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Die Brueder

Die Brueder

Titel: Die Brueder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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eine Veranlassung, nachts herumzulaufen und zu verraten, wo sie sich aufhielten?
    Jetzt kam ein ähnliches, nein, dasselbe Geräusch aus einer ganz anderen Richtung. Zwei Trollkönige waren dort draußen. Die Neugier trieb Sverre wieder ins Haus, wobei er, wie er an der Miene der anderen ablas, recht passend eine verfahrene Diskussion unterbrach. Er entschuldigte sich und bat D, ihn nach draußen zu begleiten und ihm die Geräusche zu erläutern.
    D erhob sich rasch und sichtlich erleichtert, ging mit Sverre auf die Terrasse und schloss die Tür hinter sich.
    Typischerweise herrschte erst einmal vollkommene Stille, dann war in der Ferne ein gedehntes Oooouup zu vernehmen.
    »Eine Hyäne«, sagte D. »Meinst du das?«
    »Nein, es war ein tieferes Geräusch, kräftiger, geradezu furchterregend.«
    »Ich glaube, ich verstehe«, sagte D und sah plötzlich bekümmert aus.
    »Da«, flüsterte Sverre, als das tiefe Geräusch endlich wieder zu hören war. D hob sofort die Hand, damit er schwieg. Sie lauschten angestrengt in die Dunkelheit. Dann kam dasselbe Geräusch wie zuvor aus einer ganz anderen Richtung.
    »Verdammt!«, rief D und schlug mit der Faust auf das hölzerne Geländer. »Zwei Brüder, die sich hier niederlassen wollen. Verdammter Mist.«
    »Brüder?«, fragte Sverre ratlos.
    »Ja. Stimme und Intonation sind sehr ähnlich. Löwen. Leider keine jungen Löwen. Sie führen ein ganzes Rudel in unsere Gegend. Sie haben es auf Gals Kühe abgesehen.«
    »Aber hier gibt es doch Tausende von anderen Beutetieren?«
    »Das schon, aber keins ist so dumm wie die Kühe. Gefällt dir die Löwenjagd?«
    »Löwen habe ich noch nie gejagt, ich bin eher Fischer als Jäger.«
    »Verstehe. Morgen gibt es eine Löwenjagd. Übermorgen auch und schlimmstenfalls die ganze Woche lang.«
    D holte tief Luft, kehrte festen Schrittes in den Herrensalon zurück und teilte mit, man müsse am nächsten Tag vor dem Morgengrauen aufstehen.
    Sie ritten los, als es noch dunkel war. D als Erster, dann Gal, hinter ihnen Albie und Arthur, die beide eine doppelläufige Jagdflinte geliehen hatten, die in einem Sattelholster neben dem linken Bein steckte. Sverre kam als Letzter, ohne Waffe, da er noch nie etwas geschossen hatte. Weder Albie noch Arthur hatten je Großwild, in jungen Jahren hingegen Fasane gejagt, und D behauptete, das sei dasselbe, zweiläufige Jagdgewehre seien eins wie das andere. Bei Schrotflinten sei der Rückstoß geringer, aber sie würden den Unterschied kaum spüren, falls sich die Gelegenheit zum Schuss ergäbe. Sie müssten den Löwen einfach nur als verdammt großen Fasan betrachten, falls er ihnen vor die Flinte liefe.
    Neben den vier Männern zu Pferde liefen vier Massai mit Speer, Schild und rostroten Umhängen her. Seltsamerweise trugen die weißen Jäger dieselbe Kleidung wie beim Dinner am Vorabend, dazu breitkrempige Hüte und Schafs­ pelzjacken, weil der Morgen kühl war.
    Sie ritten in einem weiten Bogen um das Gebiet, auf dem Gals Vieh, überwiegend Kühe, graste. Nach einigen Stunden, als die rote Sonne über den Horizont kroch, fanden sie die ersten Spuren und folgten ihnen, wobei die Massai unermüdlich in gleichmäßigem Takt vor den be­rittenen Jägern herliefen. Ab und zu hielten sie inne und lauschten.
    Schließlich bedeutete D mit der Hand, dass angehalten werden sollte. Sie saßen ab und führten die Pferde an einen Baum.
    Dann versammelte D die Jagdteilnehmer um sich und erteilte seine Anweisungen abwechselnd auf Englisch und in der Massai-Sprache.
    »Wir haben Glück«, flüsterte er. »Sie haben ein oder zwei Kühe gerissen, liegen etwa dreihundert Yard von uns entfernt und lassen es sich schmecken. Wir machen es wie die Hyänen, wir nähern uns ihnen langsam, allerdings hintereinander, damit sie nicht merken, dass wir zu mehreren sind. Wir haben den Wind von vorn und die Sonne im Rücken, wenn wir noch fünf bis zehn Minuten warten, dann scheint die Sonne den Viehdieben direkt in die Augen. Das weitere Vorgehen ist einfach. Schießt zuerst auf die beiden Brüder, dann erst auf die größten Löwinnen. Alles klar?«
    Alle Männer außer Sverre nickten eifrig.
    »Willst du lieber hierbleiben oder mitkommen und zuschauen?«, fragte D.
    »Ist es gefährlich?«, wollte Sverre wissen.
    »Durchaus, aber zwei Massai sind bei dir.«
    »Okay. Dann will ich mir das Ganze gerne ansehen.«
    »Gut, dann schnappen wir uns die Biester!«
    Mehr wurde nicht gesagt. Sie warteten eine Weile, während sie ab und zu einen

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