durcheinanderlaufen, kommen diese Fuchsfallen durch die aufgeregten Leute hier und da zufällig zum Explodieren und erhöhen die Panik.
    Warden würde gern in raffinierter Weise alle diese Teufelsmaschinen anbringen, doch die Klugheit und die Vernunft raten ihm, auf diese letzten pikanten Scherze zu verzichten.
    Es besteht immer die Gefahr, daß derartige Dinge entdeckt werden, und das Hauptziel ist zu wichtig, als daß man dieses Risiko eingehen dürfte. Ein Fußgänger könnte zufällig in eine dieser aufgestellten Fallen treten, und dann würde sich die Aufmerksamkeit der Japaner augenblicklich auf eine mögliche Sabotage richten.
    Das Morgengrauen ist nicht mehr weit. Warden, der immer richtig abwägt, beschließt mit einem Seufzer, hier aufzuhören und wieder auf den Beobachtungsposten zurückzukehren. Immerhin ist er zufrieden, hinter sich ein ziemlich gut bearbeitetes Gelände zurückzulassen, das er mit Dingen gepfeffert hat, die dem großen Schlag die richtige Würze geben werden.

2
    Einer der Partisanen machte eine heftige Bewegung. Er hatte in dem Wald der Riesenfarne, der den Gipfel des Berges bedeckte, ein verdächtiges Knacken gehört. Einige Augenblicke lang blieben die vier Thailänder völlig reglos stehen. Warden hatte nach seiner Maschinenpistole gegriffen und machte sich auf alle Möglichkeiten gefaßt.
    Etwas unterhalb von ihnen wurden drei leise Pfiffe hörbar.
    Einer der Thailänder antwortete, dann winkte er mit dem

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