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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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mir sind«, rief Mitja plötzlich in feuriger Begeisterung, »erlauben Sie mir, Ihnen zu gestehen ... Was Sie sicher schon längst wissen... Daß ich hier eine Frau liebe ... Ich bin Katja untreu geworden ... Ich wollte sagen, Katerina Iwanowna ... Oh, ich habe mich ihr gegenüber grausam und ehrlos benommen, aber ich habe eben eine andere liebgewonnen ... Ein weibliches Wesen, gnädige Frau, das Sie vielleicht verachten, weil Sie bereits alles wissen, von dem ich jedoch auf keinen Fall lassen kann, auf keinen Fall, und darum brauche ich diese dreitausend ...«
    »Machen Sie sich von allem los, Dmitri Fjodorowitsch!« unterbrach ihn Frau Chochlakowa sehr entschieden. »Machen Sie sich von allem los, und besonders von den Frauen! Ihr Ziel sind die Goldbergwerke, Frauen dorthin mitzunehmen ist sinnlos. Später, wenn Sie als reicher, berühmter Mann zurückkehren, werden Sie in den höchsten Gesellschaftskreisen eine Freundin für Ihr Herz finden. Das wird ein modernes Mädchen sein, mit guten Kenntnissen und ohne veraltete Anschauungen. Zu jenem Zeitpunkt wird auch die gerade erst beginnende Frauenbewegung weiter sein, die neue Frau wird auf den Plan treten ...«
    »Gnädige Frau, das ist es nicht, was ich ...«, begann Dmitri Fjodorowitsch und legte die Hände flehend zusammen.
    »Doch, das ist es gerade, was Sie nötig haben, Dmitri Fjodorowitsch, ohne es selbst zu wissen. Ich stehe der jetzigen Frauenbewegung keineswegs ablehnend gegenüber, Dmitri Fjodorowitsch. Die Entwicklung der Frau und sogar die politische Betätigung der Frau in der allernächsten Zukunft, das ist mein Ideal. Ich habe selbst eine Tochter, Dmitri Fjodorowitsch, und von dieser Seite kennt man mich wenig. Ich habe aus diesem Anlaß an den Schriftsteller Saltykow-Stschedrin geschrieben. Diesem Schriftsteller verdanke ich so viel Weisheit über die Berufung der Frau, daß ich ihm voriges Jahr einen anonymen Brief geschickt habe, der nur zwei Zeilen enthielt: ›Ich umarme und küsse Sie, mein Schriftsteller, im Namen der modernen Frau! Fahren Sie so fort!‹ Unterschrift: ›Eine Mutter.‹ Ich hatte eigentlich unterzeichnen wollen: ›Eine moderne Mutter‹ und schwankte, doch ich blieb bei ›eine Mutter‹, Darin liegt mehr sittliche Schönheit, Dmitri Fjodorowitsch – das Wort ›modern‹ hätte ihn an den Titel der Zeitschrift ›S owremennik‹ erinnern können, was ihm im Hinblick auf die heutige Zensur sicher unangenehm gewesen wäre ... Mein Gott, was haben Sie?«
    »Gnädige Frau!« rief Mitja flehend. »Sie bringen mich zum Weinen, gnädige Frau, wenn Sie aufschieben, was Sie so großmütig ...«
    »Weinen Sie nur, Dmitri Fjodorowitsch, weinen Sie nur! Das sind schöne Gefühle ... Ihnen steht ein herrlicher Weg bevor! Die Tränen werden Ihnen das Herz erleichtern, später werden Sie zurückkehren und sich freuen. Kommen Sie direkt aus Sibirien zu mir und freuen Sie sich mit mir ...«
    »Aber erlauben Sie mir doch endlich«, brüllte Mitja plötzlich. »Zum letztenmal flehe ich Sie an: Sagen Sie mir, kann ich die versprochene Summe von Ihnen heute noch bekommen? Wenn nicht, wann darf ich dann kommen, um sie in Empfang zu nehmen?«
    »Was für eine Summe, Dmitri Fjodorowitsch?«
    »Die dreitausend, die Sie mir versprochen haben ... Die Sie so großmütig ...«
    »Dreitausend? Sie meinen dreitausend Rubel? Aber nein doch, dreitausend Rubel habe ich gar nicht«, erwiderte Frau Chochlakowa mit einer Art von ruhiger Verwunderung. Mitja wurde ganz starr.
    »Aber Sie sagten doch eben erst ... Sie sagten ... Sie gebrauchten sogar den Ausdruck, ich hätte sie schon so gut wie in der Tasche.«
    »Nein, da haben Sie mich falsch verstanden, Dmitri Fjodorowitsch. Ich sprach von den Goldbergwerken ... Gewiß habe ich Ihnen mehr, unendlich viel mehr versprochen als dreitausend Rubel, jetzt erinnere ich mich, doch ich dachte dabei nur an die Goldbergwerke.«
    »Und das Geld? Und die dreitausend?« schrie Dmitri Fjodorowitsch wie ein Verrückter.«
    »Oh, wenn Sie Geld gemeint haben – das habe ich nicht. Ich habe jetzt gar kein Geld, Dmitri Fjodorowitsch, ich liege gerade im Kampf mit meinem Verwalter und habe mir vor kurzem selbst fünfhundert Rubel von Miussow geborgt. Nein, nein, Geld habe ich nicht. Und wissen Sie, Dmitri Fjodorowitsch, selbst wenn ich welches hätte, würde ich es Ihnen nicht geben. Erstens borge ich niemandem. Jemandem borgen bedeutet sich mit ihm verfeinden. Und speziell Ihnen würde ich nichts geben. Weil ich Sie gern habe,

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