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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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Geisterbeschwörung. Er konnte den Geist eines kürzlich verstorbenen jungen Mannes einfach nicht herbeirufen, weil er den Anblick der Leiche nicht ertrug. Mit gesenktem Haupt schlurfte er, begleitet vom Tuscheln der Lehrer, aus dem Raum. Die Prüfung in Hellsicht war komplett in die Hose gegangen. Keinen der versteckten Gegenstände hatte er identifizieren können. Auch Divination, die letzte Teilprüfung, verlief nicht gerade angenehm. Er sollte seine eigene Zukunft vorhersagen, und die sah nicht besonders gut aus, wie sich herausstellte: Alaron hatte eine Vision von gestohlenen Schriftrollen und Schlangen, die ihm überall auflauerten. Er interpretierte sie als eine Verschwörung gegen seine Person, und als er die Augen wieder öffnete, starrte jeder einzelne der anwesenden Magister ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Willst du damit sagen, wir vom Zauberturm hätten etwas gegen dich, Junge?«, fragte der Schulvorsteher verächtlich nach Alarons halb garen Ausführungen. »Die Rekruteure bezahlen uns, damit wir Magi hervorbringen. Jeder Ausfall schadet uns ebenso wie der Gemeinschaft. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du etwas mehr Dankbarkeit zeigen würdest für all die Jahre der Anstrengung, die wir dir gewidmet haben.« Er schüttelte den Kopf. »Alles, was wir dir wünschen, ist Erfolg, mein Junge.«
    »Ich würde sagen, du versagst auch, ohne dass wir nachhelfen«, merkte Fyrell bissig an. »Wenn du uns nicht noch mit weiteren Verschwörungstheorien unterhalten möchtest, bist du hiermit entlassen.«
    Alaron schloss die Augen und wäre am liebsten im Boden versunken.
    »Und, wie lief’s mit Divination?«, fragte Ramon. Er hatte das Fach erst gar nicht belegt, also waren sie beide fertig. Endgültig.
    Alaron stöhnte. »Ich will nicht darüber reden. Gehen wir nach Hause.«
    Ramon hielt eine Geldbörse hoch. »Aber nein, mein Freund, heute Abend werden wir uns betrinken, und zwar auf meine Kosten.«
    »Du hast Geld?« Alaron schaute ihn ungläubig an.
    Ramon grinste. »Ich bin Rimonier.«
    »Du hast es gestohlen?«
    »Aber nein! Wie kannst du so was auch nur denken? Ich glaube, ich trinke lieber mit jemand anders.« Er blickte Alaron erwartungsvoll an.
    Alaron seufzte. Irgendwo leierte eine Fiedel. Die Sonne senkte sich auf die Hügel im Westen herab und tauchte den Schnee auf den Flanken der Arken in ein feuriges Rot. Die Luft war klar und eisig kalt. Bestanden oder durchgefallen, die Prüfungen waren vorbei.
    »Entspann dich, Alaron.« Ramon stieß ihn in die Rippen. »Was vorbei ist, ist vorbei. Sie werden dich schon durchlassen, und ob du Gold, Silber oder Bronze bekommst, ist vollkommen egal. Es kommt, wie es kommt, Amiki. Und jetzt los, besorgen wir uns ein Bier!«
    Alaron blies ganz langsam die Luft aus. »In Ordnung, du hast recht. Es ist nur … Nein, du hast recht.«
    »Natürlich hab ich recht.« Ramon legte die Hand ans Ohr. »Wenn mich nicht alles täuscht, kommt die Musik von der Taverne am Mühlteich, Amiki. Gehen wir!«

Ein Akt des Verrats
    Die Grauen Füchse
    Die Grauen Füchse waren eine Gruppe Magi, die die Noros-Revolte unterstützten. Vom Kaiserreich geächtet und als Spione gebrandmarkt, wurden sie bei Gefangennahme sofort hingerichtet. Viele blieben bis lange Jahre nach dem Krieg im Untergrund und zeigten sich erst wieder in der Öffentlichkeit, nachdem der Gouverneur eine Generalamnestie erlassen hatte. Obwohl die Grauen Füchse aller Wahrscheinlichkeit nach weniger als dreißig Mitglieder zählten, waren sie während der Revolte die gefürchtetste aller kämpfenden Truppen. Ihr Kommandant, Gurvon Gyle, wurde erst im Jahr 915 amnestiert, und das nur unter der Bedingung, dass er sich als Experte zur Niederschlagung von Aufständen dem zweiten Kriegszug anschloss.
    Die Geschichte von Yuros , Nils Mannius, 921
    Brochena in Javon, Antiopia
Okten 927
9 Monate bis zur Mondflut
    Elena Anborn ritt neben den Wagen und Kutschen, die mit knirschenden Rädern Richtung Osten nach Forensa unterwegs waren. Sie trug ein blaues Baumwolltuch auf dem Kopf und einen Gazeschal über den Augen, damit sie trotz der grellen Sonne die Straße genau im Blick behalten konnte. Die Luft über dem glühend heißen Boden flimmerte, im Süden tanzten Fata Morganas über den Sand. Sie dankte dem Himmel, dass es Winter war und vergleichsweise mild. Wahrscheinlich nicht mal halb so heiß wie in Hel. Wir sollten dankbar sein.
    Sie kamen gut voran. Normalerweise brauchte man zwei Wochen bis Forensa, aber

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