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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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sich selbst, während sein Vater sich zu Mercellus di Regia setzte. Mercellus war ein groß gewachsener schlanker Mann mit wallendem Haar und einem beeindruckenden Schnurrbart, außerdem war er Cyms Vater und Anführer der Sippe. Er hatte eine Magusfrau geschwängert und es irgendwie geschafft, das Kind zu behalten – offensichtlich war er ein Mann, mit dem man rechnen musste –, und jetzt saß er mit Vann beim Kaffee zusammen. Wie Fürsten, die sich bei Hofe von einer wandernden Schauspielertruppe die Zeit vertreiben ließen, saßen sie beisammen und lachten herzhaft über das chaotische Treiben auf der Wiese.
    Alaron hatte zwar gehofft, das Ereignis würde mit etwas mehr Feierlichkeit begangen werden, aber wenn Cym die Woche zuvor nicht zurückgekommen und ihre Hilfe angeboten hätte, wäre er jetzt nicht einmal hier. Sie war in so gut wie allem besser als er, und sie war es auch gewesen, die den Kiel des Skiffs so präpariert hatte, dass er mit Luftthaumaturgie gesteuert werden konnte. Er blickte hinüber zu der Ansammlung junger Männer, die Cym und die anderen Mädchen umringten. Sie waren mit beeindruckenden Muskeln bepackt, und ihre Gesichter wirkten, als wüssten sie nicht, was ein Lächeln ist. Mit überheblicher Feindseligkeit erwiderten die Kerle den Blick, aber Alaron ignorierte sie. Ihr könnt das Ding hier nicht zum Fliegen bringen, ich schon , dachte er, wobei er selbst nicht ganz sicher war, ob es ihm tatsächlich gelingen würde. Ein Probeflug in der Stadt war nicht infrage gekommen, und er konnte nur hoffen, alles würde funktionieren wie geplant. Wenn ja, würde Cyms Vater ihnen eine Menge Geld für das Skiff geben.
    Endlich war alles bereit. Es war ein kleines Windschiff, bot gerade einmal Platz für zwei Passagiere, einen Mast und sechs einziehbare Landefüße. Ein handwerkliches Meisterstück war es auch nicht gerade, wie Alaron zugeben musste. Glücklicherweise hatte Cym ihm geholfen, und mit Naturmaterialien konnte sie recht gut umgehen, ganz im Gegensatz zu ihm. Auch zu Luft hatte sie mehr Affinität als Alaron, aber er kannte sich mit dem theoretischen Hintergrund besser aus und hatte mehr Übung, weshalb er das Gefühl hatte, das Windschiff größtenteils selbst gebaut zu haben. Gemeinsam mit Cym daran zu arbeiten war wunderbar gewesen, aber noch besser war es, ihr unter den neidischen Blicken der anderen jungen Männer an Bord zu helfen, während die Kinder mit großen Augen zusahen. Endlich war es so weit: Der Jungfernflug konnte beginnen.
    »Fertig?«, fragte Alaron, vor Selbstbewusstsein strotzend.
    Cym runzelte die Stirn. »Und du kannst dieses Ding auch steuern?«
    Alaron zuckte die Achseln. »Ist nicht viel dabei.« Oder vielleicht doch, aber Alaron erinnerte sich noch an das ein oder andere aus dem Unterricht. Was soll schon groß schiefgehen?
    Sein Vater hob anerkennend die Kaffeetasse, und Alaron winkte stolz zurück. Dann konzentrierte er sich auf den bevorstehenden Flug. Er war ein Erdmagus, und Luftgnosis das genaue Gegenteil der Erdgnosis. Doch während seiner Zeit auf dem Arkanum hatte er zumindest den Hauch einer Affinität in sich entdeckt, und es hatte ihm Spaß gemacht, das Skiff zu bauen – wenn er nicht gerade damit beschäftigt gewesen war, Holzsplitter unter seinen Fingern herauszuziehen.
    Ohne Cym hätte ich es nie fertig bekommen, aber ohne mich hätte sie nicht einmal gewusst, wie sie damit anfangen soll . Er schloss die Augen und ließ die Gnosis in den Kiel fließen. Der Rumpf erzitterte leicht und hob ein wenig vom Boden ab. Alaron öffnete die Augen und blickte Cym an, die begeistert zurückschaute und ihre eigene Energie mit einfließen ließ, bis der Kiel gesättigt war und das Schiff an den Halteseilen zerrte.
    »Leinen los!«, rief Alaron, Cym übersetzte, und die jungen Männer lösten die Knoten der Halteseile. Alle hielten die Luft an, während sich das Schiff einen halben, zwei und schließlich fünf Doppelschritt hoch in die Luft erhob. Ein Windstoß blähte das Segel, Cym schrie leise auf, und Alaron packte das Steuerruder.
    »Dreh um!«, brüllte Cym und deutete auf die Baumreihe vor ihnen.
    Belustigt über Cyms Ängstlichkeit, schlug Alaron das Ruder ein und ließ das Skiff über der Lichtung kreisen. Unter ihnen brach lauter Jubel aus, die Kinder liefen hinter dem Schiff her, hüpften und winkten begeistert. Mit stolzgeschwellter Brust winkte Alaron zurück. Selbst Vann und Mercellus waren aufgesprungen, und Alaron machte sich schon die

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