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Die Brüder Löwenherz

Die Brüder Löwenherz

Titel: Die Brüder Löwenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Schlupfwinkel«, sagte Veder.
    »Gebt meinen Bruder frei und nehmt mich statt seiner, würde er sagen, falls er sich aus seinem Bruder wirklich etwas macht und ihn vor Qualen bewahren will.«
    Jetzt konnte ich nicht einmal mehr weinen, solche Angst hatte ich. Jossi aber spielte sich weiter auf und tat sich wer weiß wie wichtig.
    »Das erledige ich schon, wenn ich nach Hause komme«, sagte er, »Karlchen Löwenherz in eine Falle locken ist nicht schwer, das schaff’ ich mit ein paar Keksen. Und dann wird Sophia ihn befreien wollen, und wir haben auch sie in der Falle.«
    »Ist Sophia nicht ein bißchen zu schlau für dich?« fragte Kader. »Glaubst du wirklich, du kannst sie hereinlegen?«
    »Na klar«, sagte Jossi. »Und sie wird nicht mal erfahren, wer dahintersteckt. Denn mir traut sie.«
    Jetzt war er so zufrieden mit sich, daß er vergnügt gluckste.
    »Dann habt ihr sie und den kleinen Löwenherz obendrein. Wie viele Schimmel wird Tengil mir dafür geben, wenn er ins Kirschtal einzieht?«
    Das werden wir ja sehen, dachte ich. 
    Soso, du, Jossi, willst also Karlchen Löwenherz in einen Hinterhalt locken! Doch wenn er gar nicht mehr im Kirschtal ist, was machst du dann? In all meinem Elend stimmte mich der Gedanke ein bißchen froher, wie verdutzt und enttäuscht Jossi sein würde, wenn ihm zu Ohren kam, daß ich verschwunden war! Aber da sagte Jossi: »Karlchen Löwenherz ist ein lieber Junge, aber ein Löwe ist er wahrlich nicht. Einen furchtsameren Knirps gibt es überhaupt nicht. Hasenherz wäre der richtige Name für ihn.«
    Ja, das wußte ich selber. Daß ich niemals auch nur ein bißchen mutig sein konnte und daß ich nicht Löwenherz heißen dürfte wie Jonathan. Aber es war doch schlimm, Jossi dies sagen zu hören. Ich schämte mich und dachte, ich muß, muß doch versuchen, ein bißchen mutiger zu werden. Nur nicht gerade jetzt, wo ich so große Angst habe.
    Endlich war Jossi fertig. Mit mehr Schurkenstreichen hatte er nicht aufzuwarten. Und darum brach er auf.
    »Vor dem Morgengrauen muß ich zu Hause sein«, erklärte er. Und bis zuletzt ermahnten die beiden ihn:
    »Nun sorg aber dafür, daß die Sache mit Sophia und dem kleinen Bruder klappt!«
    »Verlaßt euch auf mich«, sagte Jossi. »Aber dem Jungen dürft ihr nichts tun. Um ihn bin ich beinahe ein bißchen besorgt.«
    Besten Dank, das habe ich gemerkt, dachte ich.
    »Und wenn du wieder mit Nachrichten ins Heckenrosental kommst, denk an die Parole!« sagte Kader.
    »Falls du Wert darauf legst, lebend hineinzukommen.«
    »Alle Macht Tengil, dem Befreier«, sagte Jossi. »Nein, das präge ich mir Tag und Nacht ein. Und Tengil vergißt hoffentlich nicht, was er mir versprochen hat, wie?«
    Er saß schon im Sattel, zum Aufbruch bereit.
    »Jossi, Oberster im Kirschtal«, sagte er. »Das hat Tengil mir versprochen, und das wird er doch nicht vergessen?«
    »Tengil vergißt nie etwas«, antwortete Kader. Und dann ritt Jossi davon. Er ritt denselben Pfad entlang, den er gekommen war, und Veder und Kader hockten dort und sahen ihm nach.
    »Dieser Kerl«, sagte Veder.
    »Der ist was für Katla, wenn wir erst mit dem Kirschtal fertig sind.«
    Er sagte es so, daß einem klar wurde, was es hieß, in Katlas Gewalt zu geraten. Ich wußte von Katla so gut wie nichts, um doch schauderte es mich, und Jossi tat mir beinahe leid, obwohl er ein Schurke war. Das Feuer auf der Lichtung war jetzt niedergebrannt, und ich hoffte schon, auch Veder und Kader würden wegreiten. Ich wünschte so sehr, sie verschwinden zu sehen, daß es fast weh tat. Wie eine Maus in der Falle sehnte ich mich danach, freizukommen. Könnte ich nur ihre Pferde aus der Grotte treiben, bevor die beiden sie holten, dann wäre ich vielleicht gerettet dachte ich, und Veder und Kader würden davonreiten, ohne zu ahnen und ohne je zu erfahren, wie leicht sie den kleinen Bruder von Jonathan Löwenherz hätten fangen können. In diesem Augenblick hörte ich Kader sagen: »Wir legen uns In die Höhle und schlafen erst mal eine Weile.«
    Jetzt ist es also aus, dachte ich. Ach, ist ja auch egal, ich kann nicht mehr. Sollen sie mich doch fangen, dann ist wenigstens Schluß, ein für allemal! Aber da sagte Veder:
    »Wieso erst schlafen? Es ist doch gleich Morgen. Und ich hab genug von diesen Bergen. Ich will zurück ins Heckenrosental.«
    Und Kader willigte ein.
    »Wie du willst«, sagte er. »Hol die Pferde raus!«

    Manchmal, wenn die Gefahr am größten ist, rettet man sich, ohne zu

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