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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Frau, bereitete zum Frühstück gesalzenen Porridge, und Mack aß zusammen mit den Kindern. Bridget, eine ehemals bildhübsche Frau, war jetzt an die Dreißig und sah nur noch müde und verbraucht aus. Als es nichts mehr zu essen gab, machten sich Mack und Dermot auf Arbeitssuche. »Bringt ein bißchen Geld mit!« rief Bridget ihnen nach.
    Es war kein guter Tag. Sie liefen von einem Londoner Lebensmittelmarkt zum anderen und boten ihre Arbeitskraft als Träger für Fischkörbe, Weinfässer und blutige Rinderseiten an. Die hungrige Stadt wollte ernährt werden. Dennoch gab es für die vielen Arbeitssuchenden nicht genug zu tun. Gegen Mittag gaben Dermot und Mack auf und gingen ins West End, um dort in den Kaffeehäusern ihr Glück zu versuchen. Am Spätnachmittag waren sie so müde, als hätten sie den ganzen Tag gearbeitet, und standen doch mit leeren Händen da.
    Sie bogen gerade auf den Strand ein, als wie ein aufgescheuchtes Kaninchen eine kleine Gestalt aus einer Seitengasse hervorschoß und mit Dermot zusammenstieß. Es war ein ungefähr dreizehn Jahre altes Mädchen, spindeldürr, in Lumpen gekleidet und völlig verängstigt. Dermot machte ein Geräusch wie eine angestochene Blase. Das Mädchen schrie vor Angst, stolperte und fing sich wieder.
    Hinter der Kleinen her jagte ein stämmiger junger Mann in teurer, aber unordentlicher Kleidung. Als sie nach dem Zusammenstoß mit Dermot zurückprallte, hätte er sie um ein Haar erwischt, doch gelang es ihr noch einmal, ihm auszuweichen und ihre Flucht fortzusetzen. Dann rutschte sie aus, fiel zu Boden, und ihr Verfolger war über ihr.
    Das Mädchen kreischte vor Entsetzen. Der Mann tobte vor Wut. Er riß den kleinen Körper hoch und schlug das Kind zweimal brutal gegen den Kopf, erst rechts, dann links. Dann trat er in mit dem Stiefel gegen die schmale Brust.
    Mack war, was die allgegenwärtige Gewalt auf Londons Straßen betraf, bereits einiges gewöhnt und entsprechend abgebrüht. Dauernd gab es handfeste Auseinandersetzungen zwischen Männern, Frauen und Kindern, und meist war es der billige Gin, den man an jeder Straßenecke kaufen konnte, der die Gemüter erhitzte. Aber noch nie hatte er erlebt, daß ein kräftiger Mann so gnadenlos auf ein kleines Kind eindrosch. Er war ja drauf und dran, das Mädchen umzubringen!
    Mack hatte nach seinem Kampf mit dem walisischen Berg noch immer ziemliche Schmerzen. Eine weitere Schlägerei war das letzte, was er sich jetzt wünschte. Aber er konnte einfach nicht tatenlos danebenstehen und zuschauen. Als der Mann zu einem neuerlichen Tritt ausholte, packte ihn Mack und riß ihn zurück.
    Der Mann war einige Zentimeter größer als Mack. Er drehte sich um, legte ihm die flache Hand auf die Brust und gab ihm einen heftigen Schubs. Mack taumelte zurück, und der Kerl ging wieder auf das Kind los. Das Mädchen war gerade wieder auf die Beine gekommen, erhielt jedoch im nächsten Augenblick einen furchtbaren Schlag ins Gesicht, so daß es wieder zu Boden stürzte.
    Jetzt sah Mack rot. Er packte den Schläger an Kragen und Hosenboden und hob ihn hoch. Der Mann brüllte auf vor Wut und Verwunderung und begann, wie wild hin und her zu zappeln, doch Mack ließ nicht locker und stemmte ihn über seinem Kopf in die Höhe.
    Dermot stand staunend daneben. Der Kraftakt schien Mack nicht sonderlich anzustrengen. »Bist ein hübsch starker Bursche, Mack, muß ich schon sagen«, stammelte er.
    »Nehmen Sie Ihre dreckigen Pfoten weg!« schrie der Mann.
    Mack setzte ihn wieder auf den Boden, hielt ihn aber am Handgelenk fest. »Lassen Sie das Kind in Ruhe!« sagte er.
    Dermot half dem Mädchen auf, hielt es aber mit sanfter Gewalt fest.
    »Das ist eine vermaledeite Diebin!« erwiderte der Mann aggressiv. Dann bemerkte er Macks zerschundenes Gesicht und erkannte, daß es nicht ratsam war, sich auf einen Kampf einzulassen.
    »Sonst nichts?« fragte Mack. »Ich dachte, die Kleine hätte den König ermordet, so wie Sie mit ihr umgehen.«
    »Was geht denn Sie das an?« Der Mann beruhigte sich allmählich und kam wieder zu Atem.
    Mack ließ ihn los. »Ist ja auch egal, was sie getan hat. Sie haben sie jetzt genug bestraft.«
    Der Mann sah ihn an. »Sie sind wohl neu hier, was? Kraft haben Sie ja, aber eines sage ich Ihnen: Lange überleben Sie hier in London nicht, wenn Sie solchen Rotznasen wie der hier Ihr Vertrauen schenken.« Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging.
    »Danke, Schotte«, sagte das Mädchen. »Du hast mir das Leben

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