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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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echte Männer dieser Tage tun: sich mustern lassen für den Kriegszug. Aber ich meine echte Männer, keine Versager wie dich, Merser, du armseliges Stück minderwertiger Scheiße.«
    Alaron sah rot und machte einen Schritt auf Koll zu, der mit erfreut blitzenden Augen nach seinem Amulett griff.
    »Guten Morgen, die Herren«, ertönte eine weitere Stimme, und beide zuckten zusammen.
    »Verzieh dich und warte, bis du dran bist«, bellte Koll, ohne sich umzudrehen. Da wurde der junge Magus wie an einer Halsleine nach hinten gerissen und mehrmals hintereinander gegen die Scheunentür geschmettert, bis er mit blutverschmiertem Gesicht und Zobelmantel halb bewusstlos zu Boden sank.
    »Verzeihung, Meister Koll, ich habe nicht richtig verstanden«, sagte Hauptmann Muhren. »Was meintest du gerade?«
    Alaron grinste zufrieden, während Gron sich ächzend hochrappelte. »Das werde ich dem Gouverneur melden«, murmelte er durch geschwollene Lippen und taumelte davon. Am Arkanum war »das werde ich melden« Kolls häufigster Ausspruch gewesen, und das mit Abstand.
    Alaron wollte gerade erleichtert aufatmen, als Muhren sich ihm zuwandte. »Ein Freund von dir?«
    Alaron schüttelte heftig den Kopf, dann erstarrte er mitten in der Bewegung aus Angst, sein Amulett könne unter dem Kragen hervorschlüpfen.
    »Wie geht es dir, junger Merser?«
    Wieder musste Alaron gegen seinen Zorn ankämpfen. »Gut, Herr. Für einen Versager. Immerhin hätte ich ja vielleicht bestanden, wenn Ihr meine Abschlussarbeit nicht so ins Lächerliche gezogen hättet.«
    Muhren seufzte und deutete auf eine Bank. »Darf ich mich setzen?«
    Alaron nickte stumm, um nichts Falsches zu sagen, doch es war zwecklos. »Wie konntet Ihr das nur tun, Herr?«, platzte es aus ihm heraus. »Ich habe alle Fakten sorgfältig zusammengetragen und überprüft, im Gegensatz zu Euch, und dann habt Ihr auch noch vor dem voll besetzten Saal gelogen und mein Leben zerstört!«
    Ganz langsam blies Muhren ein eisiges Wölkchen aus. »Ich bedaure, dass dir das so vorkommt, junger Merser«, sagte er ruhig.
    Alaron schaute ihn verdutzt an. »Ihr bedauert, dass mir das so vorkommt? Ihr bedauert, dass Ihr mein Leben zerstört habt?«
    Muhren hob die Hand. »Ruhig, Junge! Ganz ruhig.« Er blickte ihm fest in die Augen. »Ja, es tut mir leid, aber ich hatte keine andere Möglichkeit.«
    »Ihr hattet keine andere Möglichkeit? Ich war wohl kaum der Erste, der in seiner Abschlussarbeit neue und noch nicht bis ins Kleinste belegte Thesen vorgebracht hat, bei Hel«, schnaubte er. »Und dann kommt Seth Korion angekrochen und tut eine Stunde lang nichts anderes, als Vults Kapitulation bei Lukhazan zu rechtfertigen – direkt unter den Augen des Gouverneurs, der verdammte Speichellecker! Habt Ihr ihn auch in der Luft zerrissen und jedem gesagt, was für eine hundertmal aufgekochte Scheiße er da erzählt? Ihr seid genauso ein Lügner wie alle anderen!« Alaron deutete mit dem Zeigefinger auf ihn. »Mein Vater hat Euch für seinen Freund gehalten, und dann so was!«
    Muhren seufzte schwer. »Hör zu, Alaron, du hast mir keine andere Wahl gelassen. Ich konnte dich nicht so weitersprechen lassen, nicht vor den anwesenden Leuten. Ich glaube, ich habe genug getan, um …«
    »Genug getan? Mehr als das: Man hat mich durchfallen lassen, und jetzt weigern sie sich sogar …«
    Muhren stand auf. »Alaron, lass mich ausreden. Du bist wütend, und du hast jedes Recht dazu, aber hör mir nur eine Minute lang zu! Dein Vater hat mich hergebeten. Er sagt, du wurdest bestohlen. Kannst du mir darüber etwas erzählen? Ohne das ständige Geschimpfe?«
    Alaron starrte ihn an. Weiß ich nicht, aber ich kann’s ja mal versuchen . »In Ordnung. Als ich an dem Tag nach Hause kam, hatte jemand meine Sachen durchwühlt. Alle Notizen, die ich für meine Abschlussarbeit gesammelt hatte, waren weg. Sonst fehlte nichts.«
    »Warum hast du es nicht gemeldet?«
    »Wem denn?«, gab er verbittert zurück. »Wenn es nicht Gron Koll und seine Kumpel waren, dann war’s der Gouverneur oder vielleicht Ihr selbst! Bei wem hätte ich es also bitte schön melden sollen?«
    »Verstehe. Ich habe dich also gleich zweimal enttäuscht, und das tut mir doppelt leid.«
    »Laut Eurer Meinung war meine Abschlussarbeit sowieso nur ein Haufen Scheiße«, stammelte Alaron selbstmitleidig.
    Muhren schüttelte den Kopf. »Nein, Alaron, darum geht es ja gerade: Sie war kein Haufen Scheiße. Deine Argumente waren absolut überzeugend. Ich war

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