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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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dem auch sei - wir dürfen keine Möglichkeit außer acht lassen.«
    Jay zögerte, und Mack hoffte schon, er würde sich wieder einmal aufs hohe Roß schwingen und die beiden Besucher zum Teufel jagen. Doch Jay enttäuschte ihn. Nach kurzer Pause  zuckte er mit den Schultern und sagte: »Selbstverständlich.«
    Macks Zuversicht schwand.
    »Hier wohnen nur meine Frau und ich«, fuhr Jay fort. »Ansonsten steht das Haus leer. Aber sehen Sie sich ruhig überall um. Ich gebe Ihnen völlig freie Hand.« Er schloß die Tür.
    Barton wandte sich an Mack: »Wo ist das Zimmer von Mrs. Jamisson?«
    Mack schluckte. »Nebenan.« Er klopfte vorsichtig an die Tür und fragte mit belegter Stimme. »Mrs. Jamisson? Sind Sie wach?«
    Nach einer Pause öffnete Lizzie die Tür. Sie spielte die Verschlafene und fragte: »Was, um alles in der Welt, wollen Sie  denn hier? Um diese Stunde?«
    »Der Sheriff sucht nach einer Verdächtigen.«
    Lizzie machte die Tür weit auf. »Also bei mir im Zimmer ist  kein Mensch!«
    Mack sah sich um und hätte gerne gewußt, wo Peg sich verborgen hielt.
    »Dürfen wir einen Augenblick hereinkommen?« fragte der Sheriff.
    Ein kaum wahrnehmbarer Anflug von Furcht blitzte in Lizzies Augen auf, und Mack fragte sich, ob Barton ihn bemerkt hatte. Lizzie hob leidenschaftslos die Schultern und sagte: »Bitte, legen Sie sich keinen Zwang an.«
    Die beiden Männer betraten das Zimmer. Es war ihnen offensichtlich nicht ganz wohl in ihrer Haut. Lizzie ließ ihren Morgenmantel wie zufällig ein wenig aufklaffen, so daß Macks Blick unwillkürlich auf die Rundungen ihrer vom Nachthemd drapierten Brüste fiel. Die beiden anderen Männer reagierten mit dem gleichen Reflex. Lizzie sah dem Sheriff in die Augen, worauf Barton sich ertappt fühlte und seinen Blick abwandte. Sie legte es bewußt darauf an, die beiden zu verunsichern, damit sie ihre Suche möglichst schnell beendeten.
    Der Sheriff legte sich auf den Boden und spähte unter das Bett. Sein Kollege öffnete den Kleiderschrank. Lizzie setzte sich unterdessen aufs Bett, zog hastig eine Ecke des Lakens glatt und  stopfte sie unter die Matratze - doch Mack hatte einen Sekundenbruchteil, bevor er wieder verhüllt wurde, einen kleinen, dreckigen Fuß erkannt.
    Peg lag in Lizzies Bett.
    Sie war so dünn, daß sich ihr Körper unter den zurückgeschlagenen Decken kaum abzeichnete.
    Der Sheriff öffnete eine Truhe mit Bettzeug, der andere Mann sah sich hinter einem Wandschirm um. Es gab nicht allzu viele Verstecke in dem Zimmer. Würden die beiden tatsächlich das Bett abziehen?
    Die gleiche Frage mußte auch Lizzie durch den Kopf gegangen sein. »Wenn Sie jetzt fertig sind, kann ich ja wohl weiterschlafen«, sagte sie und legte sich hin.
    Barton starrte Lizzie und das Bett an. Hatte er wirklich die Nerven, von ihr zu verlangen, daß sie noch einmal aufstand? Aber der Sheriff hielt es ohnehin für abwegig, daß der Hausherr von Mockjack Hall und seine Gemahlin eine Mörderin versteckten; es ging ihm lediglich darum, keine Möglichkeit außer acht zu lassen. Nach kurzem Zögern sagte er: »Ich danke Ihnen, Mrs. Jamisson. Bitte entschuldigen Sie, daß wir Sie aus dem Schlaf gerissen haben. Wir werden jetzt die Sklavenquartiere durchsuchen.«
    Mack war ganz schwach vor Erleichterung. Er hielt den beiden Männern die Tür auf und hoffte, daß sie ihm seine Hochstimmung nicht anmerkten.
    »Viel Glück!« sagte Lizzie. »Und, Sheriff… Wenn Sie fertig sind, kommen Sie doch bitte wieder her und bringen Ihre Männer mit. Ich lasse Ihnen ein Frühstück richten.«

Kapitel 9
    WÄHREND DIE FAHNDER mit ihren Hunden die Pflanzung durchkämmten, blieb Lizzie auf ihrem Zimmer. Flüsternd unterhielt sie sich mit Peg. Das Mädchen erzählte ihr seine Lebensgeschichte, und Lizzie war erschüttert und entsetzt über das, was sie zu hören bekam. Peg war ein junges Mädchen, schlank, hübsch, frech - und Lizzies totgeborenes Kind war auch ein Mädchen gewesen.
    Sie vertrauten einander ihre Wunschträume an. Lizzie gestand ein, daß sie am liebsten im Freien lebe, gern Männerkleidung und ein Gewehr trage und den ganzen Tag über auf dem Pferd zubringen könnte. Peg zog ein abgegriffenes Stück Papier aus dem Hemd und entfaltete es. Es war ein handgemaltes Bild, auf dem ein Vater, eine Mutter und ein Kind vor einem hübschen Häuschen auf dem Lande zu sehen war. »Ich wollte immer das Kind auf diesem Bild sein«, sagte sie. »Aber inzwischen will ich manchmal auch die Mutter

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