Die Brücken Der Freiheit: Roman
Gegensatz zu anderen Entflohenen hatte Mack nicht vor, sich hundert Meilen weiter um einen Job zu bemühen, wußte er doch, daß die meisten Flüchtlinge ihren Häschern auf diese Weise ins Netz gerieten. Sein Ziel war die Wildnis jenseits der Berge. Dort würde er wirklich frei sein.
Inzwischen war eine Woche seit Pegs Eintreffen auf Mockjack verstrichen, und Mack arbeitete noch immer auf der Plantage.
Er starrte auf seine Karte, die Angelhaken und die Zunderdose. Es fehlte nur noch ein Schritt zur Freiheit, doch er konnte sich nicht dazu durchringen.
Er hatte sich in Lizzie Jamisson verliebt und brachte es nicht über sich, sie zu verlassen.
Lizzie stand nackt vor dem großen Drehspiegel in ihrem Schlafzimmer und betrachtete ihren Körper.
Zu Jay hatte sie gesagt, sie habe sich von der Schwangerschaft erholt und alles sei wieder in Ordnung, doch das stimmte nicht ganz: Zwar hatten ihre Brüste wieder die ursprüngliche Größe, doch waren sie nicht mehr so fest und hingen ein wenig tiefer herunter als zuvor. Auch mußte sie sich eingestehen, daß ihr Bauch nie mehr so flach sein würde wie früher: die leichte Wölbung, die etwas schlaffere Haut würden bleiben. Dort, wo die Haut sich gedehnt hatte, hatten sich feine silbrige Linien gebildet, die inzwischen größtenteils, aber eben doch nicht ganz, verschwunden waren, und Lizzie hatte das Gefühl, daß sich daran auch nichts mehr ändern würde. Auch weiter unten, da, wo das Baby herausgekommen war, war eine Veränderung festzustellen. Früher war die Öffnung so eng gewesen, daß sie mit ihrem Finger kaum hineinkam. Inzwischen hatte auch sie sich gedehnt.
Lizzie fragte sich, warum Jay sie nicht mehr begehrte. Er hatte sie seit der Fehlgeburt nicht mehr nackt gesehen. Wahrscheinlich ahnte er, was mit ihrem Körper vorgegangen war oder er konnte es sich vorstellen und empfand es als abstoßend. Felia, sein Sklavenmädchen, hatte offensichtlich noch kein Kind geboren. Ihr Körper war nach wie vor perfekt. Früher oder später wird Jay sie schwängern, dachte Lizzie, sie danach fallenlassen, so wie er mich fallengelassen hat, und sich wieder eine Neue suchen. Ob er ganz bewußt ein solches Leben führen will? Ob alle Männer so sind? Lizzie hätte gerne ihre Mutter um Rat gefragt.
Sie fühlte sich behandelt wie ein gebrauchter Gegenstand, der zu nichts mehr nutze ist, wie ein aufgetragenes Paar Schuhe oder ein Teller mit einem Sprung. Der Vergleich machte sie zornig. Das Baby, das in ihr herangewachsen war, ihren Bauch gerundet und ihre Vagina gedehnt hatte, war Jays Kind gewesen. Er hatte nicht das Recht, sie danach einfach abzulehnen. Aber es war sinnlos, ihm deswegen Vorhaltungen zu machen. Ich habe ihn mir zum Ehemann gewählt, dachte sie. Es war meine eigene Dummheit.
Ob es jemals einen anderen geben wird, der mich begehrenswert findet? Der seine Hände über meinen Körper gleiten läßt, als ob er nie genug davon bekommen könnte? Oh, wie sehr ich dieses Gefühl vermisse… Sie wollte zärtlich geküßt werden, wollte ihre Brüste von einer Männerhand umfaßt und geknetet wissen, wollte die Finger eines Liebhabers auf ihrer Haut spüren.
Der Gedanke, all dies könne ein für allemal vorbei und vergessen sein, war ihr unerträglich.
Sie holte tief Luft, zog ihren Bauch ein und drückte ihren Oberkörper vor. Ja - so ungefähr sah ich vor der Schwangerschaft aus! Sie wog ihre Brüste. Sie berührte das Haar zwischen ihren Beinen. Sie fand und streichelte die Knospe ihrer Lust.
Da öffnete sich die Tür.
Am Kamin in Lizzies Zimmer war eine Kachel gebrochen, die Mack ersetzen sollte. »Ist Mrs. Jamisson schon auf?« hatte er Mildred gefragt.
»Ist gerade rüber zu den Ställen«, hatte Mildred geantwortet. Sie muß Mr. Jamisson verstanden haben… Das war der Gedanke, der ihm in dieser Sekunde durch den Kopf schoß. Dann dachte er an nichts anderes mehr als an Lizzie.
Ihre Schönheit tat ihm fast weh. Da sie vor dem Spiegel stand, konnte er ihren Körper von beiden Seiten sehen. Ihr Rücken war vor ihm, und seine Hände brannten darauf, über die Rundung ihrer Hüften zu streichen. Im Spiegel sah er ihre runden Brüste mit den weichen rosa Spitzen. Das Haar zwischen ihren Beinen paßte zu den wilden dunklen Locken auf ihrem Kopf. Er stand da und brachte kein Wort hervor. Er wußte, daß er jetzt eine Entschuldigung stammeln und schleunigst wieder verschwinden mußte, aber seine Füße waren wie festgenagelt.
Sie drehte sich um und sah ihn an. Sie
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