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Die Brüder Löwenherz

Die Brüder Löwenherz

Titel: Die Brüder Löwenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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so leicht und einfach war, wie Jonathan sagte. Leichter und einfacher und schöner als an so einem Morgen konnte es nicht sein. Man wird dadurch wach, daß die Sonne in die Küche scheint und die Vögel draußen in den Bäumen fröhlich zwitschern, und man sieht zu, wie Jonathan leise umhergeht und Brot und Milch auf den Tisch stellt, und nachdem man gegessen hat, geht man seine Kaninchen füttern und striegelt sein Pferd, Und dann reitet man aus, und wie man ausreitet, und der Tau liegt auf dem Gras, daß es überall nur so blinkt und glitzert. Und Hummeln und Bienen surren in den Kirschblüten, und das Pferd läuft im gestreckten Galopp dahin, und man hat fast gar keine Angst. Man hat nicht einmal Angst davor, daß alles plötzlich zu Ende ist, so wie es sonst mit allem geht, was Spaß macht. Nein, nicht in Nangijala! Jedenfalls nicht hier im Kirschtal! Wir ritten lange über die Wiesen, bald hierhin, bald dorthin, wie es gerade kam, dann den Fluß entlang mit all seinen Windungen und Krümmungen, und plötzlich sahen wir den Morgenrauch vom Dorf unten im Tal. Zuerst nur die Rauchfahnen, dann aber das ganze Dorf mit seinen alten Häusern und Gehöften. Wir hörten Hähne krähen und Hunde bellen und Schafe und Ziegen blöken und meckern, und alles klang nach Morgen. Das Dorf war wohl gerade erwacht Eine Frau mit einem Korb am Arm kam uns auf dem Pfad entgegen. Eine Bauersfrau war es gewiß, weder jung noch alt, sondern so dazwischen, und mit gebräunter Haut, wie man sie bekommt, wenn man bei jedem Wetter draußen ist Sie war altertümlich gekleidet, etwa so wie im Märchen.
    »Schau an, Jonathan, dein Bruder ist endlich gekommen«, sagte sie und lächelte freundlich.
    »Ja, jetzt ist er gekommen«, sagte Jonathan, und man konnte hören, daß er sich darüber freute.
    »Krümel, dies ist Sophia«, sagte er dann, und Sophia nickte.
    »Ja, dies ist Sophia«, sagte sie.
    »Wie gut, daß ich euch treffe, dann könnt ihr selber den Korb tragen.«
    Und Jonathan nahm den Korb, als sei er dies gewohnt und brauche nicht zu fragen, was darin sei.
    »Du kommst doch mit deinem Bruder heute abend in den >Goldenen Hahn<, damit ihn alle begrüßen können!« sagte Sophia. Jonathan versprach es, und dann sagten wir ihr auf Wiedersehen und ritten heimwärts. Ich fragte Jonathan, was der »Goldene Hahn« sei.
    »Das Wirtshaus«, antwortete Jonathan.
    »Es heißt der >Goldene Hahn< und liegt unten im Dorf. Dort treffen sich immer alle und sprechen über das, was besprochen werden muß.«

    Ich freute mich darauf, am Abend in den »Goldenen Hahn« zu gehen und die Leute kennenzulernen, die im Kirschtal lebten. Über das Kirschtal und Nangijala wollte ich nämlich alles wissen. Ich wollte feststellen, ob das, was Jonathan mir gesagt hatte, auch haargenau stimmte. Außerdem fiel mir gerade etwas ein, woran ich ihn jetzt beim Reiten erinnerte.
    »Jonathan, du hast gesagt, daß man in Nangijala von früh bis spät und selbst nachts Abenteuer erlebt Weißt du das noch? Aber hier ist es ganz ruhig und still, und Abenteuer gibt es überhaupt nicht«
    Da lachte Jonathan.
    »Du bist doch erst gestern gekommen, hast du das vergessen? Du Dummerjan hast hier ja gerade erst die Nase reingesteckt! Abenteuer wirst du schon noch erleben.«
    Und ich sagte, daß unser Leben auch so schon abenteuerlich und wunderbar genug sei, der Reiterhof und unsere Pferde und Kaninchen und alles. Abenteuerlicher brauchte es meinetwegen gar nicht zu werden. Da sah Jonathan mich so seltsam an, fast, als bedauere er mich, und sagte:
    »Ja, weißt du, Krümel, ich wünschte, daß es für dich so bliebe. Genauso bliebe wie jetzt. Denn glaub mir, es gibt auch Abenteuer, die es nicht geben sollte.«

    Nach unserer Heimkehr packte Jonathan Sophias Korb auf dem Küchentisch aus. Darin waren ein Brot und eine Flasche Milch und ein Töpfchen Honig und ein paar Pfannkuchen.
    »Sorgt Sophia für unser Essen?« fragte ich erstaunt Ich hatte noch gar nicht darüber nachgedacht, woher wir etwas zu essen bekamen.
    »Ja, manchmal«, sagte Jonathan.
    »Ganz umsonst?« fragte ich.
    »Umsonst ja, so kann man es vielleicht nennen«, sagte Jonathan und lachte.
    »Aber hier im Kirschtal ist alles umsonst. Wir geben und helfen einander, wann und wo es nötig ist.«
    »Was gibst du denn Sophia?« fragte ich. Da lachte er wieder.
    »Na ja«, sagte er, »Pferdedung für ihre Rosenbeete zum Beispiel. Um die kümmere ich mich - völlig umsonst.«
    Und dann sagte er so leise, daß ich es

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