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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sie schaffte es einfach nicht, sich loszureißen.
    Der Kampf sollte gerade beginnen, als Macks Freund in einen wütenden Streit mit dem Sekundanten von Preece geriet. Die Stimmen wurden lauter, und Lizzie bekam mit, daß die Schuhe des walisischen Bergs der Stein des Anstoßes waren. Macks Sekundant - er hatte einen deutlichen irischen Akzent bestand darauf, daß beide Kämpfer barfuß anzutreten hätten. Die Zuschauer begannen, langsam und rhythmisch in die Hände zu klatschen, und zeigten damit, daß sie allmählich ungeduldig wurden. Lizzie hoffte schon, der Kampf würde abgesagt, doch dann sah sie, wie Preece sich am Ende der heftigen Auseinandersetzung doch die Stiefel auszog.
    Und dann ging es, völlig unvermittelt, los. Lizzie hatte keinen Gong und kein anderes Signal gehört. Die beiden Männer attackierten einander wie rivalisierende Kater; sie boxten, traten und schlugen so wild aufeinander ein, daß Lizzie die einzelnen Bewegungen kaum noch unterscheiden konnte. Die Menge brüllte, und Lizzie merkte plötzlich, daß sie selber schrie, und nahm eine Hand vor den Mund.
    Schon nach wenigen Sekunden legte sich die anfängliche Wildheit; sie war einfach zu kräfteverschleißend. Die Männer gingen auf Distanz und begannen einander zu umkreisen, die Fäuste vor dem Gesicht, den Oberkörper jeweils mit den Armen schützend. Macks Lippen waren geschwollen, und Preece blutete aus der Nase. Vor lauter Angst biß Lizzie sich auf die Finger.
    Preece ging wieder auf Mack los. Mack sprang zurück, wich dem Schlag aus und ging im nächsten Augenblick zum Gegenangriff über. Ein furchtbarer Fausthieb traf Preece am Kopf. Das Geräusch, das dabei entstand, ließ Lizzie zusammenzucken. Es klang wie ein auf hartes Gestein prallender Vorschlaghammer. Die Zuschauer schrien und johlten. Preece schien zu zögern, als habe ihn der Schlag überrascht, und Lizzie dachte, daß er Macks Körperkräfte bisher möglicherweise unterschätzt hatte. Hoffnung keimte in ihr auf: Vielleicht konnte Mack diesen Riesen doch bezwingen.
    Mack tänzelte rückwärts, bis er außer Reichweite war. Preece schüttelte sich wie ein Hund. Dann stürmte er mit gesenktem Kopf auf Mack los und deckte ihn mit einem Hagel von Schlägen ein. Mack duckte sich, tauchte seitwärts ab, traf Preeces Beine mit knallharten Tritten seiner nackten Füße, doch irgendwie schaffte es sein Gegner doch, ihn in die Enge zu treiben und mehrere schwere Treffer zu landen. Mack reagierte mit einem weiteren wuchtigen Schlag gegen Preeces Kopf, was zur Folge hatte, daß der Riese erneut innehielt.
    Der Tanz wiederholte sich, und Lizzie hörte den Iren brüllen: »Los, Mack, gib ihm den Rest! Gib dem Kerl keine Verschnaufpause!« Auf einmal wurde ihr klar, daß sich Mack immer dann, wenn er seinen Gegner getroffen und vorübergehend in die Schranken verwiesen hatte, zurückhielt und Preece damit die Chance gab, sich zu erholen. Der Riese dagegen ließ immer einen Schlag auf den anderen folgen, bis es Mack gelang, ihn abzuwehren.
    Nach zehn grauenhaften Minuten läutete irgendwo eine Glocke, und die Kontrahenten gönnten sich eine Pause. Lizzie war für die Unterbrechung so dankbar, als hätte sie selbst im Ring gestanden. Den beiden Boxern, die jeweils am Rand des Rings auf einfachen Hockern einander gegenüber saßen, wurde Bier gereicht. Ein Sekundant nahm einen Faden und eine normale Nadel für den Hausgebrauch und machte sich daran, einen Riß am Ohr des Riesen zusammenzunähen. Lizzie schauderte unwillkürlich und wandte den Blick ab.
    Sie versuchte die Wunden zu vergessen, die Macks prächtigem Körper zugefügt worden waren, und stellte sich den Kampf als reinen Wettstreit vor. Mack war gewandter und schlug härter zu als sein Widersacher, besaß aber nicht dessen geistlose Brutalität, jenen ausgeprägten Killerinstinkt, der nach völliger Vernichtung des Gegners gierte. Er mußte erst noch in Rage geraten.
    Als die zweite Runde begann, waren die Bewegungen der beiden sichtlich langsamer geworden. Dennoch folgte der Kampf dem gleichen Schema wie zuvor: Preece jagte den tänzelnden Mack, ve rsuchte, ihn in die Enge zu treiben, suchte den Nahkampf, landete zwei oder drei satte Schläge - und wurde durch Macks furchtbare Rechte gestoppt.
    Bald war ein Auge von Preece zugeschwollen, und er hinkte, weil auch Macks Tritte inzwischen Wirkung zeigten. Mack seinerseits blutete aus dem Mund und einer Wunde über dem linken Auge. Mit zunehmender Dauer wurde der Kampf immer

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