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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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jetzt, da es allmählich kühler wurde, würden sie es vielleicht in ein oder zwei Tagen weniger schaffen. Ungefähr die Hälfte der Strecke hatten sie bereits. Lorenzo di Kestria ritt mit einem der Späher etwa fünfzig Schritte voraus. Der Ritter kam beinahe um vor Hitze in seiner Lederrüstung. Die Karawane bestand aus sechs Wagen, eskortiert von zwölf Wachsoldaten. Timori und Fadah befanden sich in der Kutsche gleich hinter ihr, Cera folgte im nächsten, allein. An ihrer Kutsche baumelten rote Bänder, die jeden Betrachter davor warnten, dass sich darin eine menstruierende Frau befand. Amteh-Männer mussten sich von Frauen fernhalten, die »unrein« waren. So gesehen hätte Elena in derselben Kutsche sitzen müssen, aber sie hatte zu viel zu tun. Also trug sie lediglich ein rotes Armband und blieb auf Abstand zu den anderen.
    Leider teilte Samir Taguine den Aberglauben der Amteh nicht und preschte schnurgerade auf sie zu. Bei jeder Bewegung seines Pferdes wackelte und schaukelte er hin und her. Seine Steigbügel waren viel zu kurz, und er hatte kaum Kontrolle über sein Reittier. Er sah beinahe lächerlich aus auf seiner Stute. Wenn ich je gegen dich kämpfen muss, Samir, dann hoffentlich zu Pferd .
    Samir dirigierte seine Stute neben Elena, seine Glatze leuchtete rot in der Sonne. »Rukka mio, wie ich das Reiten hasse«, stöhnte er. »Was meinst du, soll ich der blutenden Prinzessin ein bisschen Gesellschaft leisten?«
    »Ich meine, du solltest deine Zunge etwas besser im Zaum halten, wenn du von der Königsfamilie sprichst.«
    Samir schnaubte nur und fuhr sich über den Kinnbart. »Sie ist ohnehin ein bisschen still für meinen Geschmack. Die Jüngere gefällt mir besser. Hat mehr Feuer. Ich hab ein Auge auf sie geworfen.«
    »Du rührst die beiden nicht an«, gab Elena kalt zurück.
    Er lachte gehässig. »Sieh an, wie besitzergreifend! Bist du etwa selbst auf sie scharf?«
    »Verzieh dich, du brünstiger Köter.«
    »Könnte dir so passen.« Samir warf ihr einen anzüglichen Blick zu. »Du glaubst, du wärst der Boss, Elena, aber hier, ohne Gyles Schutz, bist du nicht mehr als ein jämmerliches Halbblut!«
    »Sonst noch was?«, fragte Elena unbeeindruckt.
    Der Magus blickte sie an und senkte die Stimme. »Ja. Trägst du dein Amulett?« Er schien es kaum erwarten zu können, sich aus dem Staub zu machen. Er hasste dieses Land so sehr, wie Elena es liebte.
    »Immer. Ich muss mir den Kamm da vorn mal ansehen. Ich glaube, du bleibst besser hier. Nicht dass du bergauf noch vom Pferd fällst.«
    Während Elena die Hügelflanke hinaufgaloppierte, hörte sie Samir hinter ihrem Rücken kichern. Sie wusste, er war gefährlich. Noch nie hatte sie einen Magus gesehen, der eine so starke Feueraffinität hatte wie Samir, das Inferno. Ignorier ihn einfach. Es ist bald vorbei …
    Später, es war bereits Nacht, der riesige Sichelmond füllte den nördlichen Himmel aus, ging Elena über die umgebenden Hügel und sog die klare Wüstenluft ein. Von einer kleinen Anhöhe aus blickte sie hinunter auf die Wagen und Zelte. Fadah und Timori würden in einem Pavillon schlafen, normalerweise auch Cera, wenn sie nicht gerade ihre Menstruation hätte. Männer eilten um die Feuerstellen herum und bereiteten das Essen. Timori lieferte sich mit einem der Soldaten ein Holzstockduell, während Lorenzo das Blutzelt für Cera und Elena errichtete.
    Sie ging in die Hocke, hob eine kleine Vertiefung aus und versiegelte sie mit einer Berührung, damit das Wasser nicht abfloss. Dann lehrte sie den Inhalt ihrer Trinkflasche hinein. Mal sehen, was Gurvon zu sagen hat … Den ganzen Tag über hatte er sie mit unsichtbaren Gedankenpfeilen beschossen, damit sie Kontakt zu ihm aufnahm, aber Elena hatte es nicht eilig.
    Sie berührte den Miniaturteich und ließ ihre Gnosis hineinfließen. Das Wasser begann blau zu leuchten, Rauch stieg auf, und Gurvons vertrautes, hinterhältiges Gesicht erschien.
    Elena, wo bist du? Sordell sagt, du seist mit Samir nach Osten geschickt worden.
    Wir sind beim Wadi Khodasha, auf halbem Weg nach Forensa. Wo bist du?
    Nördlich von Brochena. Trägst du dein Amulett?
    Ja. Sie biss sich auf die Lippe. Aber …
    Gut. Halte dich bereit. Rund um die Uhr. Sein Gesicht war angespannt, von Sorge gezeichnet. Die Vertrautheit war schmerzhaft. Sie hatte dieses Gesicht so oft geküsst, doch im Moment konnte sie sich nicht mehr erinnern, wie es sich angefühlt hatte. Das letzte Mal lag jetzt beinahe ein Jahr zurück, es war während

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