Die Brücken Der Freiheit: Roman
Lizzie.
Er sah sie an. Wie dunkel ihre Augen waren, fast schwarz! »Liebst du mich?« fragte er.
»O Mack, wie kannst du das fragen?« Tränen traten ihr in die Augen. »Natürlich liebe ich dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich…«
Und jetzt, endlich, kam auch er.
Als die erste Tabakernte endlich verkaufsfertig war, ließ Lennox vier Schweinsköpfe auf ein Flachboot verladen und brachte sie nach Fredericksburg. Ungeduldig wartete Jay auf seine Rückkehr. Er hatte keine Ahnung, welchen Preis er für seine Ware erzielen würde, und brannte darauf, es zu erfahren.
Bargeld würde er nicht bekommen, soviel stand fest. Der Markt war anders organisiert: Zunächst mußte Lennox den Tabak in ein öffentliches Speicherhaus bringen. Ein amtlicher Inspektor würde ihm dort per Zertifikat seine »Verkaufsbefähigung« bescheinigen. Die als »Tabakscheine« bekannten Zertifikate wurden in ganz Virginia als Zahlungsmittel benutzt. Der jeweils letzte Besitzer löste seine Scheine dann bei einem Schiffskapitän ein und erhielt im Austausch dafür entweder Geld oder eher noch - Importwaren aus England.
Jay hatte vor, mit seinem Schein zunächst einmal die drängendsten Schulden zu begleichen. In der Schmiede wurde schon seit einem Monat nicht mehr gearbeitet, weil es kein Eisen mehr für Werkzeuge und Hufeisen gab.
Jay war heilfroh, daß Lizzie von seiner Zahlungsunfähigkeit noch nichts gemerkt hatte. Nach der Totgeburt hatte sie drei Monate lang wie in Trance gelebt. Nachdem sie ihn dann mit Felia in flagranti erwischt hatte, war sie in zorniges Schweigen verfallen.
Heute war sie wieder ganz anders gestimmt. Sie wirkte zufriedener und beinahe freundlich. »Was gibt's Neues?« fragte sie ihn beim Abendessen.
»Unruhen in Massachusetts«, erwiderte er. »Es gibt dort eine Gruppe von Hitzköpfen, die sich Söhne der Freiheit nennen. Sie waren unverschämt genug, diesem verfluchten John Wilkes in London Geld zu schicken.«
»Seltsam, daß sie überhaupt wissen, wer er ist.«
»Sie halten ihn für einen Freiheitshelden. Inzwischen trauen sich die Zollinspektoren gar nicht mehr nach Boston. Sie haben sich an Bord der HMS Romney geflüchtet.«
»Das klingt ja fast nach einem Aufstand der Kolonisten.«
Jay schüttelte den Kopf. »Das einzige, was sie brauchen, ist eine Prise von jener Medizin, die wir den Kohlelöschern verabreicht haben: ein paar ordentliche Gewehrsalven und ein paar Rädelsführer am Galgen.«
Lizzie schauderte und stellte keine weiteren Fragen mehr.
Schweigend beendeten sie die Mahlzeit. Jay steckte sich gerade seine Pfeife an, als Lennox hereinkam.
Jay erkannte sofort, daß sein Verwalter in Fredericksburg nicht nur Geschäfte gemacht, sondern auch tief ins Glas geschaut hatte. »Alles in Ordnung, Lennox?« fragte er.
»Nein, nicht ganz«, erwiderte Lennox in dem ihm eigenen anmaßenden Ton.
»Was ist denn passiert?« fragte Lizzie ungeduldig.
Lennox antwortete, ohne sie eines Blickes zu würdigen:
»Unser Tabak wurde verbrannt, das ist passiert.«
»Verbrannt?« rief Jay aus.
»Wie das?« fragte Lizzie.
»Auf Anordnung des Inspektors. Als unverkäufliche Ausschußware.«
Jay spürte ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube. Er schluckte und sagte: »Ich wußte nicht, daß so etwas möglich ist.«
»Was hat mit dem Tabak denn nicht gestimmt?« fragte Lizzie.
Lennox zögerte mit der Antwort. Das war ungewöhnlich.
»Na los, raus mit der Sprache!« drängte Lizzie verärgert.
»Sie haben gesagt, unser Tabak sei Kuhdreck«, sagte Lennox schließlich kleinlaut.
»Das hab' ich mir doch gedacht!« entfuhr es Lizzie.
Jay hatte keine Ahnung, wovon die beiden überhaupt redeten. »›Kuhdreck‹ - was soll das heißen?«
»Wenn man Rinder auf die Felder läßt, kann es zu einer Überdüngung des Bodens kommen, wodurch der Tabak ein starkes, unangenehmes Aroma annimmt«, erklärte Lizzie kalt.
»Was sind das eigentlich für Inspektoren?« fragte Jay erbost.
»Wer gibt diesen verdammten Kerlen das Recht, meine Ernte zu verbrennen?«
»Sie werden von der Abgeordnetenversammlung ernannt«, sagte Lizzie.
»Das ist doch eine Unverschämtheit!«
»Es ist ihre Aufgabe, die Qualität des Virginia-Tabaks zu überwachen.«
»Ich werde vor Gericht gehen!«
»Was soll denn ein Rechtsstreit, Jay? Warum sorgst du nicht für eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung deiner Plantage? Wenn du dich ernsthaft darum kümmerst, kannst du hier ganz hervorragenden Tabak produzieren.«
»Ich
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