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Die Brüder Löwenherz

Die Brüder Löwenherz

Titel: Die Brüder Löwenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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gebe gar keine Luft mehr. Hier aber gab es sie, und ich sog davon soviel ein, wie ich nur konnte. Ja, ich konnte gar nicht genug davon bekommen. Jonathan lachte mich aus und sagte:
    »Ein bißchen kannst du mir auch übriglassen.«
    Der Pfad, auf dem wir gingen, war weiß von herabgeschneiten Kirschblüten, von oben rieselten zarte, weiße Blütenblätter auf uns herab, und sie blieben im Haar und überall hängen, aber ich mag schmale grüne Pfade voller weißer Kirschblütenblätter, ja, ich mag sie wirklich. Und am Ende des Pfades lag der Reiterhof mit dem grünen Schild an der Gartenpforte.
    »Die Brüder Löwenherz«, las ich Jonathan vor.
    »Stell dir vor, daß wir hier wohnen!«
    »Ja, stell dir vor, Krümel«, sagte Jonathan.
    »Ist das nicht herrlich?«
    Und das war es! Ich verstehe, daß Jonathan es herrlich fand. Ich jedenfalls kann mir keinen einzigen Ort vorstellen, wo ich lieber wohnen möchte. 

    Ein weißes altes Haus war es, keineswegs groß, mit grünen Eckpfosten und einer grünen Tür und einem Stück grünen Rasen ringsum, wo Schlüsselblumen und Gänseblümchen wuchsen. Fliederbüsche und Kirschbäume gab es dort auch, die üppig blühten, und alles war von einer Steinmauer eingerahmt, einer niedrigen grauen Mauer, auf der rosa Blumen blühten. Man hätte ohne weiteres hinüberspringen können, aber war man durch die Pforte gegangen, hatte man das Gefühl, die Mauer schütze einen vor allem, was von draußen kam. Sie gab einem das Gefühl, daheim und ganz für sich allein zu sein. Übrigens waren es zwei Häuser, nicht nur eines, obwohl das zweite eher wie ein Stall aussah. Sie lagen im rechten Winkel zueinander, und dort, wo sie aufeinanderstießen, stand eine alte Bank, die aussah, als stamme sie ungefähr aus der Steinzeit. Jedenfalls war es eine gemütliche Bank und eine gemütliche Ecke. Man bekam fast Lust, sich dort sofort hinzusetzen und ein bißchen zu träumen oder zu reden und den Vögeln zuzusehen und Saft zu trinken oder so etwas.
    »Hier gefällt’s mir«, sagte ich zu Jonathan.
    »Ist es im Haus ebenso gemütlich?«
    »Guck’s dir doch an«, sagte er. Er stand schon vor der Tür und wollte gerade hineingehen, als ein Wiehern zu hören war. Ja, es war tatsächlich ein Pferd, das da wieherte, und Jonathan sagte:
    »Ich finde, wir gehen erst in den Stall.«
    Er ging in das andere Haus, und ich lief hinterher, und wie ich hinterherlief! Es war wahrhaftig ein Pferdestall, genau wie ich es mir gedacht hatte, und dort standen zwei Pferde, zwei schöne braune Pferde, die uns die Köpfe zuwandten und wieherten.
    »Das sind Grim und Fjalar«, sagte Jonathan.
    »Rat mal, welches von beiden dir gehört!«
    »Nein, mich führst du nicht an«, sagte ich.
    »Versuch nicht, mir einzureden, daß ich ein Pferd habe. Denn das glaube ich doch nicht.«
    Aber Jonathan erklärte mir, daß man in Nangijala ohne Pferd nicht auskommen könne.
    »Ohne Pferd kommt man nicht weit«, sagte er.
    »Und hier muß man manchmal weite Strecken zurücklegen, verstehst du. Krümel.«
    Etwas Besseres konnte ich mir gar nicht vorstellen! Daß man in Nangijala ein Pferd brauchte, war wunderbar, denn Pferde habe ich sehr gern. Wie weich ihre Mäuler sind, es ist nicht zu fassen, daß es so etwas Weiches gibt. Ungewöhnlich schöne Pferde waren es, diese beiden dort im Stall. Fjalar hatte eine Blesse an der Stirn, sonst waren sie völlig gleich.
    »Dann gehört mir vielleicht Grim«, sagte ich, weil Jonathan mich raten ließ.

    »Da bist du auf dem Holzweg«, antwortete er, »Fjalar gehört dir.«
    Ich ließ Fjalar an mir schnuppern, streichelte ihn und hatte nicht die Spur Angst, obwohl ich eigentlich noch nie ein Pferd angefaßt hatte. Ich mochte ihn von Anfang an, und Fjalar mochte mich wohl auch, das glaube ich wenigstens.
    »Wir haben auch Kaninchen«, sagte Jonathan.
    »In. einem Käfig hinter dem Stall. Aber die kannst du dir ja nachher ansehen.«
    Ja, das dachte er vielleicht!
    »Ich muß sie aber sofort sehen«, sagte ich, denn Kaninchen hatte ich mir schon immer gewünscht, und zu Hause in der Stadt hatten wir ja keine halten können. Ich sauste um die Stallecke, und wahrhaftig, dort hockten in einem Käfig drei kleine niedliche Kaninchen, die an Löwenzahnblättern knabberten!
    »Komisch«, sagte ich später zu Jonathan, »hier in Nangijala kriegt man wohl alles, was man sich gewünscht hat.«
    »Ja, das habe ich dir doch gesagt«, antwortete Jonathan. Und genau das hatte er wirklich gesagt, als er zu Hause

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