Die Brueder
Doppellauf fest, was vermutlich lässiger aussah, als es eigentlich war.
Als Arthur, Albie und Sverre bei den unruhigen, festgebundenen Pferden angelangt waren, konnten sie immer noch die anderen sehen, die inzwischen einen Halbkreis gebildet hatten und sich sehr langsam anschlichen. Plötzlich tat sich etwas, und zwei Schüsse wurden in sehr rascher Folge abgefeuert. Keiner der Männer machte aber nur die geringsten Anstalten zu fliehen. Sie blieben einen Augenblick lang stehen und betrachteten etwas auf der Erde, dann gingen sie auf die weiß blühenden Büsche auf der Anhöhe zu, wo sich ein weiterer Löwe befinden musste.
Dieses Mal gab es einen größeren Tumult, drei Schüsse wurden abgefeuert, und wenig später gesellten sich die Jäger zu ihren drei wartenden Gästen. D und Gal trugen ihre Doppelflinten wieder über der Schulter und scherzten und lachten.
Beim Abendessen wurde die Jagdgeschichte in verschiedenen Varianten zum Besten gegeben. Sverre hatte Albie nur selten so aufgeregt erlebt. D erfüllte das Ergebnis mit Zufriedenheit, wenn nicht gar Glück. Es war ein wirklicher Erfolg, sie hatten sechs Löwen erlegt und vielleicht noch einen weiteren verletzt, um den die Hyänen sich kümmern sollten, und hatten so das halbe Rudel auf einmal zur Strecke gebracht, einschließlich der beiden Brüder und zumindest einer der Löwinnen, denen eine Führungsrolle zukam.
Das bedeutete, dass die Gefahr abgewendet war, die überlebenden Löwen würden sich auf der Suche nach einem neuen Anführer recht weit entfernen müssen, und es würden ein paar Jahre vergehen, bis sie wieder kampffähig waren. Und falls eine der Löwinnen Junge gehabt hatte, so würden sich die Hyänen auch um diese kümmern. Oder der neue Rudelführer. Es war wirklich eine erfolgreiche Jagd gewesen, die ein ordentliches Besäufnis rechtfertigte, wie D fand. Dann stieß er auf das Wohl Albies an, der seine erste Löwenjagd bestritten hatte.
*
Afrika zog Albie und Sverre ebenso unmerklich wie unerbittlich in seinen Bann. Eigentlich hatten sie nur einen Monat länger als die anderen bleiben wollen, aber Albie war von der Jagd wie verhext und Sverre von den Massai, und ihr Gastgeber D konnte ihnen mit beidem dienen.
Nach den zweiwöchigen Hochzeitsfeierlichkeiten verließen sie die Kekopey Ranch, damit die Frischvermählten endlich Zeit für sich hatten, statt sich um die Bewirtung einer Verwandtschaft mit unermesslichem Appetit und Durst kümmern zu müssen. Die Ochsenkarren fuhren in verschiedene Richtungen. Lady Elizabeth, Margie, Arthur und Alberta wurden zur Bahn gebracht, wobei Margie noch zwei Packkisten zusätzlich mit Jacketts, Fracks und Ähnlichem, für die Sverre und Albie im Busch keine Verwendung hatten, mit zurück nahm. Sie hatten ein etwas schlechtes Gewissen, weil sie sich nun mit der doppelten Gepäckmenge abmühen musste, aber Margie lachte nur und wies darauf hin, dass sie es ja ohnehin nicht selbst tragen würde. In Afrika sei es wie in England, es gebe immer Leute, die sich um so etwas kümmerten.
Der andere Ochsenkarren mit D, Lady Florence Anne, Albie und Sverre umrundete auf dem Weg zu D’s Ranch Soysambu den halben See. Albie und Sverre gingen davon aus, dass es sich dabei um ein ebenso solides und komfortables Anwesen handelte wie die Kekopey Ranch.
Der Unterschied war jedoch beträchtlich. Wohnhaus, Schuppen und Lagerhäuser glichen afrikanischen Hütten. Die Wände bestanden aus geflochtenen Ästen und Zweigen, die mit Lehm und Kuhmist abgedichtet worden waren. Nur wenige Zimmer hatten einen Holzfußboden. Einzig die englischen Möbel, die sich hier in D’s afrikanischen Hütten ebenso deplatziert ausnahmen, wie sie bei Gal und im Club in Nairobi natürlich gewirkt hatten, entsprachen dem gleichen Standard. D erklärte, dass er noch keine Gelegenheit gehabt habe, sich um eine standesgemäße Unterkunft zu kümmern, da seine Zeit von ständig neuen Experimenten mit Schafen, Kühen, Straußen und Weizensorten in Anspruch genommen werde. Er erwies sich jedoch als äußerst geduldiger und großzügiger Gastgeber, und niemals äußerte er auch nur andeutungsweise, dass seine Gäste nun lange genug in Afrika verweilt hätten und lieber nach Hause zurückkehren sollten.
D’s Gastfreundschaft war seiner Gutmütigkeit geschuldet, aber auch dem Umstand, dass er schlicht und einfach pleite war, worüber er während seines Aufenthalts bei seinem Schwager Gal kein Wort hatte verlauten lassen. Aber bereits am ersten
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