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Die Brueder

Die Brueder

Titel: Die Brueder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Blick auf die aufgehende Sonne warfen. Dann gab D ein Zeichen, und sie gingen in einer Reihe auf die fressenden, knurrenden und sich ab und zu anbrüllenden Löwen zu. Die Sicht war gut, der Schatten, den die sich nähernde Kolonne warf, war mindestens fünfzehn Yard lang. Das Gras war saftig und taubedeckt und verursachte deswegen keine Geräusche. Sverre ging als Vorletzter, einen speerbewaffneten Massai vor und einen weiteren hinter sich, und versuchte es den anderen gleichzutun, indem er mit seinem Vordermann vorsichtig Gleichschritt hielt.
    Es gelang ihnen, sich bis auf weniger als fünfzig Yard zu nähern, da gab D plötzlich einen kurzen Befehl. Alle bewaffneten Männer traten einen Schritt zur Seite, abwechselnd nach rechts und links, und hoben ihre doppelläufigen Flinten.
    Die Löwen unterbrachen ihr von gurgelnden Grunz­lauten begleitetes Festmahl und schauten erstaunt von der zerfetzten Kuh auf. Sie wirkten nicht sonderlich beunruhigt, eher entrüstet, dass sie jemand störte, und dass es sich bei diesem Jemand nicht um Hyänen, sondern um etwas viel Bedrohlicheres handelte.
    Die Schritte des Menschen seien denen der Hyäne erstaunlich ähnlich, erklärte D später.
    »Feuer frei!«, befahl D, und vier Schüsse wurden in ­rascher Folge abgegeben. Das Löwenrudel mit den blu­tigen Schnauzen stob auseinander, einige Tiere brüllten und sprangen in die Luft, andere flohen. Zwei gingen zum Angriff auf die Jäger über. Vier weitere Schüsse wurden auf die angreifenden Tiere abgefeuert, die mit Schmerzens­gebrüll und zuckenden Gliedern zu Boden fielen. Erst jetzt kam Sverre auf die Idee, sich die Ohren zuzuhalten. Die Jäger luden rasch nach, feuerten den fliehenden Tieren hinterher, dann luden sie nochmals nach und warteten ab, da D mit erhobener Hand eine Feuerpause anordnete.
    Einer der großen Löwen mit schwarzer Mähne stemmte sich auf den Vorderbeinen hoch und versuchte sich mit nachgeschleppten Hinterläufen zu entfernen. D und Gal schossen fast gleichzeitig auf ihn, und er brach mit lautem Gebrüll zusammen, wand sich, warf sich einige Male hin und her und blieb dann regungslos liegen.
    D hob erneut seine Hand, alle hielten inne und betrachteten die Szene.
    Vor ihnen lagen vier Löwen. Die zwei Angreifer regten sich nicht mehr und waren ganz offensichtlich tot. Hinter ihnen neben dem Kadaver der Kuh lag das größte Löwenmännchen ebenfalls tot, aber neben ihm eine Löwin, die noch am Leben zu sein schien.
    Obwohl sie still dalag, hob und senkte sich ihr Brustkorb ruckartig.
    Mit gehobenen Gewehren rückten sie langsam in einem Halbkreis vor. Als sie weniger als zehn Yard entfernt waren, deutete D lächelnd auf die Löwin, die sich bewegte und stöhnte, und dann auf Albie. Dieser leckte sich den Schweiß von der Oberlippe, hob sein Gewehr und zögerte.
    »Wohin soll ich zielen?«, flüsterte er.
    »Auf den Kopf«, erwiderte D ebenfalls flüsternd.
    Albie schoss, die Löwin wurde zur Seite geworfen und streckte sich zitternd der Länge nach in einer unglaublich schönen Bewegung aus, während Albie sein Gewehr hob und erneut zielte. D stoppte ihn, indem er vorsichtig seine Hand auf den Gewehrlauf legte und ihn nach unten drückte.
    »Mehr als töten kannst du sie nicht, bedenke, dass Munition teuer ist«, sagte er und trat auf die tote Löwin zu, strich mit den Fingern über den blutigen, geborstenen Kopf, kehrte dann zu Albie zurück und verstrich das Blut auf seiner Stirn.
    »Willkommen im wahren Afrika, Bwana Simba«, meinte er amüsiert.
    Dann wandte er sich an die vier Massai, die auf ihre Speere gestützt warteten, unterhielt sich kurz mit ihnen in ihrer Sprache, wobei diese zustimmend nickten. Worüber sie sich auch unterhalten mochten, sie schienen sich einig zu sein.
    »All right«, sagte D dann an die Weißen gewandt. »Wir haben es mit zwei angeschossenen Löwen zu tun. Einer von ihnen liegt etwa hundert Yard entfernt im Gras, der andere auf der Anhöhe mit den weiß blühenden Büschen. Arthur, Albie und Sverre, ihr geht zu den Pferden zurück und wartet dort, das hier ist nichts für Anfänger, und ich will mich nicht darauf verlassen, dass die verdammten Hyänen die Arbeit für uns erledigen.«
    Arthur, Albie und Sverre kamen seiner Aufforderung nach.
    D, Gal und die vier Massai bildeten eine Reihe und begannen langsam auf den Ort zuzugehen, wo sie den ersten verletzten Löwen vermuteten. D und Gal trugen ihre Jagdgewehre über der Schulter und hielten sie mit einer Hand am

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