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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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überzeugt und andere auch. Wahrscheinlich wusste niemand außer Vult und vielleicht noch zwei, drei anderen, dass Langstrit damals hier in der Altstadt verhaftet wurde. Ich hätte mir nur gewünscht, du wärst ein bisschen weniger ins Detail gegangen oder hättest eine andere Schlussfolgerung daraus gezogen. Aber du hast genau das ausgesprochen, was sich einige wenige seit über einem Jahrzehnt hinter vorgehaltener Hand zuflüstern. Deshalb habe ich versucht, dich zum Schweigen zu bringen. Aber ich glaube, du könntest durchaus recht haben: Die Skytale des Corineus ist verschollen, irgendwo hier in Norostein.«
    Scharf wie Eisnadeln schwebten die Worte in der klaren Winterluft. Alaron brach kalter Schweiß aus. Er stützte sich auf die Knie und rang nach Luft.
    »Hast du irgendeine Vorstellung, wie viel diese Erkenntnis wert ist?«, fragte Muhren und schüttelte den Kopf. »Nein, hast du nicht. Und ich auch nicht. Sie ist unbezahlbar. Wenn die Skytale in Argundy wäre, wäre Pallas schon gefallen. Wenn die Rimonier sie in die Hände bekämen, bei Kore … Wenn die Dhassaner oder die Keshi sie hätten, wären sie jetzt schon in Yuros, und wir hätten nicht die geringste Chance, sie zurückzuschlagen. Im ganzen Kaiserreich gibt es nicht genug Gold, um die Skytale zurückzukaufen. Die gesamte Macht des Kaiserhauses beruht auf der Macht, Magi in die Aszendenz zu erheben, was auch der Grund ist, weshalb nur seine treuesten Diener zu Aszendenten gemacht werden. Und du sprichst vor allen versammelten Würdenträgern laut aus, was andere kaum zu denken wagten: dass die Skytale verschollen ist! Jeden Tag verbringt der Kaiser in ständiger Angst, von fremder Hand erhobene Aszendenten könnten sich gegen ihn verschwören und ihm den Garaus machen. Kannst du dir vorstellen, was das bedeutet?«
    Alaron konnte es nicht. »Ich fand es nur ein interessantes Thema«, stammelte er. »Schlau ausgesucht und bearbeitet. Ich hätte nie geglaubt, dass es tatsächlich wahr sein könnte.«
    Eine Weile schwiegen beide, dann befragte Muhren ihn wegen des Diebstahls. Ob Alaron versucht hatte herauszufinden, wer es war. Hatte er nicht. Seit jenem Nachmittag war er zu sehr am Boden zerstört gewesen, um auch nur irgendetwas zu tun.
    »Falls dir dazu etwas einfällt, jemand, der etwas damit zu tun haben könnte, komm zu mir.« Muhren streckte ihm die Hand hin, und Alaron schüttelte sie zögernd. Langsam, ganz langsam konnte er sich vorstellen, dem Hauptmann zu vergeben. »Du bist ein guter Junge. Gib mir Bescheid, sobald du dich an irgendetwas Neues erinnerst. Oder wenn Gron Koll noch mal herkommt.«
    Als Muhren gegangen war, setzte Alaron sich hin und beobachtete tief in Gedanken versunken die Schneeflocken. Er wünschte, er könnte mit Ramon oder Cym sprechen, aber die waren weit weg. Alaron war ganz auf sich allein gestellt.
    Vann Merser saß vorn auf dem Kutschbock, während Alaron hinten auf der Ladefläche immer wieder schmerzhafte Schläge ins Gesäß bekam. Andererseits saß Cym mit ihm dort hinten, was die kleinen Unannehmlichkeiten mehr als wettmachte. Sie waren auf dem Weg zum ehemaligen Landhaus der Anborns. Der Himmel über ihnen funkelte silbern. Noch ein paar Gesetze brechen , dachte Alaron und strich über den Rumpf des Windschiffs, das er und Cym gebaut hatten.
    Bei den ersten Anzeichen des Frühlings war Cyms Karawane Mitte Februx aus dem Süden zurückgekommen, und jetzt lagerten sie unter den verängstigten Blicken der armen Gredken auf der verwilderten Wiese vor dem Haus. Seit mehreren Monaten lebte sie nun schon allein dort, und gegen das fahrende Volk hegte sie dieselben Vorurteile wie alle anderen Bürger Norosteins. In sechs knallbunten Wagen waren sie gekommen, die jetzt in einem Halbkreis auf der Wiese standen. Dazwischen liefen ständig ihre Besitzer umher, umringt von mehr Kindern, als Alaron seit seinen Schultagen an einem Ort versammelt gesehen hatte. Wie Schmetterlinge flatterten sie umher, doch ihr Geschrei war ohrenbetäubend. Die Männer trugen weiße Hemden und schwarze Hosen, die Hände hatten sie ständig am Griff ihrer Messer. Die Frauen hatten sich in regenbogenfarbene Wollschals gewickelt und schauten kein bisschen weniger finster drein.
    Cym hatte sie gewarnt, dass ihre Sippe nicht gut auf Magi zu sprechen war, aber Geschäft war Geschäft.
    Freiwillige halfen Vann, den Rumpf vom Wagen zu heben, und Alaron dirigierte die Männer beim Zusammenbau von Mast und Ruder. Um Segel und Spannseile kümmerte er

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