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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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neues Licht hatte sich auf einmal über den »Fall« ergossen; eine gewisse Sympathie für Mitja regte sich. Er jedoch ... Von ihm erzählte man, er sei während Katerina Iwanownas Aussage ein- oder zweimal von seinem Platz aufgesprungen, habe sich dann wieder auf die Bank zurücksinken lassen und das Gesicht mit beiden Händen bedeckt. Als sie geendet hatte, rief er plötzlich, die Arme nach ihr ausstreckend: »Katja, warum hast du mich zugrunde gerichtet?«
    Er schluchzte so laut, daß es durch den ganzen Saal zu hören war. Allerdings gewann er sehr schnell die Herrschaft über sich zurück und rief wieder: »Jetzt bin ich verurteilt!«
    Dann aber biß er die Zähne zusammen, kreuzte die Arme über der Brust und schien in dieser Stellung auf seinem Platz zu erstarren. Katerina Iwanowna blieb im Saal und setzte sich auf den ihr angewiesenen Stuhl; sie war blaß und saß mit gesenktem Kopf da. Diejenigen, die sich in ihrer Nähe befanden, erzählten später, sie habe noch lange Zeit wie im Fieber gezittert.
    Nach ihr erschien Gruschenka, um vernommen zu werden.
    Ich nähere mich jetzt der Katastrophe, die plötzlich hereinbrach und Mitja vielleicht tatsächlich zugrunde richtete. Denn ich bin überzeugt, und das sagten nachher auch alle anderen, auch alle Juristen. Wäre dieser Vorfall nicht eingetreten, hätte man dem Verbrecher mindestens mildernde Umstände zugebilligt. Aber davon gleich; zuvor nur noch einige Worte über Gruschenka. Sie erschien im Saal ebenfalls ganz in Schwarz, mit ihrem schönen schwarzen Schal um die Schultern. Mit ihrem leichten, unhörbaren Gang, sich ein wenig hin und her wiegend, wie etwas volle Frauen manchmal gehen, näherte sie sich der Balustrade, wobei sie unverwandt zum Präsidenten und nicht einen Moment nach rechts oder links schaute. Meiner Ansicht nach war sie in diesem Augenblick sehr schön und durchaus nicht blaß, wie später die Damen behaupteten. Sie behaupteten auch, sie habe ein verschlossenes, böses Gesicht gemacht. Ich glaube nur, daß sie in gereizter Stimmung war und die auf sie gerichteten verächtlichen, neugierigen Blicke unseres skandalsüchtigen Publikums als peinlich empfand. Sie war ein stolzer Charakter, der keine Verachtung ertrug und sogleich in Zorn und Rachsucht verfiel, sobald er nur von irgendeiner Seite Verachtung argwöhnte. Mit diesen Gefühlen vereinigte sich allerdings auch Schüchternheit und eine innere Scham über diese Schüchternheit, so daß es nicht zu verwundern war, wenn sich ihre Redeweise verschieden ausnahm: Bald war sie zornig, bald verächtlich und absichtlich grob, bald schwang wieder ein aufrichtiger, herzlicher Ton der Selbstanklage mit. Manchmal redete sie so, als ob sie sich in
    einen Abgrund stürzte und dabei dachte: ›Einerlei, mag kommen, was da will – ich werde es trotzdem sagen!‹ Über ihre Bekanntschaft mit Fjodor Pawlowitsch bemerkte sie in scharfem Ton: »Das ist alles nur dummes Zeug! Was kann ich denn dafür, daß er sich in mich vernarrt hatte!« Doch einen Augenblick darauf fügte sie hinzu: »Ich bin an allem schuld. Ich habe mich über sie beide lustig gemacht, über den Alten und über den da, und habe sie beide ins Unglück gebracht. Um meinetwillen ist alles geschehen.« Irgendwie kam die Rede auch auf Samsonow. »Wen geht das etwas an?« sagte sie sogleich bissig und herausfordernd. »Er war mein Wohltäter, er hat sich meiner angenommen, als meine Angehörigen mich ohne Strümpfe und Schuhe aus dem Haus trieben!« Der Präsident machte sie, übrigens in sehr höflicher Form, darauf aufmerksam, sie möchte nur auf die Fragen antworten, ohne sich in überflüssigen Einzelheiten zu ergehen. Gruschenka errötete, und ihre Augen funkelten.
    Das Kuvert mit dem Geld hatte sie nicht gesehen; sie hatte nur von dem »Missetäter« gehört, daß bei Fjodor Pawlowitsch ein Kuvert mit dreitausend Rubeln bereitliege. »Aber das sind alles Dummheiten. Ich habe darüber gelacht und wäre um keinen Preis hingegangen.«
    »Wen meinten Sie eben, als Sie von dem ›Missetäter‹ sprachen?« erkundigte sich der Staatsanwalt.
    »Den Diener. Diesen Smerdjakow, der seinen Herrn ermordet und sich gestern aufgehängt hat.«
    Natürlich fragte man sie sofort, welche Gründe sie für eine so entschiedene Beschuldigung habe; es stellte sich jedoch heraus, daß auch sie keine anzuführen wußte.
    »Das hat mir Dmitri Fjodorowitsch gesagt, und ihm können Sie glauben. Eine Person, die es darauf anlegte, Zwietracht zu stiften, hat

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