Die Brücken Der Freiheit: Roman
High Glen niemals zustimmen würde. Weniger überraschend war, daß die Frau von Pfarrer York an einem Fieber gestorben war; sie hatte schon seit längerer Zeit gekränkelt. Esther selbst war nach wie vor fest entschlossen, Heugh zu verlassen, sobald Macks Ersparnisse es zuließen.
Er faltete den Brief zusammen und steckte ihn in die Tasche. Ich darf mich durch nichts von meiner Entschlossenheit abbringen lassen, dachte er. Wir werden diesen Streik gewinnen, und dann kann ich sparen.
Er gab Dermots Kindern zum Abschied einen Kuß und machte sich auf den Weg zur Königin.
Seine Leute warteten bereits auf ihn. Sie kamen sofort zur Sache.
One-Eye Wilson, ein Kohlelöscher, der den Auftrag hatte, den Fluß nach neuen Schiffen abzusuchen, berichtete, daß mit der Morgenflut zwei Kohleschiffe eingetroffen wären. »Beide aus Sunderland«, sagte er. »Ich sprach mit einem Matrosen, der an Land gekommen war, um Brot einzukaufen.«
Mack wandte sich an Charlie Smith. »Geh an Bord, und rede mit den Kapitänen, Charlie. Sag ihnen, daß wir streiken und daß sie sich noch etwas gedulden sollen. Wir hoffen, daß die Schiffseigner bald ihren Widerstand gegen die neuen Löschgangs aufgeben.«
»Wieso schickst du ihnen einen Nigger?« warf One-Eye ein.
»Ein Engländer findet sicher eher Gehör.«
»Ich bin Engländer!« sagte Charlie empört.
»Die meisten Kapitäne stammen aus den Kohlegebieten im Nordosten. Charlie spricht ihren Dialekt. Davon abgesehen, hat er solche Jobs schon früher übernommen und bewiesen, daß er ein guter Botschafter unserer Sache ist.«
»Nichts für ungut, Charlie«, sagte One-Eye.
Charlie zuckte mit den Schultern und empfahl sich, um seinen Auftrag zu erledigen. An der Tür kam ihm eine Frau entgegen, die es offenbar sehr eilig hatte. Atemlos und in höchstem Grade erregt, stürzte sie auf den Tisch zu, an dem Mack saß. Mack kannte sie; es war Sairey, die Ehefrau eines kämpferischen Kohlelöschers namens Buster McBride. »Mack, sie haben einen Matrosen dabei ertappt, wie er einen Sack Kohle ans Ufer geschmuggelt hat! Ich habe Angst, daß Buster ihn umbringt.«
»Wo sind sie?«
»Sie haben ihn im Abtritt des Schwan eingesperrt. Buster trinkt und hat gesagt, daß er ihn mit dem Kopf nach unten vom Glockenturm baumeln lassen will, und ein paar andere stacheln ihn noch an.«
Immer wieder kam es zu derartigen Zwischenfällen. Die Kohlelöscher neigten zu Gewalttätigkeiten, doch bisher war es Mack noch immer gelungen, sie zurückzuhalten.
Er wandte sich an Pigskin Pollard, einen großen, freundlichen Burschen, und sagte zu ihm: »Geh zu den Jungs, und beruhige sie, Pigskin. Mord und Totschlag ist das letzte, was wir jetzt brauchen können.«
»Bin schon unterwegs«, sagte Pollard.
Caspar Gordonson erschien. Auf seinem Hemd klebten Reste von Eigelb, und in der Hand hielt er einen Zettel. »Ein Lastkahnverband mit Kohle für London ist auf dem Lea-Fluß gesichtet worden. Er wird noch am Nachmittag die Schleuse von Enfield erreichen.«
»Enfield?« fragte Mack. »Wie weit ist das von hier?«
»Zwölf Meilen«, antwortete Gordonson. »Wir können bis Mittag dort sein, selbst wenn wir zu Fuß gehen müssen.«
»Gut. Wir müssen die Schleuse besetzen und verhindern, daß die Kähne durchkommen. Ich gehe selber hin. Ein Dutzend zuverlässige Männer kommen mit.«
Ein weiterer Kohlelöscher erschien. »Fat Sam Barrows, der Wirt vom Grünen Mann, versucht einen Trupp aufzustellen, der die Spirit of Jarrow entladen soll.«
»Na, dann viel Spaß«, bemerkte Mack. »Fat Sam ist äußerst unbeliebt. Er hat in seinem ganzen Leben noch keine anständigen Löhne gezahlt. Doch wie dem auch sei, wir müssen die Sache im Auge behalten. Will Trimble, geh hin und tu dich mal ein bißchen um. Und wenn die Gefahr besteht, daß Sam tatsächlich sechzehn Mann zusammenbringt, gibst du mir bitte Bescheid.«
»Er ist abgetaucht«, sagte Sidney Lennox. »Er hat seine Unterkunft verlassen, und kein Mensch weiß, wohin er sich verdrückt hat.«
Jay war verzweifelt. In Gegenwart von Sir Philip Armstrong hatte er seinem Vater gesagt, er könne McAshs Aufenthaltsort herausfinden. Inzwischen bereute er seine Worte bitter. Sir George würde ihn mit beißendem Hohn und Spott überschütten, wenn er sein Versprechen nicht einhielt.
Er hatte fest damit gerechnet, daß Lennox ihm weiterhelfen Würde. »Wie kann er einen Streik führen, wenn er untergetaucht ist?« fragte er.
»Er läßt sich jeden Morgen in
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