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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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sie doch durchaus beifällig an. »Meine Tochter hat nun einmal so einen Charakter«, wandte er sich wieder an Aljoscha.
    »Und nichts, was ihm gefallen hätte, gab's auf dem weiten Erdenrund ...«
    »Das heißt, man müßte es eigentlich weiblich sagen: ›Nichts, was ihr gefallen hätte‹ ... Aber jetzt gestatten Sie mir, Sie auch meiner Gemahlin vorzustellen. Hier – das ist Arina Petrowna, eine an den Füßen gelähmte Dame, dreiundvierzig Jahre alt, laufen kann sie zwar noch, aber nur wenig. Sie ist eine einfache Frau. Arina Petrowna, glätten Sie Ihre Gesichtszüge, hier – das ist Alexej Fjodorowitsch Karamasow. Stehen Sie auf, Alexej Fjodorowitsch!« Er packte ihn am Arm und zog ihn plötzlich mit einer Kraft, die man ihm nicht zugetraut hätte, hoch. »Sie werden einer Dame vorgestellt, da müssen Sie doch aufstehen. Das ist nicht der Karamasow, Mamachen, der ... und so weiter, sondern sein Bruder, der durch demütige Tugenden glänzt. Erlauben Sie, Arina Petrowna, erlauben Sie, Mamachen, daß ich Ihnen zunächst die Hand küsse.« Und er küßte seiner Frau respektvoll, ja zärtlich die Hand; das hochmütig fragende Gesicht der Mutter wurde auf einmal außerordentlich freundlich. Das Mädchen am Fenster drehte der Szene empört den Rücken zu.
    »Seien Sie willkommen, setzen Sie sich, Herr Karamasow, oder wie Sie sonst heißen. Setzen Sie sich doch, warum hat er Sie veranlaßt aufzustehen? Eine an den Füßen gelähmte Dame, sagt er. Ja, meine Füße sind geschwollen, wie Eimer, doch am übrigen Körper bin ich ganz dürr. Früher, da war ich wer weiß wie dick. Jetzt sehe ich aus, als ob ich eine Nadel verschluckt hätte ...«
    »Sie ist eine einfache Frau, eine einfache Frau«, flüsterte der Stabskapitän Aljoscha abermals zu.
    »Papa!« rief plötzlich das bucklige Mädchen, das bisher still auf seinem Stuhl gesessen hatte, und hielt sich das Taschentuch vor die Augen.
    »So ein Possenreißer«, rief das Mädchen am Fenster heftig.
    »Sehen Sie, was es bei uns für Neuigkeiten gibt«, sagte die Mutter, indem sie die Arme ausbreitete und auf ihre Töchter wies. »Es ist, wie wenn die Wolken ziehen; die Wolken ziehen vorüber, und es beginnt wieder unsere Musik. Früher, als wir noch beim Militär waren, kamen viele solche Gäste zu uns. Ich will damit keinen Vergleich der Verdienste anstellen, werter Herr. Wer einen liebt, den soll man wieder lieben. Damals kam die Frau des Diakonus zu mir und sagte: ›Alexander Alexandrowitsch ist ein Mann von vortrefflichem Charakter, aber Nastasja Petrowna‹, sagte sie, ›die ist ein Auswurf der Hölle.‹ – ›Na‹, antwortete ich, ›das kommt darauf an, wen man liebt und verehrt; du aber bist ein Häufchen, das zwar nur klein ist, aber arg stinkt.‹ – ›Dich‹, sagte sie, ›müßte man stramm im Zügel halten.‹ – ›Ach du alte Schraube‹, sagte ich, ›wen meinst du denn hier belehren zu können?‹ – ›Ich‹, sagte sie ›lasse frische Luft in mein Zimmer, du verdirbst die Luft.‹ – ›Frag doch mal‹, antwortete ich, ›alle Herren Offiziere, ob ich die Luft verderbe – oder vielmehr eine andere Person.‹ Und das liegt mir seitdem auf der Seele. Als ich nun neulich hier saß wie jetzt und denselben General eintreten sah, der schon zu Ostern gekommen war, da sagte ich zu ihm: ›Wie ist das, Exzellenz, darf eine vornehme Dame frische Luft hereinlassen?‹ – ›Ja‹, antwortete er, ›bei Ihnen müßte die Luftklappe oder die Tür geöffnet werden; die Luft bei Ihnen ist nicht frisch ...‹ Na, und so sind sie alle! Was sie nur mit meiner Luft haben? Leichen riechen doch noch schlechter. ›Ich werde Ihre Luft nicht verderben, sagte ich, ›sondern mir ein Paar Schuhe bestellen und gehen.‹ Um Gottes willen, meine Lieben, macht eurer Mutter keine Vorwürfe! Nikolai Iljitsch, Väterchen, habe ich etwas nicht recht gemacht? Meine ganze Freude ist ja, wenn Illuschetschka aus der Schule kommt und so lieb zu mir ist. Gestern hat er mir einen Apfel gebracht. Verzeiht um Gottes willen, meine Lieben, eurer Mutter! Verzeiht mir, der Vereinsamten, woher ist euch nur meine Luft so zuwider geworden?«
    Die arme Irre begann plötzlich zu schluchzen, Tränen traten ihr in die Augen. Der Stabskapitän sprang eilig zu ihr.
    »Mamachen, Mamachen, Täubchen, hör auf, hör auf! Du bist nicht vereinsamt. Alle lieben wir dich, alle verehren wir dich!« Und er begann ihr wieder beide Hände zu küssen und ihr zärtlich das Gesicht zu streicheln; dann

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