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Die Brüder Löwenherz

Die Brüder Löwenherz

Titel: Die Brüder Löwenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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sollten Matthias Befreier nennen und nicht mich.«
    »Nein, ich bin zu alt«, sagte Matthias. »Er hatte ganz recht, dieser Veder. Ob ich lebe oder sterbe, ist einerlei.« »So darfst du nicht reden«, sagte ich. »Jetzt bist du doch mein Großvater.«
    »Ja, vielleicht muß ich deshalb noch am Leben bleiben. Aber einen Kampf zu leiten, dazu tauge ich nicht mehr. Dazu muß man jung sein.« Er seufzte.
    »Wenn nur Orwar hier wäre! Aber er wird wohl in der Katlahöhle schmachten, bis Katla ihn holt.« Da sah ich, wie Jonathan blaß wurde.
    »Das werden wir ja sehen, wen Katla schließlich bekommt«, murmelte er.
    Doch dann sagte er: »So, und jetzt an die Arbeit! Ja, das weißt du auch noch nicht, Krümel: Hier in dem Häuschen schlafen wir tagsüber und arbeiten nachts. Komm mit ich werd’s dir zeigen!«
    Er kroch vor mir durch die Luke in den Schlupf, und dort zeigte er mir etwas. Er schob die Matratze, auf der wir geschlafen hatten, beiseite und hob ein paar lose Dielenbretter hoch. Ich blickte in ein schwarzes Loch, das geradewegs in die Erde führte.
    »Hier beginnt mein unterirdischer Gang«, erklärte Jonathan. »Und wo endet er?«
    fragte ich, obwohl ich es mir denken konnte.
    »In der Wildnis jenseits der Mauer«, sagte er. »Jedenfalls soll er dort enden, wenn er fertig ist. Noch ein paar Nächte, dann ist es, glaube ich, geschafft.« Er kroch in das Loch.
    »Aber ein Stück muß ich noch graben«, sagte er. »Du kannst dir wohl denken, daß ich nicht unmittelbar vor Dodik auftauchen möchte.«
    Dann verschwand er, und ich saß da und wartete. Als er endlich wiederkam, schob er einen Trog voller Erde vor sich her. Er stemmte ihn zu mir empor, und ich schleppte ihn durch die Luke zu Matthias.
    »Gute Erde für meinen Acker«, sagte Matthias, »Hätte ich auch noch ein paar Erbsen und Bohnen zum Aussäen, dann wäre bald Schluß mit der Hungersnot.«
    »Das glaubst du!« sagte Jonathan. »Von zehn Bohnen auf deinem Acker nimmt dir Tengil neun weg, hast du das vergessen?«
    »Du hast recht«, sagte Matthias. »Solange Tengil lebt, wird es im Heckenrosental nur Hunger und Not geben.« Jetzt wollte Matthias hinausschleichen und den Trog auf seinem Acker ausschütten, und ich mußte mich an der Tür aufstellen und Wache halten. Falls ich auch nur die allergeringste Gefahr witterte, sollte ich pfeifen, hatte Jonathan gesagt. Ein besonderes Liedchen sollte ich pfeifen, eins, das Jonathan mir vor langer Zeit, als wir noch auf der Erde lebten, beigebracht hatte.
    Wir hatten damals oft gemeinsam gepfiffen. Abends, nachdem wir zu Bett gegangen waren. Also, pfeifen konnte ich.
    Jonathan kroch wieder in sein Loch, um weiterzugraben, und Matthias schloß die Luke und schob den Schrank davor. »Präge es dir gut ein, Krümel«, sagte er. »Nie, niemals darf Jonathan dort drinnen sein, ohne daß die Luke geschlossen und der Schrank vorgeschoben ist. Vergiß nie, daß du in einem Land bist, wo Tengil herrscht.« »Ich werde es nicht vergessen«, versprach ich. In der Küche war es dämmrig. Auf dem Tisch stand nur eine einzige Kerze, doch selbst die blies Matthias jetzt aus. »Die Nacht muß dunkel sein«, sagte er. »Denn es gibt im Hek-kenrosental zu viele Augen, die sehen wollen, was sie nicht sehen sollen!«
    Dann verschwand er mit dem Trog, und ich stellte mich an die offene Tür, um Wache zu halten. Und dunkel war es, genau wie Matthias es haben wollte. Dunkel war es in den Häusern, und dunkel war der Himmel über dem Heckenrosental.
    Kein Stern leuchtete und auch kein Mond, alles war schwarz, ich konnte nichts sehen. Dann sehen wohl auch all die Augen, von denen Matthias geredet hatte, nichts, dachte ich, und das war ein Trost.
    Ich fühlte mich recht verlassen, wie ich dort stand und wartete, und unheimlich war mir auch zumute, Matthias blieb so lange fort. Ich wurde unruhig, wurde immer unruhiger, je mehr Zeit verstrich. Warum kam er denn nicht? Ich starrte in die Finsternis. War es wirklich noch so dunkel? Plötzlich bildete ich mir ein, es sei heller geworden. Oder hatten sich meine Augen nur an die Dunkelheit gewöhnt? In diesem Augenblick brach der Mond zwischen den Wolken hervor. Etwas Schlimmeres konnte gar nicht passieren, und ich bat Gott, Matthias möge zurückkommen, solange ihn die Finsternis noch ein wenig schützte. Doch schon war es zu spät. In vollem Glanz stand der Mond am Himmel, und eine Flut von Mondlicht ergoß sich über das Tal.
    In diesem Licht sah ich Matthias. Schon von weitem sah ich ihn

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