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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Söhnchen fürs ganze Leben eingeprägt. Was soll ich nun als Adliger anfangen? Urteilen Sie selbst, Sie sind ja eben selbst in meiner Wohnung gewesen, was haben Sie da gesehen? Da sitzen drei Damen: Die eine ist an den Füßen gelähmt und schwachsinnig, die andere ebenfalls an den Füßen gelähmt und bucklig, und die dritte hat zwar gesunde Füße, ist aber schon allzu klug, eine Studentin, will wieder nach Petersburg, um an den Ufern der Newa die Rechte der russischen Frau zu suchen. Von Iljuscha rede ich schon gar nicht, der ist erst neun Jahre alt und völlig hilflos. Wenn ich sterbe, was wird dann aus meinen Angehörigen? Das möchte ich Sie nur fragen. Wenn ich ihn nun unter diesen Umständen zum Duell fordere und er mich tötet, was dann? Welches Schicksal erwartet sie dann? Noch schlimmer – wenn er mich nicht tötet, sondern nur zum Krüppel schießt? Dann kann ich nicht arbeiten, der Mund aber bleibt dennoch, wer wird ihn dann füttern, meinen Mund, und wer wird die anderen alle füttern? Oder sollen wir Iljuscha statt in die Schule alle Tage zum Betteln schicken? Nun wissen Sie, was es für mich bedeutet, ihn zum Duell zu fordern! Nur ein dummes Wort, weiter nichts.«
    »Er wird Sie um Verzeihung bitten! Er wird Ihnen mitten auf dem Marktplatz zu Füßen fallen«, rief Aljoscha wieder mit flammenden Augen.
    »Ich wollte ihn vor Gericht bringen«, fuhr der Stabskapitän fort, »aber schlagen Sie mal unser Gesetzbuch auf, ob ich eine
    Genugtuung für diese persönliche Beleidigung erlangen kann. Und außerdem ließ mich nun noch Agrafena Alexandrowna
    zu sich rufen und schrie mich an: ›Untersteh dich nicht, das zu tun! Wenn du ihn vor Gericht bringst, werde ich dafür sorgen, daß es in der ganzen Welt öffentlich bekannt wird, wieso er dich geprügelt hat, wegen deiner eigenen Schurkerei! Dann wird man dir selbst den Prozeß machen!‹ Aber Gott allein weiß, von wem diese Schurkerei ausging und auf wessen Befehl ich untergeordnetes Wesen dabei handelte. Handelte ich denn nicht auf ihre eigene und Fjodor Pawlowitschs Anordnung? ›Und außerdem‹, fügte sie hinzu, ›werde ich dich für immer fortjagen, und du wirst nichts mehr bei mir verdienen. Auch meinem Kaufmann werde ich es sagen ...‹ So nennt sie den Alten: mein Kaufmann. ›Dann wird auch der dich wegjagen!‹ Da dachte ich: Wenn auch der Kaufmann mich wegjagt, was dann? Bei wem soll ich dann etwas verdienen? Denn das sind die beiden einzigen, die mir geblieben sind, da Ihr Vater Fjodor Pawlowitsch mir nicht nur aus einem anderen Grund sein Vertrauen entzogen hat, sondern mich auch noch, gestützt auf meine Quittungen, selbst vor Gericht bringen will. Infolgedessen habe ich mich still verhalten. Sie haben nun einen tiefen Blick in alle diese Verhältnisse getan. Und gestatten Sie mir jetzt die Frage: Hat Iljuscha Sie heute schmerzhaft in den Finger gebissen? Im
    Zimmer wollte ich vor ihm nicht auf diesen Punkt eingehen.«
    »Ja, sehr schmerzhaft. Er war in sehr gereizter Stimmung. Er nahm, weil ich ein Karamasow bin, an mir Rache für die Ihnen zugefügte Beleidigung. Aber wenn Sie gesehen hätten, wie die Steine zwischen ihm und seinen Schulkameraden hin und her flogen! Das ist sehr gefährlich. Seine Kameraden hätten ihn totwerfen können, sie sind dumme Kinder. So ein Stein fliegt und kann einem den Kopf zerschmettern.«
    »Auch heute hat ihn schon wieder ein Stein getroffen, nicht an den Kopf, aber an die Brust, oberhalb des Herzens. Er hat einen blauen Fleck davon bekommen. Als er nach Hause kam, weinte und stöhnte er, und nun ist er krank geworden.«
    »Aber wissen Sie, er greift ja von selber zuerst an. Er ist Ihretwegen wütend. Sie sagen, er hat heute einem gewissen Krassotkin mit dem Messer in die Seite gestochen ...«
    »Auch davon habe ich gehört, das ist gefährlich. Dieser Krassotkin ist der Sohn einer hiesigen Beamtenwitwe, da werden wir vielleicht noch Unannehmlichkeiten haben ...«
    »Ich würde Ihnen raten«, fuhr Aljoscha mit Wärme fort, »ihn eine Zeitlang überhaupt nicht in die Schule zu schicken, bis er sich beruhigt hat. Der Zorn, der jetzt in ihm ist, wird vergehen ...«
    »Zorn!« fiel der Stabskapitän ein. »Ganz richtig, Zorn. Er ist nur ein kleines Wesen, aber es steckt ein großer Zorn in ihm. Sie wissen noch nicht alles. Erlauben Sie, daß ich Ihnen diese Geschichte gesondert erzähle. Nach jenem Vorfall begannen ihn alle Schüler der Schule mit dem Wort Bastwisch zu necken. Die Kinder in der Schule sind

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