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Die Brueder

Die Brueder

Titel: Die Brueder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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er nicht für möglich gehalten hatte. Sogleich kam ihm eine Idee, geboren aus dem berauschenden Gefühl, vielleicht doch kein vollkommen trivialer Künstler zu sein.
    Eines Tages während der ersten Wochen in Manningham hatte Albie für ihn eine Führung durch das Haupthaus vom Weinkeller bis hinauf auf den Speicher veranstaltet, was eine gute Weile in Anspruch genommen hatte, da es außer den Räumen für die Dienstboten, um die sie taktvoll einen Bogen machten, etwa fünfzig Zimmer gab. Die Salons und Gästezimmer unterschieden sich zwar hinsichtlich ihrer Einrichtungen in verschiedenen Stilepochen, waren aber im Übrigen recht ähnlich. Die Küchenregion interessierte Sverre umso mehr. Dort ging es lebhaft zu, eine verborgene Maschinerie war unablässig in Bewegung, um das gesamte Haus in Gang zu halten. Was im Speisesaal im ersten Stockwerk steif und zeremoniell von Bediensteten im Frack serviert wurde, war kurz zuvor in Windeseile im organisierten Chaos der Küche fertiggestellt worden, begleitet von einem Schwall von Flüchen und Scherzen, von denen Sverre nur die Hälfte verstand.
    Als er sich dieses Bild von Neuem vergegenwärtigte, sah er ein, dass sich ihm hier eine einzigartige Möglichkeit bot. Unten im Dunkel wurde produziert, oben im Licht wurde gegessen und getrunken. Unten herrschte das pralle Leben mit frivolen Geschichten, oben kühle Konversation und blasierter Konsum.
    Er könnte zwei Bilder malen, upstairs und downstairs, wie man auf Englisch sagte, und sie nebeneinanderhängen. Nein, das wäre taktlos und zu deutlich. Es genügte, wenn diese beiden voneinander getrennten Welten an derselben Wand hingen. Nicht nebeneinander, aber an derselben Wand. Ein warmes Gefühl der Erregung erfüllte ihn, als er sich die vielen Möglichkeiten, die sich mit dieser Idee eröffneten, durch den Kopf gehen ließ. Das war der Durchbruch. Er konnte mehr erreichen, als er je zu hoffen gewagt hatte. Solange er von diesem Gefühl beseelt war, musste er alle Möglichkeiten nutzen. Die Modernisierung der Eisenbahnräder musste warten.
    Am nächsten Morgen stiegen sie in eine geschlossene Kutsche, zum einen weil es regnete, zum anderen weil diese geräumiger war und vier Personen nicht unangenehm dicht zusammenzurücken brauchten. Sverre saß Mrs. Stevens gegenüber, Penelope zu seiner Rechten, und dieser gegenüber saß Mr. Jones. Die Damen trugen Reisekostüme, die Herren ein dunkles Jackett. Penelope beklagte sich unverzüglich darüber, dass diese Art von Kutschen Seekrankheit hervorriefe. Sverre bereute zu spät seine voreilige Erklärung, dass sich dies mühelos beheben ließe. Nun war er in der Pflicht, eine Vorrichtung zu konstruieren, mit der sich die Federung regulieren ließ.
    Als sie eine Stunde später in den Zug stiegen, stellte er fest, dass die Familie Manningham einen eigenen Eisenbahnwaggon besaß, der sich nach Bedarf an den regulären Zug anhängen ließ. Darum also hatten Albie und er ein ganzes Erste-Klasse-Abteil für sich gehabt, als sie von Paddington nach Salisbury gefahren waren. Das brachte ihn erneut auf das Thema Räder. Wenn es ihnen gelang, den Prototyp eines neuen Eisenbahnrads zu entwickeln, müsste man sie eigentlich ohne größeren bürokratischen Aufwand am eigenen Waggon testen können.
    Während der Reise nach Paddington sprach Penelope unablässig über die schwierige Entscheidung zwischen Eisblau und leuchtend Rot. Sverre war unterdessen in Gedanken bei seinen geplanten Küchengemälden.
    London erschien Sverre verrußter und chaotischer als Berlin. Er erkannte den Tower, den Royal Palace und den Piccadilly Circus wieder, laut Albie das heimliche Herz Londons. Was genau er damit meinte, war Sverre nie richtig klar geworden.
    Vor dem Bahnhof wartete eine etwas größere Droschke, ein Vierspänner. Soweit Sverre es beurteilen konnte, hatte das nichts mit erhöhter Zugkraft zu tun, sondern war eine Klassenfrage. Vier Pferde waren einfach eleganter als eines oder zwei.
    Die Wahl des richtigen eisblauen Farbtons zwischen an die zwanzig verschiedenen Seidenstoffen in der Damenschneiderei in der Oxford Street dauerte geschlagene zwei Stunden. Penelope saß unbekümmert auf einem vergol­deten Stuhl mit roten Samtpolstern. Louis-seize, vermutete Sverre, der ungeduldig von einem Bein aufs andere trat. Er stand mit Mrs. Stevens und Mr. Jones hinter Penelope, um bei Bedarf jederzeit Fragen zu beantworten, aber niemand beachtete sie, und die beiden beflissenen Schneidermeister, die Lady

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