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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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brauche mir nicht von einer Frau sagen zu lassen, wie ich zu wirtschaften habe!« brüllte Jay.
    Lizzie sah Lennox an.
    »Von einem Idioten auch nicht«, sagte sie.
    Ein furchtbarer Gedanke schoß Jay durch den Kopf. »Wieviel von unserem Tabak wurde auf diese Weise produziert?«
    Lennox schwieg.
    »Nun?« fragte Jay nach.
    »Alles«, sagte Lizzie.
    Jetzt begriff Jay Jamisson, daß er ruiniert war.
    Die Pflanzung war mit Hypotheken belastet, und er selbst war bis über die Ohren verschuldet. Und seine gesamte Tabakernte war nicht einen roten Heller wert.
    Er bekam auf einmal kaum noch Luft. Seine Gurgel war wie zugeschnürt. Er öffnete den Mund wie ein Fisch auf dem Trockenen, aber es half nichts.
    Als er endlich wieder atmen konnte, sog er die Luft ein wie ein Ertrinkender, der zum letztenmal an die Wasseroberfläche kommt.
    »Gott helfe mir«, sagte er und vergrub sein Gesicht in den Händen.
    In jener Nacht klopfte er an Lizzies Tür.
    Sie saß im Nachtgewand vor dem Kamin und dachte an Mack. Ein überschäumendes Glücksgefühl hatte sich ihrer bemächtigt. Sie liebte ihn, und er liebte sie. Doch was sollten sie tun? Lizzie starrte ins Feuer und suchte nach einem praktikablen Ausweg, doch immer wieder schweiften ihre Gedanken ab. Die Erinnerung an den Liebesakt auf dem Teppich vor dem großen Spiegel war stärker. Sie sehnte sich nach dem nächsten Mal.
    Das Klopfen schreckte sie aus ihren Träumereien. Sie sprang auf und starrte auf die verschlossene Tür.
    Die Klinke rasselte vergeblich. Seit jenem Abend, an dem sie Jay und Felia in ihrer Liebeslaube ertappt hatte, blieb ihre Tür des Nachts verschlossen.
    Sie hörte Jays Stimme: »Lizzie! Mach auf!«
    Sie schwieg.
    »Ich reise morgen früh nach Williamsburg und versuche, einen neuen Kredit aufzutreiben«, sagte er. »Ich möchte dich  vorher noch sehen.«
    Auch diesmal antwortete Lizzie nicht.
    »Ich weiß, daß du im Zimmer bist! Nun mach schon auf!« Er  klang leicht angetrunken.
    Einen Augenblick später erschütterte ein heftiger Schlag die Tür, als habe Jay sich mit der Schulter dagegen geworfen. Lizzie wußte, daß es sinnlos war: Die Scharniere waren aus Messing, und der Riegel war sehr schwer und stark.
    Seine Schritte entfernten sich. Lizzie vermutete jedoch, daß Jay noch nicht aufgeben würde, und ihre Befürchtungen sollten sich bestätigen. Drei oder vier Minuten später war er wieder da und sagte: »Wenn du nicht sofort aufmachst, schlage ich die Tür ein!«
    Lizzie bekam es mit der Angst zu tun. Wenn Mack nur hier wäre, dachte sie, doch der lag auf seinem harten Lager im Sklavenquartier und schlief. Sie mußte selber sehen, wie sie zurechtkam.
    Mit unsicheren Schritten ging sie zu ihrem Nachttischchen und nahm die beiden Pistolen auf.
    Jay hatte inzwischen damit begonnen, mit einer Axt auf die Holztür einzuschlagen. Ein ohrenbetäubender Hieb folgte dem anderen. Das Türholz splitterte, und die Holzwände des Hauses erbebten. Lizzie prüfte, ob die Pistolen richtig geladen waren. Dann schüttete sie mit zittriger Hand etwas Schießpulver auf die beiden Zündpfannen, entsicherte die Waffen und spannte sie.
    Mir ist jetzt alles egal, dachte sie schicksalsergeben. Geschehe, was geschehen muß.
    Die Tür flog auf. Rot im Gesicht und vor Anstrengung keuchend stürmte Jay ins Zimmer. Mit der Axt in der Hand kam er auf Lizzie zu.
    Sie streckte den linken Arm aus und feuerte über seinen Kopf hinweg.
    Der Knall war in dem geschlossenen Raum laut wie ein Kanonenschuß. Jay blieb abrupt stehen und hielt abwehrend die Hände hoch. Er hatte offensichtlich Angst.
    »Du weißt, wie gut ich schießen kann«, sagte Lizzie. »Aber ich habe jetzt nur noch einen Schuß, und der landet in deinem Herzen.« Sie begriff es selber kaum, daß sie zu solch brutalen Worten fähig war. Am liebsten hätte sie geweint, aber sie biß die Zähne zusammen und sah Jay, ohne mit der Wimper zu zucken,  ins Gesicht.
    »Du eiskaltes Luder!« sagte er.
    Die Kränkung traf Lizzie tief, denn Gefühlskälte warf sie sich  selbst gelegentlich vor. Langsam senkte sie die Pistole. Nein, erschießen würde sie ihn natürlich nicht.
    »Was willst du?« fragte sie.
    Er ließ die Axt fallen. »Dich noch einmal aufs Kreuz legen, bevor ich abreise.«
    Ihr wurde übel. Sie mußte an Mack denken; er, nur er, konnte sie jetzt noch lieben. Die Vorstellung, es mit Jay zu treiben, war ihr ein Graus.
    Jay packte die beiden Pistolen am Lauf, und Lizzie wehrte sich nicht, als er sie ihr aus der

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