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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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alles getan, was wir in Ihrem Interesse tun konnten, Dmitri Fjodorowitsch«, fuhr Nikolai Parfjonowitsch fort. »Aber da Sie sich so entschieden geweigert haben, uns die Herkunft der bei Ihnen vorgefundenen Geldsumme zu erklären, können wir in diesem Augenblick ...«
    »Was haben Sie da für einen Stein im Ring?« unterbrach ihn Mitja, als tauchte er aus tiefer Nachdenklichkeit empor, und zeigte mit dem Finger auf einen der drei großen Ringe, die Nikolai Parfjonowitschs rechte Hand schmückten.
    »Was das für ein Stein ist?« fragte Nikolai Parfjonowitsch erstaunt zurück.
    »Ja, der da ... Am Mittelfinger, der mit den Äderchen, was ist das für ein Stein?« fragte Mitja hartnäckig und gereizt wie ein eigensinniges Kind.
    »Das ist ein Rauchtopas«, erwiderte Nikolai Parfjonowitsch lächelnd. »Wenn Sie ihn ansehen wollen, kann ich ihn vom Finger ziehen ...«
    »Nein, nein, ziehen Sie ihn nicht vom Finger!« schrie Mitja wütend, der sich auf einmal wieder besann und über sich selbst ärgerte. »Ziehen Sie ihn nicht vom Finger, nicht nötig, zum Teufel ... Meine Herren, Sie haben meine Seele besudelt! Glauben Sie wirklich, ich würde es Ihnen verheimlichen, wenn ich meinen Vater tatsächlich totgeschlagen hätte. Ich würde Winkelzüge machen, lügen, mich verstecken? O nein, das liegt nicht in Dmitri Karamasows Wesen, das würde er nicht fertigbringen. Und wenn ich schuldig wäre, dann hätte ich, das schwöre ich Ihnen, nicht bis zu Ihrer Ankunft und nicht bis zum Sonnenaufgang gewartet, wie ich das ursprünglich beabsichtigt hatte, sondern hätte schon früher ein Ende gemacht, ohne den Tagesanbruch abzuwarten! Das sagt mir mein innerstes Gefühl. Ich hätte in zwanzig Jahren meines Lebens nicht so viel lernen können wie in dieser einen verfluchten Nacht! Und wäre ich in dieser Nacht so ein Mensch gewesen, würde ich jetzt, da ich mit Ihnen zusammensitze, so ein Mensch sein, würde ich so reden und mich so benehmen, wenn ich wirklich ein Vatermörder wäre – wo mir doch schon der unbeabsichtigte Totschlag Grigoris die ganze Nacht keine Ruhe gelassen hat, nicht aus Angst, o nein, nicht aus Furcht vor Ihrer Strafe! Nein, die
    Schandtat an sich hat mich so erregt! Und da wollen Sie, daß ich solchen Spöttern wie Ihnen, solchen blinden Maulwürfen und Spöttern, die nichts sehen und nichts glauben, noch eine neue Gemeinheit von mir erzählen soll, noch eine neue schmähliche Tat? Nein, und selbst wenn mich das vor Ihrer Anklage retten würde! Lieber will ich zur Zwangsarbeit! Derjenige, der diese Tür aufgemacht hat und durch sie hineingegangen ist, der hat ihn auch ermordet und beraubt. Wer es ist? Da stehe ich vor einem quälenden Rätsel – aber Dmitri Karamasow ist es nicht gewesen, das sollen Sie wissen! Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann! Und nun lassen Sie es genug sein, setzen Sie mir nicht länger zu! Schicken Sie mich nach Sibirien, richten Sie mich hin, bloß reizen Sie mich nicht länger! Ich werde nichts mehr sagen. Rufen Sie Ihre Zeugen!«
    Mitja hatte seinen überraschenden Monolog so vorgetragen, als sei er schon fest entschlossen, von nun an konsequent zu schweigen. Der Staatsanwalt hatte ihn die ganze Zeit beobachtet und sagte dann mit der kühlsten und ruhigsten Miene, als handelte es sich um die gewöhnlichste Sache der Welt: »Apropos, hinsichtlich dieser offenstehenden Tür, die Sie soeben erwähnten, können wir Ihnen jetzt von einer interessanten, für Sie wie für uns höchst wichtigen Aussage des alten Grigori Wassiljewitsch berichten. Nachdem er wieder zur Besinnung gekommen war, hat er uns auf unsere Fragen mit aller Bestimmtheit erwidert, daß er zu der Zeit, als er vor die Haustür trat und im Garten ein Geräusch hörte, weshalb er sich entschloß, in den Garten zu gehen, daß er beim Eintritt in den Garten, noch bevor er Sie in der Dunkelheit laufen sah, einen Blick nach links geworfen und tatsächlich das geöffnete Fenster bemerkt habe, zugleich aber auch in weit geringerer Entfernung die offenstehende Tür. Jene Tür, von der Sie erklärt haben, sie sei die ganze Zeit, während Sie im Garten waren, geschlossen gewesen! Ich will Ihnen nicht verhehlen, daß Grigori Wassiljewitsch selbst mit Bestimmtheit den Schluß zieht, Sie müßten durch die Tür gelaufen sein, obgleich er das natürlich nicht mit eigenen Augen gesehen hat, da Sie sich ja schon in einiger Entfernung befanden und auf den Zaun zuliefen, als er sie zuerst bemerkte.«
    Mitja war schon während dieser

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