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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Es wäre sehr peinlich, wenn Lennox ausgerechnet jetzt auf der Rückgabe des Geldes bestehen würde.
    »Sie wissen, daß ich heute heirate, Lennox?« sagte er.
    »Ja, ich weiß Bescheid«, erwiderte der Wirt. »Ich wollte auf Ihr Wohlergehen anstoßen.«
    »Aber gewiß doch, aber ja! Chip, ein Gläschen für unseren  Freund.«
    Chip goß ihnen ein - und nicht zu knapp.
    »Auf Sie und Ihre Braut!« sagte Lennox.
    »Danke«, sagte Jay, und die drei Männer tranken.
    Lennox wandte sich an Chip. »Morgen abend findet in Lord  Archers Kaffeehaus ein großes Pharao-Spiel statt, Hauptmann Marlborough.«
    »Klingt gut«, sagte Chip.
    »Ich hoffe, Sie dort zu sehen. Sie, Hauptmann Jamisson, werden gewiß anderweitig beschäftigt sein.«
    »Ich denke, ja«, antwortete Jay und dachte bei sich: Ich kann's mir ja ohnehin nicht leisten.
    Lennox stellte sein Glas ab. »Ich wünsche Ihnen einen guten Tag und hoffe, daß der Nebel sich noch verzieht.« Mit diesen Worten verließ er das Zimmer.
    Jay ließ sich seine Erleichterung nicht anmerken. Lennox hatte das Geld mit keinem Wort erwähnt. Er wußte, daß Sir George die letzten Spielschulden beglichen hatte, und er vertraute wahrscheinlich darauf, daß er es auch diesmal wieder tun würde. Dennoch gab sein unerwartetes Erscheinen Jay zu denken. Der ist doch bestimmt nicht bloß gekommen, um ein Glas Brandy zu schnorren, dachte er. Er hatte das unangenehme Gefühl, daß der Besuch eine bestimmte Bedeutung hatte. Eine unausgesprochene Drohung hing in der Luft. Andererseits: Was konnte ein einfacher Gastwirt dem Sohn eines reichen Kaufmanns letztlich schon anhaben?
    Von der Straße her war zu hören, daß Kutschen vor dem Haus vorfuhren. Jay schlug sich Lennox aus dem Kopf. »Gehen wir hinunter«, sagte er.
    Der Salon war ein großes, geräumiges Zimmer, dessen Mobiliar von Thomas Chippendale stammte. Es roch nach Wachspolitur. Jays Eltern und sein Bruder waren eingetroffen und alle für den bevorstehenden Kirchgang gekleidet. Alicia küßte Jay. Sir George und Robert grüßten ihn unbeholfen: Besonders herzlich war man in der Familie Jamisson niemals miteinander umgegangen, und die Erinnerung an den Streit über das Geschenk zu Jays einundzwanzigstem Geburtstag war noch allzu frisch.
    Ein Diener schenkte Kaffee ein. Jay und Chip nahmen sich jeder eine Tasse. Doch ehe sie sie zum Munde führen konnten, flog die Tür auf, und wie ein Wirbelwind stürmte Lizzie herein. »Wie könnt ihr es wagen?« rief sie. »Wie könnt ihr es bloß wagen?«
    Jays Herzschlag stockte. Was war denn nun schon wieder los? Lizzies Antlitz war vor Empörung gerötet, ihre Augen funkelten, ihr Busen bebte. Sie trug ein einfaches weißes Hochzeitskleid, und auf ihrem Kopf saß ein weißes Hütchen. Sie sah geradezu hinreißend aus.
    »Was habe ich denn getan?« fragte Jay kläglich.
    »Die Hochzeit ist abgesagt!« erwiderte Lizzie.
    »Nein!« schrie Jay. Sie wird mir doch nicht so kurz vor dem Ziel noch weggeschnappt? dachte er. Das halte ich nicht aus!
    Hinter ihr rauschte nun, sichtlich mitgenommen, Lady Hallim in den Salon. »Lizzie, hör auf!« sagte sie. »Ich bitte dich!«
    Nun griff Jays Mutter ein. »Lizzie, liebe Lizzie, was in aller Welt ist denn geschehen? Bitte sagen Sie uns doch, was Sie so zornig macht!«
    »Das da!« Sie wedelte mit mehreren Briefbögen, die sie in der Hand hielt.
    Lady Hallim rang die Hände. »Das ist ein Brief meines Gutsverwalters«, sagte sie.
    »Und darin steht, daß Prospektoren im Auftrag der Jamissons auf dem Gut der Hallims Probebohrungen unternehmen«, ergänzte Lizzie.
    »Probebohrungen?« wiederholte Jay verwundert. Er sah   seinen Bruder an. Ein leises Grinsen lag auf Roberts Gesicht.
    »Die suchen natürlich Kohle«, sagte Lizzie ungeduldig.
    »O nein!« protestierte Jay. Jetzt wußte er, was geschehen war. Sein rastloser Vater war wieder einmal über das Ziel hinausgeschossen. So versessen war er auf Lizzies Kohle, daß er nicht einmal bis zum Hochzeitstag hatte warten können.
    Nun konnte Vaters Hast ihn um seine Braut bringen. Diese Erkenntnis brachte Jay derart in Harnisch, daß er Sir George anbrüllte: »Du verdammter Idiot! Da siehst du, was du angerichtet hast!«
    Das war schon recht starker Tobak aus dem Munde eines Sohnes, und Sir George war ohnehin keinen Widerspruch gewohnt. Er lief rot an, und seine Augen traten aus den Höhlen. »Dann sagt eben diese verfluchte Hochzeit ab!« brüllte er. »Was schert es mich?«
    Alicia meldete sich zu Wort: »Jay,

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