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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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zurück und trat jedem, der ihm am Rand der Menge auflauern könnte, mit dem Fuß in den Bauch.
    Kämpfer der Fehde zu sein hatte er sich anders vorgestellt. Drei Wochen lang waren sie marschiert, hatten sich durch die trockene Hitze des nördlichen Winters gekämpft, um Essen gebettelt und um einen Platz zum Schlafen. Am Anfang waren die Menschen noch freigiebig gewesen, schließlich war der Amteh-Glaube die Hauptreligion in Nordlakh. Sie wurden mit trockenem Brot bedacht, mit Linsenbrei, Krügen voll frischem Quellwasser und dem Segen Ahms. Doch als sie das erste Sammellager erreichten, wurde die kleine Gruppe sofort vom allgemeinen Chaos verschlungen. Haroun zog los, um die Gottessprecher nach den letzten Neuigkeiten zu fragen, während Jai und Kazim nach etwas zu essen und trinken suchten. Die wenigen Vorräte, die sie hatten, wurden auf von Soldaten bewachten Wagen unter Verschluss gehalten. Ein dünner Kerl, der seit einer Woche hier war, riet Kazim, sich von den Soldaten fernzuhalten. »Es ist ihnen egal, wenn wir hungern«, erklärte er ihm wütend.
    »Aber wir sind Kämpfer der Fehde!«, rief Kazim.
    »Geh hin und sag es ihnen. Wirst schon sehen, wohin dich das bringt.« Der Mann lachte grimmig. »Ich bin hergekommen, um Rondelmarer zu töten, aber wenn das so weitergeht, sind wir alle vorher verhungert.«
    Kazim ging trotzdem zu ihnen. Die Soldaten trugen Kettenhemden, mit Eisendornen besetzte Helme und Krummsäbel. Die Bärte hatten sie zu Zöpfen geflochten, und ihre Augen waren schwarz wie Kohle – Söldner aus Kesh im Dienst des Moguls. Über ihren Feuern rösteten sie Hühner und tranken Fenni.
    Ein Hauptmann trat ihm ohne Eile in den Weg. Das vernarbte Gesicht verlieh ihm eine gewisse Verwegenheit. »Verzieh dich, du kleiner Scheißer«, sagte er nur unter dem Gelächter seiner Kameraden.
    »Aber wir haben nichts zu essen«, protestierte Kazim. »Und ihr habt mehr, als ihr braucht.«
    Der Hauptmann biss in ein Hühnerbein und schluckte. »Ja, haben wir. Aber ihr nicht. Und jetzt hau ab, verdammter Mata-Choda.«
    Kazim rührte sich nicht. Er war genauso groß wie der Soldat und kräftiger gebaut. Aber der Hauptmann hatte einen Säbel. Kazim musterte die Männer hinter ihm. Sie alle waren bewaffnet, und es war keine Frage, auf wessen Seite sie sich stellen würden. Keine gute Idee. Er machte einen halben Schritt zurück und versuchte es ein letztes Mal: »Bitte, Herr. Nur ein Huhn. Ich kann bezahlen.«
    Der Hauptmann kicherte. »Ich kann bezahlen«, wiederholte er höhnisch. »Ein Huhn also? Gut. Sagen wir: hundert Rupal.«
    »Hundert Rupal? Dafür bekomme ich zu Hause zehn Hühner!«
    »Dann geh doch nach Hause.« Damit drehte der Hauptmann sich weg.
    »In Ordnung, hundert Rupal.«
    Der Soldat grinste verschlagen. »Der Preis ist leider gestiegen. Jetzt sind es zweihundert.«
    Kazim funkelte ihn wütend an. Der köstliche Duft bereitete seinem leeren Magen schon Krämpfe. »In Ordnung. Zweihundert.«
    Der Hauptmann zog einen Hühnerspieß aus dem Feuer und hielt ihn Kazim hin. »Zuerst das Geld«, sagte er und wedelte mit dem Spieß, als würde er mit seinem Schoßhund spielen.
    Kazim hatte größte Mühe, sich zu beherrschen. Er streckte ihm das Geld hin. Es war alles, was er besaß.
    Der Hauptmann nahm die Münzen, dann ließ er das Huhn einfach fallen, und Kazim griff reflexartig danach.
    »Vorsicht!«, brüllte Jai noch, aber es war zu spät.
    Kazim sah den Stiefel des Hauptmanns auf sein Gesicht zufliegen, dann ein gleißendes Licht, gefolgt von alles verschlingender Schwärze.
    Als er wieder aufwachte, lag er rücklings auf dem Boden. In seinem Kopf drehte sich alles, und der Kiefer schmerzte, schien aber nicht gebrochen zu sein. Er blickte sich um. Jai kauerte neben ihm. Kazim konnte nur ein paar Augenblicke bewusstlos gewesen sein, denn der Hauptmann stand immer noch vor ihm und lachte schallend. Kazim prägte sich sein Gesicht ein.
    »Komm jetzt«, flüsterte Jai mit dem verdreckten Hühnerspieß in der Hand. Der Tumult hatte Neugierige angezogen, hungrig aussehende Männer, die alle das Huhn anstarrten.
    Schwankend kam Kazim auf die Beine. Er sah einen dicken Ast aus einem Feuer in der Nähe ragen und packte ihn. »Bleib direkt hinter mir«, raunte er Jai zu und schob sich entschlossen durch die Menge. Der Erste, der sich mir in den Weg stellt, kriegt den Stock in die Fresse . Aber nichts geschah, die Männer wichen stumm zurück. Als sie das Huhn schließlich mit Haroun teilten, achtete

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