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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Gerichte mit sich bringen. Ich hatte das ja gar nicht gewußt, dabei heißt es, diese Einrichtung bestehe schon lange! Als ich es gestern erfuhr, machte das auf mich einen solchen Eindruck, daß ich Sie sogleich rufen lassen wollte. Und später, wenn er freigesprochen ist, dann bringen Sie ihn bitte direkt vom Gericht zu mir zum Mittagessen, ich werde meine Bekannten einladen, und wir werden auf die neuen Gerichte trinken. Ich glaube nicht, daß er gefährlich wird, außerdem werde ich so viele Gäste einladen, daß man ihn gleich hinausführen kann, falls er irgend etwas anrichten sollte. Und später kann er irgendwo in einer anderen Stadt Friedensrichter oder so etwas werden, denn wer selbst Unglück erlebt hat, ist für das Richteramt am besten geeignet.
    Vor allem, wer befindet sich jetzt nicht in einem Affekt? Sie, ich, wir alle befinden uns in einem Affekt, dafür gibt es unzählige Beispiele! Da war ein Mensch, der sang gerade ein Liebeslied, auf einmal mißfiel ihm irgend etwas, er nahm eine Pistole und schoß den ersten besten nieder, dann wurde er aber einstimmig freigesprochen. Ich habe das kürzlich gelesen, alle Ärzte haben es bescheinigt. Die Ärzte bescheinigen jetzt so etwas, alle bescheinigen es. Ich bitte Sie, meine Lise befindet sich ebenfalls in einem Affekt, ich habe noch gestern über sie geweint, und auch vorgestern habe ich geweint, und heute bin ich darauf gekommen, daß das bei ihr einfach ein Affekt ist ... Ach, Lise macht mir so viel Sorge! Ich glaube, sie ist geistesgestört. Warum hat sie Sie rufen lassen? Hat sie Sie rufen lassen, oder sind Sie von selber gekommen?«
    »Sie hat mich rufen lassen, und ich werde jetzt zu ihr gehen«, antwortete Aljoscha und stand entschlossen auf.
    »Ach, lieber, lieber Alexej Fjodorowitsch, da ist ja noch das Allerwichtigste!« rief Frau Chochlakowa und brach in Tränen aus! »Gott weiß, daß ich Ihnen Lise von ganzem Herzen anvertraue, und es ist weiter nichts dabei, daß sie Sie ohne Wissen ihrer Mutter hat rufen lassen. Aber Ihrem Bruder Iwan Fjodorowitsch, nehmen Sie mir das nicht übel, kann ich meine Tochter nicht mit so leichtem Herzen anvertrauen, obgleich ich ihn nach wie vor für einen ehrenhaften jungen, Mann halte. Aber denken Sie, er ist bei Lise gewesen und ich habe nichts davon gewußt.«
    »Wie? Was? Wann?« fragte Aljoscha erstaunt; er hatte sich nicht wieder gesetzt, sondern hörte stehend zu.
    »Ich werde es Ihnen erzählen, gerade deswegen habe ich Sie vielleicht rufen lassen, ach, ich weiß selbst nicht mehr, warum ich Sie eigentlich rufen ließ. Also hören Sie! Iwan Fjodorowitsch ist nach seiner Rückkehr aus Moskau nur zweimal bei mir gewesen, das erstemal, um als Bekannter eine Visite zu machen, das zweitemal, das ist noch nicht lange her, saß Katja bei mir, und da kam er vorbei, weil er das erfahren hatte. Ich verlangte selbstverständlich keine häufigen Besuche von ihm, da ich weiß, wieviel Mühe und Sorge er ohnedies schon hat, vous comprenez, cette affaire et la mort terrible de votre papa, plötzlich erfuhr ich, daß er wieder hier war, aber nicht bei mir, sondern bei Lise, vor nun schon sechs Tagen. Er war gekommen, hatte fünf Minuten gesessen und war wieder weggegangen! Ich erfuhr es erst volle drei Tage danach von Glafira und es frappierte mich nicht wenig! Ich ließ Lise sogleich rufen, aber die fing an zu lachen. ›Er dachte‹, sagte sie, ›Sie schliefen, und kam zu mir, um sich nach Ihrem Befinden zu erkundigen.‹ Natürlich war es auch so gewesen. Aber Lise, o Gott, was macht sie mir für Sorgen! Denken Sie sich, einmal, vor vier Tagen, gleich nachdem Sie zum letztenmal hiergewesen und wieder gegangen waren, da bekam sie in der Nacht einen Anfall, sie schrie und kreischte, ganz hysterisch! Warum bekomme ich denn niemals hysterische Anfälle? Dann am folgenden Tag wieder ein Anfall, und dann auch am dritten Tag – und gestern, gestern stellte sich dann dieser Affekt ein. Sie schrie mich auf einmal an: ›Ich hasse Iwan Fjodorowitsch! Ich verlange, daß Sie ihn nicht mehr empfangen, daß Sie ihm das Haus verbieten!‹ Ich war vor Überraschung ganz starr und erwiderte ihr: ›Mit welchem Recht könnte ich so einem vortrefflichen jungen Mann das Haus verbieten, noch dazu, wo er so viele Kenntnisse besitzt und solches Unglück hat?‹ Denn alle diese Geschichten, das ist doch ein Unglück und kein Glück, nicht wahr? Sie lachte laut über meine Worte, und zwar so kränkend, wissen Sie. Na, ich freute mich, ich

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