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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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Opfer für … für jedermann. Und die ganze Zeit denkst du daran, was eigentlich aus dir hätte werden können. Ich wäre ein Feuermagus geworden und hätte am Kriegszug teilgenommen. Jetzt traue ich mich nicht mal, als Fußsoldat in die Legion einzutreten, weil die anderen Legionäre mich sofort in Stücke reißen würden. Ich kann nicht in Paps Handelsunternehmen einsteigen und ihm auch nicht das Windschiff bauen, das er sich gewünscht hat. Ich werde nie das Geld für das Arkanum zurückzahlen können, und Mutter wird aus unserem alten Haus ausziehen müssen. Die ganze Familie steht kurz vor dem Ruin, und all das ist meine Schuld.« Er schlug die Hände vors Gesicht und flüsterte: »Wahrscheinlich sollte ich mich einfach umbringen.«
    Cym schnaubte. »Typisch Jungs: kein Stehvermögen. Kaum geht was schief, jammert ihr davon, eurem Leid ein Ende zu machen.« Sie stellte sich vor Alaron, zog seine Hände weg und legte ihm die Handflächen auf die Wangen. »Alaron Merser, du und Ramon, ihr habt etwas Fantastisches für mich getan: Ihr habt mich unterrichtet, was kein anderer in ganz Yuros jemals gewagt hätte. Ihr wart zwar ziemlich lausige Lehrer und habt die meiste Zeit nur versucht, mir in den Ausschnitt zu schauen, aber ich stehe in eurer Schuld. Ich will dir helfen – ich kann dir helfen, wenn du es schaffst, dich zusammenzureißen. Also, möchtest du dich wieder nach oben verkriechen und weiter selbstmitleidiges Zeug faseln, oder nimmst du dein Leben ab jetzt selbst in die Hand?«
    »Das ist nicht fair«, protestierte Alaron.
    »Du Armer, das Leben ist ja so ungerecht zu dir.« Sie zog ein Lederbändchen unter ihrer Bluse hervor, an dem ein grob geschliffener honigfarbener Stein hing. Er leuchtete gedämpft im schummrigen Licht. Alaron hielt den Atem an.
    »Das ist ein Bernsteinamulett, das meine Sippe einem Magus in Knebb gestohlen hat«, erklärte Cym und ließ den Stein aufreizend hin und her baumeln. »Du kannst es haben, wenn du willst.«
    Er streckte die Hand aus, zuckte dann aber wieder zurück. »Aber … das ist gegen das Gesetz. Wenn sie mich erwischen …«
    Cym nahm das Bändchen von ihrem Hals und hielt es ihm vor die Nase.
    Alaron konnte nicht mehr klar denken. Wieder hob er die Hand, wieder ließ er sie fallen.
    Cym seufzte entnervt, dann hängte sie das Amulett an einen Küchenhaken. »Rukka mio, Alaron.« Sie packte ihn bei den Schultern. »Sie haben dich nach Strich und Faden betrogen, macht dich das nicht wütend? Werd endlich wütend!«
    »So einfach ist das nicht. Ich kann doch nicht einfach …«
    »Du kannst einfach das Amulett nehmen und der werden, der du immer sein wolltest.« Sie drehte sich um und ging zur Tür. »Benutz es!«, rief sie über die Schulter.
    »Warte, Cym!« Er lief ein paar Schritte hinter ihr her. »Wie geht es Ramon?«
    »Dem kleinen Schuft geht’s prächtig. Er macht sich Sorgen um dich. Er hatte gerade ein paar Schlägern eine Lektion erteilt, die der Familioso seines Dorfes ihm auf den Hals gehetzt hatte, und jetzt hat selbiger Familioso ihm ein Angebot gemacht, ob er nicht seiner Bande beitreten will. Er denkt darüber nach. So läuft das, zumindest in Silacia.«
    Alaron versuchte ein Grinsen. »Klingt gut.«
    »Wenn du meinst. Dann hat der Idiot noch um meine Hand angehalten. Wie kommt der bloß auf die Idee?« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Cym«, rief Alaron verzweifelt, »das Amulett! Das Gesetz sagt …«
    »Das Gesetz«, schnaubte sie verächtlich, »drückt nur die Meinung dessen aus, der gerade an der Macht ist. Mit richtig oder falsch hat das nichts zu tun.« Sie warf den Kopf in den Nacken. »Das Amulett gehört dir, wenn du den Mut hast, es zu behalten. Bis bald, Alaron.« Dann schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu und war weg.
    Verstört schlurfte Alaron zurück zum Herd, nahm das Amulett vom Haken und starrte in das dunkle Herz des Bernsteins. Stundenlang verharrte er so.
    Als Tula wieder nach Hause kam, bemerkte er sie erst, als sie ihm einen Teller Eintopf hinhielt.
    »Und, wie geht’s dir, Alaron?«, fragte Vann.
    Alaron riss die Augen von den Flammen im Kamin los, das Bernsteinamulett fest mit der Hand umklammert. Er hatte nicht gehört, wie sein Vater hereingekommen war. »Ich weiß es nicht, Pap.«
    Vann schürzte die Lippen. »Mein Großvater, Kore sei seiner Seele gnädig, sagte immer, man muss sich ein Ziel setzen und dann überlegen, wie man dorthin kommt. Wohin willst du in deinem Leben?« Vann machte es sich in dem Sessel neben

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