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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Gesocks schreit nach Freiheit - von den Bergarbeitern in Schottland bis zu den Negern auf Barbados! Aber Gott hat nun einmal Menschen wie mich zu Herren über sie berufen.«
    Das war natürlich richtig. »Aber hast du dich jemals gefragt, warum?«
    »Wie meinst du das?«
    »Warum Gott dich dazu berufen hat, daß du Bergarbeitern und Negern sagen kannst, was sie zu tun haben?«
    Aufgebracht schüttelte Jay den Kopf, und Lizzie merkte sofort, daß sie einmal mehr über das Ziel hinausgeschossen war.
    »Ich glaube nicht, daß Frauen solche Dinge begreifen können«, sagte er.
    Lizzie ergriff seinen Arm. »Ach, Jay«, sagte sie, in der Hoffnung, ihn zu besänftigen, »ich liebe dieses Haus!« Sie spürte immer noch ihre Brustwarzen und senkte ihre Stimme. »Ich kann es gar nicht abwarten, mit dir hier zu leben und jeden  Tag mit dir im gleichen Bett zu schlafen.«
    Er lächelte. »Ich auch nicht.«
    Lady Hallim und Lady Jamisson betraten das Zimmer. Sofort fiel Mutters Blick auf Lizzies Busen. Erst jetzt dachte Lizzie daran, daß sich ihre Brustwarzen unter dem Kleid deutlich abzeichneten. Mutters mißbilligendes Stirnrunzeln zeigte, daß sie die Wahrheit ahnte. Und wenn schon, dachte Lizzie. Wir sind doch ohnehin bald Mann und Frau.
    »Nun, Lizzie, gefällt Ihnen das Haus?« fragte Alicia.
    »O ja, großartig!«
    »Dann sollt ihr es haben.«
    Lizzie strahlte, und Jay drückte ihren Arm.
    »Sir George ist überaus gütig«, sagte Lizzies Mutter. »Ich  weiß gar nicht, wie ich ihm dafür danken kann.«
    »Bedanken Sie sich bei meiner Mutter«, sagte Jay. »Sie hat dafür gesorgt, daß er sich endlich so benimmt, wie es sich gehört.«
    Alicia bedachte ihn mit einem tadelnden Blick, aber Lizzie spürte, daß sie im Grunde nichts dagegen hatte. Mutter und Sohn hatten einander sehr gern, daran gab es keinen Zweifel. Sie verspürte einen kleinen Stich Eifersucht und schalt sich eine Närrin: Alle mochten Jay.
    Sie verließen das Zimmer. Der Hausmeister lungerte im Gang herum. »Ich werde morgen mit dem Anwalt des Besitzers sprechen und den Mietvertrag aufsetzen lassen.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Auf der Treppe fiel Lizzie ein, daß sie Jay etwas zeigen wollte. Sie zog ein Flugblatt aus der Tasche, das sie auf der Straße gefunden und eigens für ihn mitgenommen hatte: »Hier, lies das mal!«sagte sie.

    AN ALLE GENTLEMEN UND ALLE WETTER UND SPIELER! 
    TAG DER ATTRAKTIONEN IM PELIKAN ZU SHADWELL!
    EIN WILDER STIER MIT FEUERWERK WIRD LOSGELASSEN UND HUNDE AUF IHN GEHETZT!
    ZWEI HÄHNE AUS WESTMINSTER KÄMPFEN GEGEN ZWEI AUS EAST CHEAP! 
    DEM SIEGER WINKEN FÜNF PFUND!
    SIEBEN FRAUEN PRÜGELN SICH MIT KNÜPPELN! 
    UND  EIN FAUSTKAMPF - UM ZWANZIG PFUND!! 
    ZWISCHEN REES PREECE, DEM WALISISCHEN BERG, 
    UND MACK McASH, DEM KILLERKUMPEL AUS SCHOTTLAND!
    DIES ALLES AM NÄCHSTEN SAMSTAG. 
    BEGINN: DREI UHR NACHMITTAGS.

    »Na, was hältst du davon?« fragte Lizzie ungeduldig. »Das muß doch Malachi McAsh aus Heugh sein, oder?«
    »Das also ist aus ihm geworden«, sagte Jay. »Ein Preisboxer! Da ging's ihm besser, wenn er im Bergwerk geblieben wäre.«
    »Ich habe noch nie einen Preiskampf gesehen«, erwiderte Lizzie nachdenklich.
    Jay lachte. »Na hoffentlich! Da hat eine Lady auch nichts zu suchen!«
    »In einem Kohlebergwerk auch nicht. Trotzdem hast du mich mitgenommen.«
    »Das habe ich, ja - und um ein Haar wärst du bei einer Grubengasexplosion ums Leben gekommen.«
    »Ich dachte, du würdest die Gele genheit beim Schöpf packen.  Ein neues Abenteuer für uns zwei!«
    »Sei doch nicht lächerlich!« bemerkte ihre Mutter.
    Lizzie war enttäuscht. Vorübergehend schien Jay sein Wagemut verlassen zu haben. Aber das soll mich nicht hindern, dachte sie. Wenn er mich nicht mitnimmt, gehe ich eben allein.
    Lizzie rückte ihre Perücke zurecht und betrachtete sich im Spiegel. Ein junger Mann blickte sie an. Das Geheimnis bestand in einer hauchdünnen Schicht Kaminruß, der Wangen, Hals, Kinn und Oberlippe leicht verdunkelte und so ein rasiertes Männergesicht vortäuschte.
    Der Körper ließ sich leicht verhüllen. Ein schweres Wams drückte ihre Brüste flach; die Rockschöße des Jacketts verbargen die weiblichen Rundungen von Hüften und Gesäß; die Waden steckten in kniehohen Stiefeln; Hut und Männerperücke vervollständigten die Illusion.
    Lizzie öffnete die Tür ihres Schlafzimmers. Sie logierte mit ihrer Mutter in einem kleinen Gästehaus auf dem Anwesen von Sir George am Grosvenor Square. Mutter hielt gerade ein

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