Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
Kohlelöscher arbeiten… Das willst du doch damit sagen, oder?«
    Mack sah ein, daß sein Hochmut wieder mit ihm durchgegangen war. Aber es ärgerte ihn immer wieder von neuem, wenn er sah, daß manche Männer ihre eigenen schlimmsten Feinde waren. »Sie brauchen nur ein bißchen Entschlossenheit und Solidarität«, sagte er.
    »Da gehört schon noch etwas mehr dazu«, warf Gordonson ein. »Es ist eine politische Frage. Ich erinnere mich noch gut an den letzten Streit um die Kohlelöscher. Sie unterlagen am Ende, weil sie niemanden hatten, der für sie eintrat. Die Unternehmer waren gegen sie - und niemand war für sie.«
    »Und warum soll das diesmal anders sein?« fragte Mack.
    »Weil es jetzt einen John Wilkes gibt.«
    Wilkes war der Verteidiger der Freiheit, aber er lebte im Exil.
    »In Paris kann er uns kaum helfen.«
    »Er ist nicht mehr in Paris. Er ist zurückgekommen.«
    Das war eine Überraschung. »Was hat er vor?«
    »Er bewirbt sich um einen Sitz im Parlament.« Das wird in politischen Kreisen für einige Unruhe sorgen, dachte Mack. »Was uns das helfen soll, weiß ich immer noch nicht«, sagte er.
    »Wilkes wird sich auf die Seite der Kohlelöscher schlagen, und die Regierung wird die Unternehmer unterstützen. Eine solche Auseinandersetzung, bei der die Arbeiter eindeutig im Recht sind, kann Wilkes nur nützen.«
    »Woher wissen Sie denn, wie Wilkes sich verhalten wird?« Gordonson lächelte. »Ich bin sein Wahlmanager.« Eine so einflußreiche Stellung hätte ich ihm gar nicht zugetraut, dachte Mack. Da haben wir Glück gehabt…
    Charlie Smith war noch immer skeptisch: »Dann haben Sie also vor, uns Kohlelöscher vor Ihren politischen Karren zu spannen?«
    »Die Frage ist berechtigt«, sagte Gordonson sanft und legte die Pfeife auf den Tisch. »Doch zunächst einmal werden Sie wissen wollen, warum ich Wilkes überhaupt unterstütze. Ich werde es Ihnen erklären: Sie haben mich heute aufgesucht, um sich über erlittenes Unrecht zu beschweren. Das kommt leider allzu oft vor: einfache Männer und Frauen werden von geldgierigen Rüpeln vom Schlage eines George Jamisson oder eines Sidney Lennox schamlos ausgenutzt. Das schadet unserer Wirtschaft, denn die schlechten Unternehmen ruinieren die guten. Doch auch dann, wenn die Wirtschaft davon profitieren würde, wäre ein solches Verhalten unmoralisch. Ich liebe mein Vaterland und hasse diese Kerle, die meine Mitbürger zugrunde richten und das Land ruinieren. Deshalb habe ich mein Leben dem Kampf gegen die Ungerechtigkeit verschrieben.« Gordonson lächelte und nahm die Pfeife wieder in den Mund. »Ich hoffe, das klingt Ihnen nicht zu schwülstig.«
    »Ganz und gar nicht«, sagte Mack. »Ich bin froh, daß Sie auf unserer Seite stehen.«

Kapitel 4
    JAY JAMISSONS HOCHZEITSTAG war kalt und feucht. Von seinem Schlafzimmer am Grosvenor Square konnte er den Hyde Park sehen, wo sein Regiment biwakierte. Im niedrigen Bodennebel, der über dem Gelände lag, erinnerten die Soldatenzelte an Schiffssegel auf bewegter See. Hier und da glommen rauchige Feuer und trugen ihr Teil zur herrschenden Stickluft bei. Die Männer waren sicher arm dran - aber das war bei Soldaten ja immer so.
    Er wandte sich vom Fenster ab. Chip Marlborough, sein Brautmann, hielt ihm den neuen Überrock hin, und Jay schlüpfte mit einem brummigen »Danke!« hinein. Chip war, wie er, Hauptmann in der Dritten Fußgarde. Sein Vater war Lord Arebury, der mit Jays Vater geschäftliche Verbindungen unterhielt. Es schmeichelte Jay nicht wenig, daß sich ein Adelssproß wie Chip bereit erklärt hatte, ihm an seinem Hochzeitstag zur Seite zu stehen.
    »Hast du dich auch um die Pferde gekümmert?« fragte er besorgt.
    »Selbstverständlich«, sagte Chip.
    Die dritte Fußgarde war zwar ein Infanterieregiment, doch traten ihre Offiziere immer beritten auf. Zu Jays Verantwortung zählte die Oberaufsicht über die Männer, denen die Pferde anvertraut waren. Jay konnte gut mit Pferden umgehen. Er hatte einfach ein Gespür für sie. Für seine Hochzeit hatte er zwei Tage Sonderurlaub bekommen, und schon machte er sich Sorgen, daß die Tiere unterdessen nicht ordnungsgemäß behandelt werden könnten.
    Sein Hochzeitsurlaub war so kurz, weil sich das Regiment im aktiven Einsatz befand. Dabei konnte von einem Krieg keine Rede sein. Der letzte Krieg mit Beteiligung der britischen Armee war der Siebenjährige Krieg gegen die Franzosen in Amerika gewesen, und der war zu Ende gegangen, als Jay und Chip noch die

Weitere Kostenlose Bücher