Die Brueder Karamasow
Ich habe nur die Tat nach Ihrer Anweisung ausgeführt.«
»Ausgeführt? Hast du etwa den Mord begangen?« fragte Iwan. Es überlief ihn kalt.
Es war ihm, als ob in seinem Gehirn eine Erschütterung stattfände, und ein leises, kaltes Zittern ergriff seinen ganzen Körper. Nun staunte selbst Smerdjakow, wahrscheinlich überraschte ihn Iwans Schrecken schließlich durch seine ungeheuchelte Echtheit.
»Aber haben Sie denn wirklich nichts gewußt?« fragte er mißtrauisch, wobei er ihm mit einem schiefen Lächeln in die Augen blickte. Iwan sah ihn immer noch an; er schien die Sprache verloren zu haben.
»Ach, mein Wanka ging nach Piter, und er kommt so bald nicht wieder ...«
tönte es auf einmal in seinem Kopf.
»Weißt du was? Ich fürchte, daß du ein Traum bist, daß du als Gespenst vor mir sitzt«, stammelte er.
»Hier ist kein Gespenst. Hier sind nur wir beide und noch ein gewisser Dritter. Ohne Zweifel ist er jetzt hier, dieser Dritte. Er befindet sich zwischen uns beiden.«
»Wer ist es? Wer befindet sich hier? Wer ist der Dritte?« fragte Iwan Fjodorowitsch erschrocken, wobei er sich nach allen Seiten umsah und hastig jemanden suchte.
»Dieser Dritte ist Gott; die Vorsehung selbst. Sie ist jetzt hier neben uns, aber suchen Sie sie nicht, Sie werden sie nicht finden.«
»Du lügst, wenn du behauptest, daß du den Mord begangen hast!« schrie Iwan wütend! »Du bist entweder verrückt, oder du hast mich zum besten wie das vorige Mal!«
Smerdjakow erschrak wieder nicht im geringsten; er sah den anderen weiterhin prüfend an. Er konnte sein Mißtrauen noch immer nicht überwinden; noch immer schien ihm, daß Iwan »alles wußte« und sich nur verstellte, um »die ganze Schuld auf ihn zu wälzen, und das ihm mitten ins Gesicht«.
»Warten Sie mal«, sagte er endlich mit schwacher Stimme, zog sein linkes Bein unter dem Tisch hervor und begann die Hose aufzukrempeln. Das Bein steckte in einem langen, weißen Strumpf; am Fuß saß ein Pantoffel. Ohne jede Eile band Smerdjakow das Strumpfband ab und fuhr mit den Fingern tief in den Strumpf hinein. Iwan Fjodorowitsch sah ihm zu und begann auf einmal vor panischer Angst zu zittern.
»Du Verrückter!« schrie er und sprang von seinem Platz auf. Er taumelte jedoch zurück, so daß er mit dem Rücken gegen die Wand stieß, und blieb nun sozusagen an der Wand kleben, an der er sich in seiner ganzen Länge aufrichtete. Entsetzt starrte er Smerdjakow an.
Dieser wühlte, ohne sich durch Iwan Fjodorowitschs Schreck stören zu lassen, immer noch in seinem Strumpf herum, als bemühte er sich, darin etwas mit den Fingern zu fassen und herauszuziehen. Endlich hatte er es gefaßt und zog es heraus. Iwan Fjodorowitsch sah, daß es irgendwelche Papiere waren oder vielmehr ein Päckchen Papiere. Smerdjakow zog es heraus und legte es auf den Tisch.
»Da ist es!« sagte er leise.
»Was?« fragte Iwan zitternd.
»Sehen Sie doch selber nach!« sagte Smerdjakow ebenso leise.
Iwan trat an den Tisch, nahm das Päckchen und begann es auseinanderzufalten. Auf einmal zog er jedoch die Finger zurück, als hätte er ein ekelhaftes Reptil berührt.
»Die Finger zittern Ihnen ja immer noch krampfhaft«, bemerkte Smerdjakow und faltete selbst den Umschlag auseinander. Es kamen drei Päckchen regenbogenfarbener Hundertrubelscheine zum Vorschein.
»Hier sind sie alle, die ganzen dreitausend Rubel; Sie brauchen nicht nachzuzählen. Nehmen, Sie sie!« forderte er Iwan auf. Dieser ließ sich auf den Stuhl sinken; er war bleich wie Leinwand.
»Du hast mich erschreckt mit diesem Strumpf ...«, sagte er mit einem sonderbaren Lächeln.
»Haben Sie es wirklich bis jetzt nicht gewußt, wirklich nicht?« fragte Smerdjakow noch einmal.
»Nein, ich habe es nicht gewußt. Ich habe immer an Dmitri gedacht. Bruder! Bruder!« Er faßte sich mit beiden Händen an den Kopf! »Sag, hast du den Mord allein begangen? Ohne meinen Bruder oder mit meinem Bruder zusammen?«
»Nur mit Ihnen zusammen. Mit Ihnen zusammen habe ich den Mord begangen! Dmitri Fjodorowitsch ist ganz unschuldig.«
»Gut, gut ... Zu mir später! Warum zittere ich nur am ganzen Körper? Ich kann kein Wort herausbringen.«
»Damals waren Sie wer weiß wie kühn und sagten: ›Alles ist erlaubt!‹ Und was haben Sie jetzt für einen Schreck bekommen!« sagte Smerdjakow verwundert! »Wollen Sie nicht ein Glas Limonade? Ich werde sofort welche bestellen. Die erfrischt sehr. Nur müssen wir das hier vorher zudecken.«
Er deutete wieder
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