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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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seine schöne Katerina Iwanowna abspenstig machen wollte? Ich hatte meine eigenen Angelegenheiten, zum Teufel! Die habe ich jetzt zum Abschluß gebracht und reise ab. Heute habe ich sie zum Abschluß gebracht – du, warst Zeuge.«
    »Du meinst, heute bei Katerina Iwanowna?«
    »Ja, bei ihr. Und ich habe mich mit einem Schlag frei gemacht. Und was ist nun? Was geht mich Dmitri noch an? Dmitri
    ist an allem ganz unbeteiligt! Ich hatte mit Katerina Iwanowna meine eigenen Angelegenheiten. Du weißt es ja selbst, Dmitri hat sich benommen, als hätte er sich mit mir abgesprochen. Ich habe ihn aber in keiner Weise gebeten, er hat mich von selbst feierlich in die Sache einbezogen und mir seinen Segen erteilt. Das alles klingt jetzt vielleicht lächerlich. Nein, Aljoscha, wenn du wüßtest, wie leicht mir jetzt ums Herz ist! Ich habe hier gesessen und mein Mittagessen verzehrt und wollte mir – wirst du es glauben? – schon eine Flasche Champagner bringen lassen, um die erste Stunde meiner Freiheit zu feiern. Pfui Teufel, beinah ein halbes Jahr – und nun auf einmal habe ich alle Fesseln zerrissen! Hatte ich gestern etwa auch nur eine Ahnung davon, daß es mich, wenn ich wollte, nichts kosten würde, diese Geschichte zu beenden?«
    »Du sprichst von deiner Liebe, Iwan?«
    »Ja, von meiner Liebe, wenn du es so nennen willst. Ja, ich hatte mich in ein gnädiges Fräulein, in ein Institutsfräulein, verliebt. Ich quälte mich um sie, und sie quälte mich. Ich umwarb sie ... Und plötzlich ist alles verflogen. Ich habe heute im Affekt gesprochen, doch als ich hinauskam, mußte ich lachen – kannst du es glauben? Es ist buchstäblich so, wie ich sage.«
    »Du sprichst auch jetzt so vergnügt«, bemerkte Aljoscha und musterte Iwans Gesicht, das in der Tat auf einmal vergnügt aussah.
    »Woher sollte ich denn wissen, daß ich sie überhaupt nicht liebe? Hehe! Nun hat es sich herausgestellt, daß das gar nicht der Fall war. Dabei hat sie mir doch so gefallen! Sogar heute noch, als ich meine Rede hielt! Und weißt du, auch jetzt gefällt sie mir schrecklich – und doch fällt es mir leicht, wegzufahren. Du glaubst, ich prahle nur?«
    »Nein, aber das war vielleicht keine richtige Liebe.«
    »Aljoschka«, erwiderte Iwan lachend, »laß dich nicht auf Reflexionen über die Liebe ein! Das paßt nicht zu dir. Aber heute, da hast du dich mal ins Zeug gelegt, o je! Ich habe ganz vergessen, dir dafür einen Kuß zu geben ... Und wie hat sie mich gequält! Wahrhaftig, sie leidet an Überspanntheit. Sie hat gewußt, daß ich sie liebte! Mich hat sie geliebt – und nicht Dmitri!« sagte Iwan bestimmt und heiter. »Daß sie Dmitri zu lieben glaubte, war nur Überspanntheit. Alles, was ich heute zu ihr gesagt habe, war die reine Wahrheit. Die Hauptsache ist jetzt aber, daß sie vielleicht fünfzehn oder zwanzig Jahre brauchen wird, um einzusehen, daß sie Dmitri überhaupt nicht liebt, sondern mich, den sie gequält hat. Möglicherweise wird sie nie zu dieser Einsicht gelangen, trotz der ernsten Lehre von heute. Na, das Beste war, daß ich aufstand und für immer wegging. Apropos, was macht sie jetzt? Was hat sich dort getan, nachdem ich weg war?«
    Aljoscha erzählte von dem hysterischen Anfall und daß sie wohl auch jetzt noch bewußtlos sei und phantasiere.
    »Lügt Frau Chochlakowa auch nicht?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Wir müssen uns erkundigen. An einem hysterischen Anfall ist übrigens noch niemand gestorben. Und selbst wenn sie so einen Anfall gehabt hat – die Hysterie hat Gott dem Weib in seiner Liebe gegeben. Ich werde überhaupt nicht mehr zu ihr gehen. Wozu soll ich mich aufdrängen?«
    »Du hast doch aber zu ihr gesagt, sie hätte dich nie geliebt?«
    »Das habe ich absichtlich gesagt, Aljoschka, ich werde doch Champagner bestellen. Laß uns auf meine Befreiung trinken. Wenn du wüßtest, wie froh ich bin«
    »Nein, Bruder, wir wollen lieber nicht trinken«, sagte Aljoscha plötzlich. »Ich bin in zu trüber Stimmung.«
    »Ja, das bist du schon seit längerer Zeit, ich habe es seit langem bemerkt.«
    »Also, du wirst bestimmt morgen früh wegfahren?«
    »Morgen früh? Daß ich früh fahre, habe ich nicht gesagt ... Übrigens fahre ich vielleicht wirklich in der Frühe. Ob du es glaubst oder nicht: Ich habe hier allein darum zu Mittag gegessen, um es nicht mit dem Alten tun zu müssen – so widerwärtig ist er mir geworden! Wenn er für mich das einzig Wichtige wäre, hätte ich mich schon längst davongemacht. Warum

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