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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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einer seiner seltenen Besuche gewesen. Elena hatte den Verdacht, dass Gurvon eine andere hatte. Vedya, ganz bestimmt.
    Sie nahm all ihren Mut zusammen. Gurvon, Olfuss möchte, dass ich bleibe – in seinem persönlichen Dienst. Nur ich, die anderen will er nicht. Jetzt hatte sie es gesagt.
    Das Wasser verfinsterte sich. Hast du ihm gesagt, dass du gehen würdest?
    Natürlich nicht! Er hat mich aus eigenem Antrieb gebeten.
    Gut. Dann hegt er also keinen Verdacht. Gurvon runzelte die Stirn. Warum will er die anderen nicht? Gehen sie ihm schon wieder auf die Nerven? Aber selbst wenn, es spielt jetzt keine Rolle mehr. Sobald ich Nachricht gebe, wirst du dich mit Samir nach Nordosten wenden und …
    Gurvon, du hörst nicht zu. Ich werde das Angebot annehmen. Ich möchte hierbleiben.
    Gurvon erstarrte. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich von Verwirrung über Verärgerung zu einer undurchdringlichen, bedrohlichen Maske. Wovon redest du da, Elena?
    Ich will hierbleiben. Das hier ist der Ort, an dem ich mein Leben verbringen, mich zur Ruhe setzen will. Ich will deinen Geheimbund verlassen. Ich habe mich entschieden.
    Ungläubig starrte Gurvon sie aus dem blauen Wasser an. Dann wirst du dich eben verdammt noch mal wieder umentscheiden! Dieser dämliche Bastard Olfuss macht sich gerade zum Feind des Kaiserreichs, und du wirst nicht bei ihm …
    Ich habe mich entschieden.
    Du dumme Hure, für wen hältst du dich? Alles Gold, das du besitzt, ist in meinen Händen, schon vergessen? Du gehörst mir, Weibsstück! Seine Augen blitzten vor Wut, und das Wasser bebte. Einen Moment lang glaubte Elena, er würde sie angreifen, aber dann beruhigte sich das Spiegelbild wieder, und sein Gesicht wurde sanft, beinahe entschuldigend. Doch es war keine Entschuldigung, es war reine Berechnung. Es tut mir leid, Elena. Ich habe im Zorn gesprochen. Hör zu, du solltest deine Entscheidung noch einmal überdenken. Was du da redest, ist schlichtweg nicht möglich. Dies ist kein Spiel, Elena. Der Befehl, uns zurückzuziehen, kommt direkt aus dem Kaiserpalast.
    Aus dem Kaiserpalast? Seit wann arbeiten wir fürs Kaiserreich? Gurvon, ich …
    Schhh! Rede nicht, hör zu. Denk noch einmal darüber nach, meine Liebe. Triff eine solche Entscheidung nicht übereilt. Sprich mit mir, wenn du in Forensa bist. Bitte, Elena, versprich mir, dass du noch einmal darüber nachdenkst. Es ist zu deinem eigenen Besten.
    Sie atmete tief durch und nickte stumm. Was konnte sie im Moment schon tun? Wieder tauchte sie die Finger in das Wasser. Es gab ein Zischen, und der kleine Teich verdampfte in einem blauen Lichtblitz. Sie vergrub das Gesicht in den Händen, und ein kalter Schauder lief ihr über den Rücken.
    Als sie endlich wieder aufblickte und hinunter zum Lagerplatz schaute, sah sie Samir Taguine, wie er in einen Eimer starrte, das Gesicht vom Leuchten des Wassers darin erhellt.
    Er spricht mit Gurvon … Elena sah die Überraschung auf seinem Gesicht, als Samir sie bemerkte.
    Elena richtete sich im Eingangsbereich des Blutzeltes ein, von wo aus sie alles beobachten konnte.
    Cera blickte sie strahlend an. »Elena, sieh mal, Lorenzo hat uns Fleischbrühe gebracht, und er sagt, später gibt es noch gebratenes Huhn.« Sie wirke ein wenig traurig. »Er hat sich in dich verguckt. Die ganze Zeit sieht er dich an.«
    »Er ist nur nett zu mir. Wie ein Bruder.«
    »Pah! Mich sieht er nicht so an. Dabei will sein älterer Bruder, dass er mir den Hof macht. Und Vater will es auch.«
    »Die Kestrias sind die ältesten Verbündeten deiner Familie«, erwiderte Elena. »Es wäre eine gute Verbindung.« Und ich hätte ihn endlich vom Hals .
    »Hübsch ist er ja schon, glaube ich«, überlegte Cera laut. »Aber mir gefällt er nun mal nicht.«
    »Aber du hast gerade gesagt, er sei hübsch«, sagte Elena lachend.
    »Wenn einem Stoppeln gefallen.« Cera rümpfte die Nase.
    »So sind Männer nun mal. Rau und kratzig.«
    Elena sah wieder nach draußen. Sie wollte Samir im Auge behalten. Er stand drüben bei der Quelle und trank aus seiner Feldflasche. In der Dunkelheit begegneten sich ihre Blicke. Elena konnte sich nur zu gut vorstellen, wie er wartete, bis sie eingeschlafen war, um sie dann samt Zelt einzuäschern. Nein … Gurvon würde das nicht zulassen. Bestimmt nicht … Aber Gurvon ist jetzt weit, weit weg, und was wir miteinander hatten, liegt lange Zeit zurück.
    Mit einem Mal wirkte die Wüste trostlos und leer. Es war leicht, sich vorzustellen, der Rest der Welt wäre einfach

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