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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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hatte sich auf einmal erinnert, wie Katerina Iwanowna ihm soeben in Aljoschas Gegenwart zugerufen hatte: »Nur du allein hast mich zu der Überzeugung gebracht, daß Mitja der Mörder ist!« Bei diesem Gedanken erstarrte Iwan: Nie in seinem Leben hatte er sie zu überzeugen versucht, daß Mitja der Mörder sei; vielmehr hatte er sich damals, von Smerdjakow zurückgekehrt, sogar selbst vor ihr verdächtigt. Im Gegenteil, sie war es gewesen, die ihm damals das Schriftstück vorgelegt und dadurch die Schuld des Bruders bewiesen hatte! Und nun hatte sie auf einmal ausgerufen: »Ich bin selber bei Smerdjakow gewesen!« Wann war sie dagewesen? Iwan wußte nichts davon. Also war sie gar nicht so fest von Mitjas Schuld überzeugt! Und was hatte Smerdjakow ihr sagen können? Und was hatte er ihr wirklich gesagt? Ein schrecklicher Zorn überkam ihn. Er begriff nicht, wie er vor einer halben Stunde diese Worte hatte anhören können, ohne sofort dagegen zu protestieren. Er ließ den Klingelgriff los und machte sich auf den Weg zu Smerdjakow. ›Vielleicht werde ich ihn diesmal totschlagen!‹ dachte er unterwegs.

8.
Dritter und letzter Besuch bei Smerdjakow
     
    Er hatte erst die Hälfte des Weges zurückgelegt, als sich ein scharfer, trockener Wind erhob, ein Wind wie am Morgen des Tages, und feinen, dichten, trockenen Schnee herabschüttete. Der Schnee fiel auf die Erde, ohne an ihr zu haften; der Wind wirbelte ihn wieder in die Höhe, und bald bildete sich ein richtiger Schneesturm heraus. In dem Stadtteil, wo Smerdjakow wohnte, gibt es bei uns fast keine Laternen. Iwan Fjodorowitsch lief durch die Dunkelheit, ohne den Schneesturm zu beachten, instinktiv seinen Weg suchend. Der Kopf tat ihm weh, und das Blut hämmerte ihm schmerzhaft in den Schläfen, in den Händen fühlte er einen Krampf. Er hatte Marja Kondratjewnas Häuschen noch nicht ganz erreicht, als er vor sich einen einsamen Betrunkenen bemerkte, einen nicht sehr großen Bauern in einem zerlumpten Kittel. Der Bauer ging im Zickzack, brummte vor sich hin und schimpfte; doch auf einmal hörte er auf zu schimpfen und begann mit heiserer, trunkener Stimme zu singen:
    »Ach, mein Wanka ging nach Piter, und er kommt so bald nicht wieder ...«
    Nach dieser zweiten Zeile brach er immer ab und begann wieder über irgend etwas zu schimpfen; darauf stimmte er dann wieder dasselbe Lied an. Iwan Fjodorowitsch war schon seit einer Weile wütend auf ihn, ohne daß er eigentlich richtig an den armen Kerl gedacht hätte; plötzlich aber wurde er bewußt auf ihn aufmerksam, und sogleich packte ihn ein unwiderstehliches Verlangen, den Bauern durch einen Faustschlag zu Boden zu schmettern. Als er ihn eingeholt hatte, prallte der Bauer, der stark schwankte, mit voller Kraft gegen Iwan. Der stieß ihn wütend zurück. Der Bauer taumelte ein paar Schritte und fiel wie ein Klotz auf die hartgefrorene Erde; er stöhnte nur einmal schmerzlich auf und war dann still. Iwan trat zu ihm. Er lag mit dem Gesicht nach unten da, regungslos und ohne Bewußtsein. ›Sicher wird er erfrieren‹, dachte Iwan und setzte seinen Weg zu Smerdjakow fort.
    Marja Kondratjewna, die mit einem Licht in der Hand herauskam, um zu öffnen, flüsterte ihm schon auf dem Flur zu, Pawel Fjodorowitsch, also Smerdjakow, sei sehr krank; er liege zwar nicht im Bett, scheine aber nicht ganz bei Verstand zu sein; auch seinen Tee habe er nicht trinken wollen, sondern ihn wieder hinaustragen lassen.
    »Und tobt er etwa auch?« fragte Iwan Fjodorowitsch barsch.
    »Nicht doch, im Gegenteil, er ist ganz still. Aber reden Sie mit ihm nur nicht allzu lange!« bat Marja Kondratjewna.
    Iwan Fjodorowitsch öffnete die Tür und ging in die Stube.
    Geheizt war dort ebenso stark wie das erstemal; in der Stube waren jedoch mehrere Veränderungen eingetreten. Eine der Seitenbänke war hinausgetragen worden, und an ihrer Stelle stand ein großes, altes Ledersofa mit imitiertem Mahagoni. Darauf war ein Bett zurechtgemacht, dessen weiße Kissen ziemlich sauber waren. Auf dem Bett saß Smerdjakow, wieder in demselben Schlafrock. Der Tisch war vor das Sofa gerückt, so daß es in der Stube sehr eng geworden war. Auf dem Tisch lag ein dickes Buch mit gelbem Umschlag. Smerdjakow las aber nicht darin; er schien untätig dazusitzen. Er empfing Iwan Fjodorowitsch mit einem langen, stummen Blick und wunderte sich offenbar gar nicht über dessen Kommen. Im Gesicht hatte er sich sehr verändert; er war mager und gelb geworden, und seine Augen waren

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